Eintauchen in viele, verschiedene Theaterwelten

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„Glaube, Liebe, Glück“: Erlebnis im wahrsten Sinn des Wortes, eine Theater foXXfire-Produktion im Dschungel Wien.

Vieles wird ja als „interaktives“ oder in der deutschsprachigen Version „Mitmach“-Theater verkauft. Meist beschränkt sich das auf Winken, Hurra, Ja, oder anderes Rufen oder eine Runde mittanzen und/oder –wackeln. Manches Mal wird unter interaktiv in dieser Kunst- und Kultursparte verstanden, dass die Akteur_innen stark am Prozess der Entstehung beteiligt sind/waren. Und dann gibt es Performances, die das „Vorwort“ echt verdienen, wo das theatrale Geschehen sogar nur funktioniert, wenn das Publikum sich einlässt, wirklich mitspielt. Ein solches Teil ist „Glaube, Liebe, Glück“, das derzeit in mehreren Räumen im Dschungel Wien zu erleben – und das im wahrsten Sinn des Wortes.

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Szenenfoto aus "Glaube, Liebe, Glück"

Losgelassen in verschiedene Richtungen

Nach einer kurzen Einführung für alle Besucher_innen, bewegen sich diese im Anschluss in kleinen Gruppen durch die Räume. Jeder für sich eine eigene kleine Welt, manche nochmals mit Vorhängen in noch kleinere unterteilt. Mit Ausnahme zweier Solo-Disko-Kabinen einem sich selbst in die Augen-Schauen in einem Spiegel sowie eines Einzel-Zeltes mit einer Art betreuter Meditation geht’s bei all den vielen Stationen ums Miteinander.

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Szenenfoto aus "Glaube, Liebe, Glück"

Weltverbesserungsagentur bis Ballast-Palast

Dieses gemeinsame Tun hat viele verschiedene Formen: Das kann das Lauschen einer schrägen Geschichte von einem Honigschwein das abhaut (von Marco Wittler), können gemeinsame fast akrobatische Turnübungen sein. An einer Stelle werden große Papierbahnen mit Pinseln bemalt, an anderer greifen alle reihum in einen Schminktiegel und bemalen Gesichter oder Hände anderer im Kreis rund um elektrische Kerzen. Irgendwo kannst du bei der Weltverbesserungsagentur ein-checken und eigene Vorschläge deponieren bzw. andere empfangen. Selbst die kleines Räume sind fantasievoll, oft leuchtend gestaltet. Der beste Begriff von allen: Ballast-Palast, so heißt das umgestaltete Klo – das in diesem Fall allerdings nicht zur Benutzung frei gegeben ist ;)

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Szenenfoto aus "Glaube, Liebe, Glück"

Erleben mit vielen Sinnen

Wieder andernorts geht’s gemeinsam auf eine Fantasie-Urlaubsreise. Nebenan kann versucht werden, eine Fantasiesprache zu entschlüsseln – wenn nicht, kein Unglück, die Kommunikation in diesem knapp mehr als zweistündigen Theatererlebnis ist bei weitem und gar nicht vor allem auf gesprochene Worte beschränkt. Mehr Sinne sind und werden angesprochen - Verständigung mittels Blickkontakt ebenso wie über Spüren und Fühlen. Gemeinsames Tun ist angesagt. So wird sogar anfangs schier unmöglich Erscheinendes machbar: Die Gruppe sitzt im Kreis am Boden. Alle verschränken ihre Arme unter den angewinkelten Beinen und fassen sich an den Händen – ein denkbar kompliziertes, verknotetes Geflecht. Und nun geht’s darum, aufzustehen – alle. Natürlich nicht gleichzeitig, aber sich gegenseitig vielleicht aufziehend und entknotet. Und: Es geht.

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Szenenfoto aus "Glaube, Liebe, Glück"

Glaube, Freiheit, Friede, Liebe

„Unbegleitetes Untertauchen auf eigene Gefahr“ hängt als Taferl am Hals einer Flamingo-Figur vor einer Art Zelt. Wenn dieses nicht gerade vollbesetzt ist, schaut eine junge Schauspielerin mit Fischschwanzkostüm raus und lädt zu sich in die „Unterwasserwelt“ ein. Wenngleich diese oder auch die eine oder andere Station ein wenig esoterisch angehaucht anmutet, in Summe kann – vorausgesetzt man/frau lässt sich darauf ein – ein wenig sowohl in sich als auch in andere hineingehört und -gespürt werden – nach dem am Ende auch ausgesprochenen Motto: Rette dich selbst, dann kannst du mithelfen, die Welt zu retten. Gegen Ende, wenn alle wieder zusammenkommen – in einem Riesenkreis, ergeht die Bitte, gedanklich aus sich selbst und gegenüber zu treten: Wünsche dir für dich Glück, Freiheit, Frieden und Liebe sowie danach wieder in sich zu gehen.   

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Szenenfoto aus "Glaube, Liebe, Glück"

Infos: Was? Wer? Wann? Wo?

Glaube, Liebe, Glück
Partizipative Theaterperformance, 120 -150 Minuten, ab 14 Jahre
Theater foXXfire!

Regie: Richard Schmetterer, Iris Schmid

Darsteller_innen: Ahmed Al-Taai, Sarah Bahmou, Judith Crow, Klemens Dellacher, Clara Diemling, Veronika Ficek, Julia Franye, Jennifer Groß, Fabian Hörting, Kira Koppandi, Joseph Lang, Kathi Mairinger, Ayla Mandoj, Mirjam Maschl, Benjamin Palme, Sofie Semrau

Bühne: Caroline Wiltschek
Kostüme: Katharina Kappert
Licht: Hannes Röbisch

Wann & wo
Bis 18. Mai und 5. bis 7. Juni 2018
Dschungel Wien, 1070 MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20-20
www.dschungel-wien.at

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