Schauen und suchen, wofür steht diese Figur

Barbara Novotny, vor allem als Antigone
Barbara Novotny spielt vor allem die Antigone; aber auch Hans Scholl und mehrere Nazi-Widersacher der Sophie Scholl.

Wie ist das Switchen in so unterschiedliche Rollen?
Das ist Übungssache. Durch die proben kriegt man das mit, schnell mitdenken und schnell in die nächste Figur hineinzuschlüpfen.

Die Antigone hast du schon in der Schule gelesen, oder wann bist du zum ersten Mal auf sie gestoßen?
In der Schule nicht. In der Vorbereitungszeit für die Aufnahmeprüfung auf der Schauspielschule hab ich sie zum ersten Mal gelesen. Das hat mich damals sehr fasziniert, ich hab dann tatsächlich die Antigone von Jean Anouilh (1942, das Original von Sophokles ist aus dem Jahre 442 v. u. Z.) vorgesprochen. Das hat mich damals sehr fasziniert, dass sich so ein junges Mädchen hinstellt und sagt: „Nein, ich tu das und sorge dafür, dass etwas passiert, was richtig ist und dass nicht die Willkür den Sieg davonträgt.

Das lebst du selber auch?
Ich wünschte, ich würde es mehr tun. Ich versuch, es so gut ich kann, zu leben. Da ist aber sicher Luft nach oben. Das sind alles Figuren, die man sich nur zum Vorbild nehmen kann. Aber man selber hat sicher auch oft genug die Möglichkeit, den Mund aufzumachen und etwas zu sagen oder zu tun.

Die Anouilh-Version ist ja zweieinhalb Tausend Jahre jünger, hast du auch die historische Fassung gelesen?
Natürlich hab ich alles gelesen, was ich finden konnte und auch die diversen Stücke, in denen sie vorkommt. Das ist ja keine historische Figur, aber ich muss ja trotzdem einen realen Anknüpfungspunkt für mich finden, um sie spielen zu können. Zu schauen, wofür seht sie und was ist die Kerngeschichte, die sie erzählt. Und das ist bei ihr eben: ich entscheide aus dem Herzen und aus der Vernunft.

Insofern ist die antike Tragödie nichts verstaubtes, oder?
Nein, grad wenn man diese Szenen mit der Ismene, ihrer Schwester, und Kreon (Onkle und König) liest, da stehen ja zwei Meinungen gegeneinander. Man könnte ja durchaus sagen, vielleicht hat auch sie nicht recht, man kann sie ja durchaus auch kritisieren. Aber das sind Figuren, die miteinander nicht klarkommen, weil jeder auf seinem Standpunkt beharrt. Und das gibt’s heute ja nach wie vor, da hat sich ja nichts geändert, nur die Sprache ist anders. Die Gedanken wird man glaub ich zu allen Zeiten wiederfinden.

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