"Mein Alltag mit schwerer und leichter Sprache"

Hier die Ehrung von Cornelia Pfeiffer
Cornelia Pfeiffer schaffte es mit diesem persönlichen Text, der den Sinn leichter Sprache allgemein gut beschreibt auf die Ehrenliste.

Warum brauche ich Texte in Leicht Lesen?

Ich verstehe Texte in schwerer Sprache nicht sehr gut.

Bei Büchern in schwerer Sprache habe ich Mühe den Text zu verstehen.

Ich verliere das Interesse daran.

Mit Fremdwörtern und Fachbegriffen habe ich Probleme.

Wenn die Schrift zu klein ist, kann ich sie nicht lesen!

Ich muss aber wichtige Informationen verstehen können.

Um Texte in schwerer Sprache zu verstehen muss ich oft jemanden um Hilfe bitten,

damit mir der Text erklärt wird.

Immer jemanden um Hilfe bitten zu müssen ist für mich unangenehm.

Ich möchte die Texte lieber selbstständig lesen und verstehen können.

Es ist mir wichtig, Dinge selbst zu machen.

Das ist gut für mein Selbstwertgefühl.

Texte in Leicht Lesen sind anders:

Hier kann ich alles selbst lesen und verstehen.

Die Schrift ist größer und hat keine Verschnörkelung.

Der Zeilenabstand ist größer.

Es werden kurze Sätze verwendet.

Es gibt fast keine Fremdwörter.

In jedem Text mit Leicht Lesen gibt es ein Wörterbuch wo

schwierige Wörter erklärt werden.

Dadurch habe ich schon viele neue Wörter gelernt.

So fällt es mir leicht, den Inhalt zu verstehen

und ich muss nicht immer jemanden fragen.

 

Meine Erfahrungen mit schwerer Sprache

Zum Thema Bücher

Ich habe früher viele Bücher bekommen.

Diese Bücher waren mir aber alle zu schwer verständlich:

•          Es sind viele Fremdwörter vorgekommen.

•          Mit der kleinen Schrift habe ich auch Probleme bekommen.

•          Die Sätze waren viel zu lang.

•          Außerdem hat es keine Absätze gegeben.

•          Ich habe mich nicht mehr konzentrieren können.

•          Deshalb haben mich diese Bücher nicht mehr interessiert.

Es hat aber keine anderen Bücher für mich gegeben.

Es hat nur Kinderbücher gegeben,

die so geschrieben waren,

dass ich sie gut verstanden habe.

Und Kinderbücher haben mich nicht mehr interessiert.

Sie haben nicht mehr gepasst weil ich schon erwachsen war.

Nicht nur mit Büchern habe ich solche Erfahrungen gemacht

sondern auch mit anderen Texten

im alltäglichen Leben.

Briefe von Behörden habe ich oft nicht verstanden.

Dabei sind diese Briefe so wichtig für mich.

Manche Briefe von Behörden haben mir sogar Angst eingejagt.

Sie waren so unverständlich geschrieben,

dass ich mir alles Mögliche vorgestellt habe.

Zum Beispiel habe ich einmal ein Entmündigungs-Schreiben bekommen:

Das ist schon lange aus, damals hat es noch keine Sachwalterschaft gegeben.

Da ist drinnen gestanden, dass ich entmündigt werde,

weil ich angeblich „schwachsinnig“ bin.

Das ist wirklich drinnen gestanden – heute kann ich darüber lachen.

Ich habe überhaupt nicht verstanden was in dem Schreiben gestanden ist.

Und weil meine Oma gesagt hat „jetzt wollen sie ihr alle Rechte nehmen“ habe ich mir vorgestellt, dass mir alle Rechte genommen werden.

Ich habe Angst vor der Zukunft gehabt, weil ich gedacht habe,

ich darf nichts mehr alleine machen.

Und alles nur, weil ich den Brief nicht verstanden habe.

Mit Bedienungs-Anleitungen hat es schon früher Probleme für mich gegeben.

Die Gründe dafür sind zu schwierige Erklärungen und zu kleine Schrift.

Manche Bedienungs-Anleitungen sind nur in Bildern erklärt.

Das ist schwierig, weil die Bilder so unverständlich sind.

Probleme hat es auch schon mit Fahrplänen gegeben,

weil sie zu klein gedruckt

oder zu kompliziert zum Lesen sind.

Welche Erfahrungen habe ich schon

mit Texten in Leicht Lesen gehabt?

Ich arbeite bei Proqualis.

Die Ausbildung für Proqualis war in Leicht Lesen.

Der Arbeitsvertrag von Proqualis ist in Leicht Lesen.

So ist es mir leicht gefallen,

mich für Proqualis zu entscheiden.

Ich arbeite gern bei Proqualis:

Bei Proqualis arbeiten wir mit Texten in Leicht Lesen.

So sind zum Beispiel die Fragebögen für Evaluierungen in Leicht Lesen.

Ich bin auch bei Text-Prüfungen dabei.

Ich habe früher auch schon eine andere Ausbildung in Leicht Lesen gemacht:

SUD (Selbst und direkt).

Das war auch eine Ausbildung

für Menschen mit Lernschwierigkeiten.

Da habe ich auch gelernt, wie ich mich selbst und andere Menschen mit Lernschwierigkeiten vertrete.

Ich bin sehr froh, dass es jetzt schon einige Texte in leicht verständlicher Sprache gibt.

Zum Beispiel Bücher.

Und das sind keine Kinderbücher sondern Bücher und Romane für Erwachsene.

Vom Capito-Netzwerk und auch vom Spaß am Lesen-Verlag gibt es Bücher für Erwachsene in leicht verständlicher Sprache

Es macht mir Spaß Bücher zu lesen, die ich auch verstehe.

So habe ich zum Beispiel schon Romeo und Julia oder die Kinder von Bahnhof Zoo gelesen.

Auch die UN-Konvention über die Rechte

von Menschen mit Behinderungen ist in Leicht Lesen.

So weiß ich besser über die Rechte

für Menschen mit Lernschwierigkeiten Bescheid.

Das OÖ. Chancengleichheits-Gesetz

gibt es auch in Leicht Lesen.

Es ist wichtig für mich, dass ich über alle Leistungen des OÖ. Chancengleichheits-Gesetzes informiert bin.

Leicht Lesen ist für mich sehr wichtig.

Bei den Texten mit dem Leicht Lesen Gütesiegel auf Stufe A2 verstehe ich inzwischen alles.

Oft sogar Texte auf Stufe B1.

Am Anfang habe ich nur kurze Texte verstanden.

Aber jetzt verstehe ich auch schon längere schwierigere Texte.

Textprüfungen für Leicht Lesen Texte haben mir dabei geholfen.

Schwere Sprache ist für mich aber

manchmal noch ein großes Hindernis.

Wenn die anderen Leute mit schwerer Sprache sprechen,

verstehe ich sie schon besser.

Ich traue mich auch nachfragen.

Wenn zu schnell gesprochen wird, traue ich mich stopp sagen.

Und wenn ich weiß, worum es geht, kann ich auch mitbestimmen.

Aber manchmal muss ich mich sehr konzentrieren,

damit ich verstehe, was die Leute meinen.

Das passiert vor allem dann,

wenn die Leute zu schnell sprechen.

Ich brauche Informationen in leicht verständlicher Sprache.

Ich brauche manchmal aber auch Menschen die mir erklären, was gemeint ist.

Ich brauche auch Zeit, damit ich nachfragen kann.

Wichtig ist für mich auch,

dass nicht zu schnell gesprochen wird.

Langsam sprechen und leicht verständliche Wörter verwenden –

das ist wichtig für mich als Mensch mit Lernschwierigkeiten

Wenn jemand in Leicht Lesen mit mir spricht, dann verstehe ich alles!!!

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