Widerwitzig werden Ochs und Esel zu Eltern eines (Jesu-)Kindes

Zwei Frauen sitzen an einer Krippe, während ein Mann mit Engelsflügeln Keyboard spielt.
„Ox & Esel“, ein humorvoll-freches Krippenspiel wird jetzt in Linz, Graz und Perchtoldsdorf (NÖ) gespielt.

Vor 20 Jahren geschrieben, landauf, landab von Dutzenden Theater gespielt (manchmal wird es als auf deutschsprachigen Bühnen meistgespieltes Stück genannt), erlebt das witzige, streckenweise auch ein wenig freche Weihnachtsstück „Ox und Esel“ in Österreich derzeit geradezu einen Boom. Gezeigt wird das Krippenspiel anderer Art im Linzer Theater des Kindes, im THEaterOrt Pertcholdsdorf sowie im Grazer Next Liberty.

Die Story kürzest erzählt. Ox kommt „hunde“müde von der Arbeit nach Hause in den Stall, will aus der Krippe Heu fressen und erschrickt. Da liegt etwas, das noch dazu lebendig scheint. Esel, der spät kommt und redete und redet und… erkennt dieses etwas als Menschenkind. Und vermutet, es könnte noch dazu ein besonderes dieser Art sein, nämlich Jesus. Aber wo sind die Eltern. Irgendwie will der Ochs das Kind möglichst schnell loswerden, als es ein Soldat des Kaisers holen will, wird er allerdings zum Beschützer. Nach und nach übernehmen die beiden Tiere die Elternrolle für das Kind, selbst wenn es nicht Jesus wäre…

Zwei Frauen sitzen an einer Krippe, während ein Mann mit Engelsflügeln Keyboard spielt.

Zwei Frauen stehen auf einer Bühne vor einer gelben Krippe mit Heu.

Zwei Schauspielerinnen in Kostümen stehen auf einer Bühne vor einer Holzkulisse.

Szene aus dem Theaterstück „Ox und Esel“ mit zwei Darstellern auf der Bühne.

Mit Live-Musik in moderner Berghütte

Im Linzer Theater des Kindes wirkt der Stall wie eine ziemlich frisch er- und eingerichtete Berghütte – auf ein wenig alt gestylt mit einem entsprechenden Ofen – aus dem der „heiße“ Rauch natürlich über sehr kaltes Trockeneis (Ausstattung: Michaela Mandel). Auch die Krippe scheint nigelnagelneu aus einem Baumarkt. Aus einem Fenster eröffnet sich ein Blick auf Weihnachtsbäume und vorne an der Berghütte dran auf dem Dach ist der klassische Weihnachtsstern-Komet zu sehen – der dann am Ende auch noch – wie die Bäume im Hintergrund beleuchtet wird.

Herrlich keppeln – immer mit einem Schuss (Selbst-)Ironie Simone Neumayr und Katharina Schraml wie ein altes Ehepaar. Allerdings eines bei dem gegenseitige Zuneigung doch noch immer zu verspüren ist. Selbst dann wenn vor allem anfangs der Ochs das weinende Kind am liebsten ganz weit weg sehen würde, vermitteln die beiden Darstellerinnen der Tiere was auch schon im Text von Norbert Ebel angelegt ist: Sie würden das hilflose Menschenkind doch nicht im Stich lassen.

Instrumente und Spielzeug

Sowohl musikalische Untermalung als auch die Schaffung gefühlsmäßiger Atmosphäre und obendrein so manche – witzige – Geräusche steuert (Live-)Musiker Karl Lindner bei. Falttür an einer Seitenwand des „Stalles“ geöffnet und schon ist er sicht- und hörbar. Wenn das Baby in der Krippe weint oder gar heult – so pfeift der Musiker in Spielzeug-Instrumente. Er bedient gut ein Dutzend Klang-, Geräusch- und Musikinstrumente – vom Keyboard über schon erwähnte Spielzeuge bis zu einem mit Wasser weniger als halb gefüllten Glas oder eine Kuhglocke.

Regisseur Alexander Kratzer hat gemeinsam mit den Schauspielerinnen die eine oder andere im Originaltext vorhandene grenzwertige Formulierung ebenso gestrichen wie das Trocken-lecken des „übergelaufenen“ Kindes einfach durch Trocken-legen ersetzt. (Das macht auch die Grazer, nicht jedoch die Perchtoldsdorfer Version.) Was bleibt ist der Humor, der den ganzen Stücktext durchzieht samt auch recht witziger Demaskierung (noch immer) gängiger Rollenklischees.

Zwei Männer in Kostümen stehen vor einer bemalten Kulisse mit kosmischen Motiven.

Perchtoldsdorf: Zwei Männer und ein Schuss Clownerie

Spielen in Linz zwei Schauspielerinnen die beiden Tiere, die zu sozialen Eltern des Menschenkindes werden, so schlüpfen im THEO.TheaterOrt für junges Publikum Perchtoldsdorf (Niederösterreich) mit David Czifer (Ox) und Jakob Leonhard (Esel) zwei Männer in diese Rollen (Regie führte die Intendantin des Hauses Birgit Oswald). Letzterer bringt im einem Schuss Clownerie die vielen Verwechslungswortspiele des Textes - Deformation mit Geschenken, Staats-äh-degeneration oder wie das heißt ... Detonation, äh, nein, Degelation, jetzt hab ich’s, Delegation – sozusagen zum Funkeln. Und der vom 12-Stunden-Arbeitstag abgekämpfte Ox bremst seinen Ärger und Zorn darüber, nicht und nicht an sein Abendessen heranzukommen gleich durch eine dezent verströmte Schicht aus Gemütlich- und Menschlichkeit.

Zwei Männer in Kostümen stehen vor einer bemalten Kulisse in Perchtoldsdorf.

Zwei Männer in Kostümen stehen vor einer bemalten Kulisse mit kosmischen Motiven.

Ein Mann mit Hörnerhut steht vor einer Krippe auf einer Theaterbühne.

Zwei Männer stehen vor einer bemalten Kulisse mit einem hölzernen Krippenständer.

Kinder malten Bühnenbild ...

Hier kommen die Geräusche des Kindes, das hier lediglich aus einem Stoffbündel (in Linz steckt eine Puppe drin) besteht, vom Band.

Beim Versuch, das gedrehte Rollenklischee noch einmal zu karikieren, hat sich das Team allerdings – zumindest in einer der letzten Proben vor der Premiere, die der Kinder-KURIER besuchen durfte, ein wenig überdribbelt und blieb im Klischee selber hängen.

Spannend das Bühnenbild, das Blicke in die unendlichen Weiten des Universums eröffnet – gemalt von Kindern – für eine Version des Klassikers „Der kleine Prinz“ – aber ebenso gut auch hierher passt.

Auf einer Bühne sitzen zwei Personen in einem Bett, während eine dritte Gitarre spielt.

Graz: Musik und ein multifunktionaler Schrank

Wie in Linz bevölkert ein Live-Musiker die Grazer Version (die ich zugegebenermaßen – im Gegensatz zu den beiden anderen – nicht gesehen habe). Trailer auf der Next-Liberty-Homepage und ein Telefonat mit dem Grazer Kinder- und Jugendtheaterhaus ergeben, dass auch hier die Musik untermalt, mitunter das Geschehen aber auch kommentiert. Die Krippe „verschwindet“ hier als solche und geht auf in einem multifunktionalen hölzernen Schrank mit Laden und Türen und verwandelt sich in was immer von den beiden – wie in Perchtoldsdorf männlichen – Schauspielerin gebraucht wird.

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Ein Mann im Kostüm hält eine Puppe auf einer Bühne.

Zwei Schauspieler auf einer Bühne mit Holzbühnenbild vor einem Sternenhimmel.

Zwei Schauspieler stehen auf einer Holzbühne während einer Aufführung.

Auf einer Bühne sitzen zwei Personen in einem Bett, während eine dritte Gitarre spielt.

Zwei Männer in Kostümen sitzen auf einer Holzbühne und essen.

Ein Musiker mit Hut spielt Gitarre, umgeben von verschiedenen Musikinstrumenten.

Zwei Schauspieler in Kostümen stehen auf einer Bühne, einer hält eine Engelsfigur.

Ein Musiker mit Hut und Dreadlocks spielt Schlagzeug und Gitarre auf der Bühne.

Ein Mann im Pelz trägt eine Jesuskind-Statue auf einer Theaterbühne.

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