Alles Walzer

Auf royale Präsenz muss das Staatsgewalze in Wien verzichten.
Lisbeth  Bischoff

Lisbeth Bischoff

Der Staatsball im Dreivierteltakt sorgt Jahr für Jahr bereits im Vorfeld für mediales Getöse, wer denn wohl zum Opernball erscheinen möge. Prominenz aus Politik, Sport, Kultur und Adel fungiert schon immer als Aufputz für das beeindruckende Ballereignis der Saison.

Da trifft es sich gut, dass die holländische Königsfamilie 1962 im Nobelskiparadies Lech am Arlberg auf Urlaub weilt und Kronprinzessin Beatrix auf ein Tänzchen beim Opernball vorbeischauen kann. Glücklich schwebt sie über das Tanzparkett. Ihre Schwester, Prinzessin Margriet, sagt wegen einer Bänderzerrung ab.

Fürstin Gracia Patricia von Monaco kommt nicht persönlich, schenkt aber 1966 zum Zeichen ihrer Verbundenheit 10.000 Nelken in den monegassischen Farben, die ja auch die Farben Österreichs sind. Auch der frühere spanische König Juan Carlos amüsiert sich dereinst prächtig mit seiner Sofia im wohl schönsten Ballsaal der Welt. 

1990 beehrt Prinzessin Caroline von Monaco mit Ehemann Stefano Casiraghi den Opernball. Der Gang zur Loge wird durch die vielen Fotografen zum Spießrutenlauf. Im Rummel steigt man ihr bereits bei der Feststiege aufs Lagerfeld-Couture-Kleidchen. Vollkommen genervt hüllt sich Caroline in Schweigen (gibt keine der zugesagten Interviews) und in viel Nikotin.

Sarah Ferguson, Ex-Frau des britischen Prinzen Andrew, besucht 1997 den Opernball und hat keinerlei Probleme mit dem Fan-Andrang.

Nachdem seit damals kein adeliger Gast mehr den Wiener Opernball beehrt, kann sich das Staatsgewalze am 16. Februar 2012 vor gekrönten Häuptern kaum retten. Denn Prinz Dimitri von Jugoslawien hat die funkelnden Krönchen für die Debütantinnen entworfen. 

Übrigens: Fast auf den Tag genau, am 9. Februar 1956, kommt es in der Ballnacht zu einem Kälteeinbruch. Die Temperatur sinkt auf minus 26 Grad. Den Besuchern bietet sich ein trauriges Bild. Alle Blumen im Foyer sind erfroren.

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