Royale Freude über Schnecke/ Csiga/ Puž

Die Erfinderin und mehrsprachige Kinder
Burgenländische Kindergärtnerin produziert Büchlein in den drei Landessprachen. Dankesbriefe aus europäischen Königshäusern.

„Sigmund, die Schnecke“ trifft auf ihrer Reise über die Wiese eine Eidechse, zwei Maulwürfe, drei Frösche und noch so manch andere Tiere – Spinnen, Schmetterlinge, Bienen, Marienkäfer, Ameise usw. Jedes Mal in anderer Anzahl. So lernen die Kinder „nebenbei“ zählen.

Das Besondere an diesem Bilderbuch: es ist dreisprachig. Neben Deutsch auch Ungarisch und Burgenland-Kroatisch. Und so kriecht nicht nur die Schnecke durch die 28 Seiten, sondern auch Csiga (ungarisch) und Puž (burgenland-)kroatisch.Während andernorts andere Sprachen abgewertet werden – erinnert sei an den jahrzehntelangen Ortstafelkonflikt in Kärnten -, koexistieren die drei im Burgenland gebräuchlichen Sprachen seit „Ewigkeiten“ friedlich neben- oft aber auch miteinander.

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Das Buch und 3D-Schnecken

Aus der Not eine Tugend

Katharina Dowas, Kindergartenpädagogin in Oberwart/Felsőőr / Borta und Rotenturm an der Pinka/ Vasvörösvár/ Verešvar und selber mehrsprachig aufgewachsen, hat vor mehr als zehn Jahren bedauernd festgestellt, dass es zur Förderung der verschiedenen Sprachen in der Frühpädagogik nur dann Material gibt, wenn die Pädagoginnen selber sozusagen in Heimarbeit in der Freizeit solches „basteln“. Oder eben nicht.

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Mittlerweile eine reichhaltige Mediensammlung

Mediensammlung

„Natürlich gab es in Ungarn auch Bücher für Kindegärten. Aber das war für uns und unsere Kinder schon zu schwer, wir wollten ja ganz was Leichtes zum Einstieg – auch für Kinder, für die Ungarisch nicht eine ihrer Muttersprachen ist. Und veraltet war vieles davon auch.“ Da sich Burgenland-Kroatisch wiederum sehr stark von der in Kroatien gesprochenen Sprache unterscheidet, weil es sozusagen eine alte Sprachinsel ist, gab’s dafür überhaupt gar nichts. So begann Dowas vor mehr als einem Jahrzehnt gemeinsam mit dem Ungarischen Medien- und Informationszentrum in Unterwart (Magyar Média és Információs Központ) und in Zusammenarbeit mit dem Kroatischen Kulturverein im Burgenland (Hrvatsko kulturno društvo u Gradišću) an solchen Büchern zu arbeiten. Dinge, Begriffe und Wörter aus dem Alltag von Kindern werden in eine Geschichte eingebettet. So „nebenbei“ sind jeweils Lerninhalte verpackt: Im Schneckenbuch, wie oben angesprochen Zahlen, in anderen Büchern Farben, Tiere, Jahreszeiten, Feste. Dazu gibt’s noch eigene kleine Wörterbücher – immer bunt illustriert – auch aus der Hand der Erfinderin dieser Reihe. Die Bücher beinhalten auch Lieder und Kreis- bzw. Gruppenspiele. Zu vielen der Bücher gibt es begleitende DVD. 34 Bände gibt es bisher, im Schnitt erscheinen vier Büchlein pro Jahr, Material zur Herausgabe von mindestens noch weiteren 16 Büchern wurde schon zusammengetragen.

 

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Die Erfinderin der Materialien links vorne

Nicht mehr "nur" in Kindergärten

Mittlerweile erhalten alle Assistenzkindergärtnerinnen für die Sprachen Ungarisch und Burgenlandkroatisch die Bücher für ihre tägliche Arbeit – dank der Unterstützung durch das Kindergarteninspektorat des Landes.

Und sie werden in der Zwischenzeit auch über den pädagogischen Einsatz in Kindergärten hinaus gekauft, berichtet Katharina Dowas erfreut und mit ein bisschen Stolz in der Stimme dem Kinder-KURIER. So hat etwa der Chef der Oberwarter Siedlungsgenossenschaften Bücher als Geschenk für Kinder von Mitarbeiter_innen angekauft. Auch Büchereien und Kulturhäuser schaffen die dreisprachigen Bücher an.

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Buch und Dankesbriefe

Königlicher Dank

Der größte PR-Coup gelang der Initiatorin allerdings als sie das eingangs beschriebenen Büchlein an europäische Königshäuser schickte – immer adressiert an die jeweiligen Kinder. „Die wachsen ja auch oft mehrsprachig auf – nicht zuletzt über die verschiedenen Nannys.“ Erwartet hatte sie sich nicht besonders viel und war dann daher doch einigermaßen erstaunt, als sie Post aus dem britischen Kensington-Palast ebenso bekam wie aus Stockholm, den Niederlanden oder Monaco. Das waren schon ganz besondere Briefe. „Die schmucken Kuverts hab ich ganz vorsichtig aufgemacht, auch das Briefpapier war gewichtig und dick mit Stempel und erhabenen Kronen. Besonders gefreut haben mich die Bereife aus Monaco. Die haben versprochen, dass sich die Kinder Jacques und Gabriella über die Bücher gefreut haben“, sagte Katharina Dowas im Interview mit schauTV – siehe Link unten.

Ob sie nun auch Bücher nach Kanada schickt zur ausgewanderten Meghan-Harry-Archie-Family?

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Hier der Beitrag auf schauTV

gedreht von Wolfgang Semlitsch

schau LEBEN - Königliches Dankschreiben

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