Wer findet zuerst den Egel/die Egel?

Expedition auf der Suche nach - den Rollen von Frauen und Männern
„Höhlenbrüter“: Ringen um Ausweg aus Geschlechterklischees – angesiedelt in einer Höhle und der Forschungs-Community.

Er (Jonathan Kleiber gespielt von Marius Grabher) hat sich nicht nur den Posten als wissenschaftlicher Leiter erstritten, er will auch den Ruhm der Erstentdeckung einer speziellen Egel-Art für sich allein einheimsen. Die – mindestens – ebenso qualifizierte Forscherin (Viktoria Ratheiser dargestellt von Isabelle August) hat stets das Nachsehen – und zwei Kinder.

Ergibt allein das schon einen Grundkonflikt bei der Expedition in eine Höhle, um diesen Egel erstmals zu sichten, gesellen sich in „Höhlenbrüter“, einem Stück der „Wiener Spielwut“, noch weitere – konfliktfördernde – Figuren hinzu: Da ist vor allem eine Ärztin (Lisa Maier), vorgeblich feministisch, die in Wahrheit aber nur extrem selbstsüchtig ist und alle anderen gegeneinander ausspielt. Zwei Mitarbeiterinnen des Forschungsinstituts – Marie (Sabine Hödl) und Katharina Bach (Jennifer Gross). Und ein Journalist (Johannes Ayrle). Wie die Ärztin klischeehaft überzeichnet, wirkt auch er schubladenhaft ständig auf der Suche nach DER Story.

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"Nur" die Rahmenhandlung

Das durch Stoffbahnen und Lichtspiele sehr fluide wirkende Bühnenbild eröffnet die Illusion des Eintauchens in die Höhle samt auftauchender Probleme, den Ausstieg wieder zu finden. Wobei Höhle, Forschung und Egel ohnehin in Wahrheit „nur“ Rahmenhandlung darstellen, um unterschiedliche Geschlechterkonflikte zu verhandeln und sich auf die Suche nach Auswegen aus überkommenen Rollenmustern zu machen. Dazu gab’s vor allem in der Vorphase der Stückeentwicklung Workshops mit der Initiative HeForShe Vienna.

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Brüche

Mehrmals unterbrechen die sechs Schauspieler_innen den Handlungsstrang und treten gemeinsam tanz-performativ auf, um den einen oder anderen Knackpunkt zu be-ackern/ einen solchen mit tänzerischen Axtschlägen zu spalten usw. Und hier agieren sie stets mit- und nicht wie im Schauspiel gegeneinander – begleitet von Live-Musik, die auch sonst für eine Abrundung der gesamten stimmigen Atmosphäre beiträgt.

Die gemeinsamen Tanz-Performance-Einschnitte stehen aber auch für Brüche nach denen Figuren eine Weiterentwicklung durchmachen. Die vielleicht offensichtlichste: Der egomanische, patriarchische Forscher anerkennt die wissenschaftliche Leistung seiner Konkurrentin. Damit öffnet sich auch die Chance, der weiteren – gemeinsamen - Erkundung in der Höhle.

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Zu sehr aufgesetztes Happy End

Allerdings löst sich gegen Ende zu alles vielleicht doch zu krampfhaft gewollt in Harmonie auf –schließlich werden alle sechs in einer Art riesigem Körperstrumpf zu einem mehrteiligen Egel, also einem Wesen weder Mann noch Frau. Das und ein paar Schwächen im Plott – immerhin sind ohnehin alle Egel Zwitter, wieso dann diese Höhle? Und die Mitnahme eines Journalisten auf eine Expedition, deren Ausgang noch gar nicht abgeschätzt werden kann? – trüben ein wenig das Anliegen. Dem wäre vielleicht mit offenem Ende und bzw. oder Fragen, die sich Zuschauer_innen danach stellen, mehr gedient gewesen.

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Wer findet zuerst den Egel/die Egel?

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