Wer das Herz für Susi erwärmt, wird bei Jiyad nicht abkühlen

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"DaNachHier" - ORF III-Serie: Schauspieler_innen erzählen echte Fluchtgeschichten. KiKu-Gespräch mit Beteiligten. 20 Fotos.

Die junge Frau sitzt vor dem Hühnerstall ihrer Oma im Waldviertler Groß Haslau auf einer umgedrehten Scheibtruhe zwischen Hühnern, schaut in die Ferne, dann wieder via Kamera direkt in die Augen des TV-Publikums und beginnt zu erzählen: Von ihrer Kindheit und frühen Jugend im engen Haus – zu acht in drei Zimmern. Dafür aber mit einem riesigen Garten. Und von der Schule, „die war hart bei uns, bist du deppad“. Der Vater Lehrer „und ich hab gewusst, ich muss lernen, und ich wollt ja auch. Ich weiß, das klingt jetzt blöd, wenn man’s selber sagt. Aber, ich war eine der besten in der Klasse...“

Erst ab dem Moment, wo sie schildert, dass sie in einer anderen Sprache lernen musste, weil die eigene verboten war, dämmert’s: Die Frau in der knapp zehnminütigen Niederösterreich-Folge der Reihe „DaNachHier – G’schichtn aus der Heimat“ ( ORF III, Sonntag, 5. August, 9.05 Uhr Folge 5; davor ab 8.55 Uhr Folge 4 aus Wien, wo Schauspieler Gerald Pribek die Geschichte von Zaid Salah erzählt, Sohn eines verfolgten irakischen Diplomaten) schildert nicht die eigene Geschichte, sondern die von jemandem anderen. Hier erzählt konkret die Schauspielerin Susanne Preissl das Leben von , wie die sich für dieses Projekt nennt. Die nunmehr 22-jährige Studentin der Verfahrenstechnik an der TU Wien hat eine abenteuerliche, gefährliche Flucht hinter sich – von Qamishli im kurdischen Gebiet Nordsyriens über Istanbul, Bulgarien, Serbien und Ungarn bis nach Wien.

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Szene aus dem Film

"Trojanisches Pferd der Empathie"

„Das Herz, das sich für Susi erwärmt, wird sich für nicht mehr so leicht abkühlen“, bringt der Erfinder der Serie, Sepp Brudermann, das „trojanische Pferd der Empathie“ wie er es nennt, auf den Punkt. „Wir hatten uns überlegt, wie können wir Fluchtgeschichten so verpacken, dass Menschen nicht sofort abschalten, zumachen. Im Tiroler, Kärntner, oberösterreichischen und nun im Dialekt erzählen Schauspieler_innen die wahren Geschichten als wären sie ihre eigenen. Die Basis bildet ein auf ca. zwei A4-Seiten stark verdichteter Text Brudermanns, das dieser aus mehrstündigen Interviews mit den jeweils Geflüchteten verfasst.

„Ich musste mir die Geschichte aneignen, sie verinnerlichen, sie zu meiner eigenen machen“, sagt die 31-jährige Schauspielerin beim Treffen mit Regie-duo und vor allem ihrer Protagonistin, das der (Kinder-)KURIER initiiert hatte. „Insofern bin ich froh, dich erst jetzt kennen zu lernen“, wandte sie sich an Jiyad, „sonst hätten sich deine Bilder zwischen die Geschichte und mir gedrängt“.

Gemeinsam mit Anabel Rodriguez und mit Unterstützung von Ali Khezrpoor (2nd Unit Kamera) realisiert(e) Brudermann die Folgen, die ersten drei waren Teil eines speziellen Förderprogramms „Pixel, Bytes & Film“, für die nunmehrigen müssen mühsam einzeln Finanzierungen bei den Bundesländern aufgetrieben werden.

Schon 2015 waren er und die aus Venezuela stammende Künstlerin nach Traiskirchen gefahren und hatten Film-Workshops für Flüchtlinge angeboten. Dabei stieß Ali Khezrpoor, der aus dem Iran zu Fuß geflüchtet war, zum Team.

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Making Of - das Drehteam und die Schauspielerin

Abenteuerliche Flucht

Jiyad, die – wie ihre Kolleg_innen in den anderen Episoden – in der letzten Minute im Film auftaucht - hat eine abenteuerliche, gefährliche Flucht hinter sich. Aufgewachsen mit ihrer Familie im Qamishli im nordsyrischen Kurdengebiet, flüchtete die Familie als die ersten Schüsse auf Demonstrierende fielen, erst in die Türkei. In Istanbul mussten alle vier Kinder bis zu 12-Stunden-Schichten in Fabriken schuften. Die Eltern sparten so, dass sie zumindest vorübergehend die syrische Schule besuchen konnte, wo Jiyad mit Auszeichnung maturierte. Damit hätte sie sogar kostenlos studieren dürfen. „Aber das wollte ich nicht, wenn meine Geschwister arbeiten hätten müssen“, erzählt sie in der Gesprächsrunde mit der Erzählerin ihrer Geschichte, dem Regie-Duo Sepp Brudermann und Anabel Rodriguez und dem (Kinder-)KURIER.

Der weitere Weg nach Österreich – wird in der ORF III-Folge von der Schauspielerin Susanne Preissl erzählt ... (nochmals: ORF III, Sonntag, 5. August, 9.05 Uhr)

Fotos aus dem Film - und vom Treffen mit den Beteiligten

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Jiyad und Susi

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Susanne Preissl vorm Hühnerstall ihrer Oma in Groß Haslau (Waldviertel, NÖ)

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Jiyad, die nicht will, dass ihre Identität Preis gegeben wird und ihr Gesicht vollständig im Film zu sehen ist

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Making Of: Die Schauspielerin mit Regie-Duo Sepp Brudermann und Anabel Rodriguez und 2nd-Unit-Kamera-Mann Ali Khezrpoor

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"Schlag ein!" - Jiyad, KiKu-heinz und Susi, die Schauspielerin, die Jiyads Geschichte berührend erzählt.

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