Wer diktiert das Spiel – Mensch oder Maschine?

Elda Gallo "zeichnet" mit Hilfe multimedialer Technik durch ihren Tanz
Multimediale Tanzperformance „Accalia“, ein Gastspiel aus der Schweiz im Dschungel Wien.

Inmitten einer Geräuschkulisse, die an Maschinen erinnert, erscheint die weiß gekleidete Solotänzerin (Elda Gallo). Schwarze Striche flimmern über sie – und erscheinen auch auf der hellen Projektionswand im Hintergrund. Es scheint, als würde sie ge-scannt. Irgendwie wird sie das auch tatsächlich.

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Echtzeit-Körper-Tracking

Wir befinden uns in der Vorstellung „Accalia“, einer multimedialen Tanzperformance – mit einer Tänzerin live auf der Bühne und einem ausgetüftelten Echtzeit-Körper-Tracking-System durch welches Projektion und Musik unmittelbar auf die Bewegungen der Darstellerin reagieren. In dieser Performance ist auch die extreme Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten zu bemerken. Vor rund fünf Jahren hatte der Choreograf von „Accalia“ gemeinsam mit sieben Künstler_innen „Inside a Cube“ produziert. Auch da schufen Tänzer_innen über multimediale Anwendungen Bilder – damals noch weit eckiger und ruckeliger.

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Schwarzmalen?

Mit Hilfe dieser multimedialen Maschinerie „malt“ sie sozusagen mit ihren Tanzbewegungen sowohl den weißen Tanzboden als auch die Projektionswand an. Erst ergeben sich Ab- bzw. dunkle Spiegel-Bilder ihrer Bewegungen. Je mehr sie tanzt und mit ihren Bildern spielt, desto dünkler werden Flächen, überlagern sich, überlappen. Einzelbilder werden zu ganzen Landschaften. Schließlich hat sie die beiden großen Flächen praktisch komplett geschwärzt – eine Schwarzmalerin? Durch eigenes Agieren mit der Technik die ganze Aussicht verdunkelt?

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Wer gibt den Ton an?

In der Folge tauchen weiße Streifen, Blöcke und später Punkte auf. Die bewegen sich zeitweise allerdings unbeeinflusst durch die Tänzerin, ja im Gegenteil: Nun zwingt die Technik die Tänzerin zu Reaktionen. Während dies für die Vierecke gilt, hat sie wiederum die Macht über die Punkte und Kügelchen, holt sie von der Projektionswand auf den Bühnenboden und malt mit ihnen schwunghafte Linien und Formen. Und doch ist sie irgendwie gefangen in dieser (digitalen, virtuellen) Welt.

Benutzen, verwenden Menschen – vertreten durch die Tänzerin – die (digitale) Technik, sind sie die mächtigen oder werden sie von computer-gesteuerten Maschinen beherrscht? Erst ganz am Ende dieses Machtspiels, geschätzt eine Minute vor Schluss, sozusagen knapp bevor die Tänzerin aus diesem Ambiente – ins reale Leben (?) - ausbricht, kommt erstmals Farbe ins Spiel dieser bis dahin ausschließlich Schwarz-Weiß-Welt, die vielleicht auch für das binäre 0/1-System stehen mag.

PS: Nach der Vorstellung kann das Publikum dieses Tracking-System kurz ausprobieren, mit eigenen Bewegungen Wand und Boden „anmalen“.

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Infos: Was? Wer? Wann? wo?

Accalia
Multimediale Tanzperformance
Ab 13 J., ¾ Stunden, anschließend kann das Publikum diese Technik ausprobieren

Konzept, Idee: Philip Whitfield, Martin Fuchs, Sebastian Zuber
Tanz: Elda Gallo
Projektion: undef (Martin Fuchs, Philip Whitfield)
Musik: Manuel Oberholzer (feldermelder)

Produktionsleitung, Choreografie: Sebastian Zuber
Produktionsassistenz: Yannik Rütimann
Regieassistenz: Anna Friedrich

Wann & wo?
Bis 23. Februar 2019
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20-20
www.dschungelwien.at

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