Wiederbelebung des wohl ersten Multimedia-Stücks

Wiederbelebung des wohl ersten Multimedia-Stücks
„Parade“ – nach Eric Satie/Jean Cocteau und Pablo Picasso – vom Karin Schäfer Figuren Theater mit Urban Dancers im MuTh.

Ein spartenübergreifendes Bühnen-Gesamtkunstwerk ist „Parade“. Kürzlich – leider nur für eine einzige -, dichte Aufführung im Wiener MuTh (MusikTheater) zu erleben, erweckt es das gleichnamige vor knapp mehr als 10 Jahren erstmals aufgeführte Stück zu neuem Leben.

Historischer Skandal

Multimediales Bühnenwerk – was heute oft mit dem Etikett versehen wird (auch wenn es nicht immer hält was es verspricht), war 1917 eine völlige Neuheit. Und bei der Uraufführung in Paris wurde es zum Skandal – aus damals von vielen unverstandenes Gesamtkunstwerk einerseits. Aufgrund des Versuches Straßenkunst ins bürgerliche Theaterhaus zu holen andererseits. Nicht zuletzt aber aus chauvinistisch-nationalistischen Gründen – immerhin war noch (erster Welt-)Krieg.

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Szenenfoto

Mehr Vor- als Spiel

Zufällig und nicht unkompliziert kam es in der Entstehungsphase von „Parade“ zu einer Zusammenarbeit von Jean Cocteau, Erik Satie und Pablo Picasso – und dem Ballett Russes von Sergei Djagilew. Der Plott: Eine rund ¼-stündige Vorstellung von Artistik, Zauberkunst und „Tieren“ in einem Zirkuszelt plus rund einer Stunde Vorspiel aus Klaviermusik und Kunststückeln vor dem Zelt, um potenzielles Publikum in die Arena zu locken.

Kubismus auf der Bühne

Saties Klavierstücke werden live, vierhändig gespielt, Balletttänzer_innen und einige der Zirkus-Artist_innen bevölkern die Bühne, die Manager-Figuren treten in kubistischen Kostümen und Masken auf. Weniger kubistische Motive finden sich hingegen auf dem riesigen von Picasso gestalteten Vorhang – sein flächenmäßig größtes Werk.

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Szenenfoto

Inspiriert vom Originalwerk

Von den wenigen übriggebliebenen Fotos und Dokumenten über das Stück, das später – ohne Skandale – wieder in Paris aber auch in anderen Städten aufgeführt wurde – ließ sich das Figurentheater Karin Schäfer inspirieren. Viele der Bilder – auch aus dem Vorhang – feiern durch Schau- und Figurenspiel sowie modernem Urban Dance sozusagen Wiederauferstehung. Unter anderem auch das „Pferd“ – aus zwei Menschen dargestellt – samt Flügeln (Pegasus).

Auch nicht einfach

Übrigens: Auch diese Aufführung hat eine nicht ganz einfache vor-Geschichte, wie Karin Schäfer erzählt. Ursprünglich hat ein Theatermacher aus Malta bei ihr angefragt, die „Parade“ mit ihm zu erarbeiten. Das Figurentheater recherchierte viel dazu, fertigte schon Figuren an, entwickelte ein Konzept. Und dann platzte die Zusammenarbeit. Worauf Schäfer später die „Parade“ selbst und neu konzipierte. Und in der beschriebenen Kombination einen sehr dichten, interessanten, vielseitigen Bühnenabend bescherte.

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Infos: Was? Wer?

Parade
Visual Theatre meets Urban Dance
Karin Schäfer Figuren Theater

Regie: Karin Schäfer
Musik: Erik Satie
Choreographie: Valentin Alfery
Figurentheater: Karin Schäfer, Almut Schäfer-Kubelka
Tanz: Cat Jimenez, Patrick Gutensohn, Valentin Alfery
Klavier: Ardita Statovci, Ariane Haering

https://www.visualtheatre.productions/

Historische Hintergrundinfos auf Wikipedia

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