Wie Patienten mit chronischen Schmerzen geholfen werden kann

Wie Patienten mit chronischen Schmerzen geholfen werden kann
Schmerzmittel alleine sind zu wenig. Häufig müssen biologische, psychische und soziale Aspekte angesprochen werden.

Oberärztin Gabriele Grögl-Aringer, Fachärztin für Anästhesie, Präsidentin der Österreichischen Schmerzgesellschaft und Leiterin der  Schmerzambulanz im Krankenhaus Rudolfstiftung, Wien, beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

Wie Patienten mit chronischen Schmerzen geholfen werden kann

Gabriele Grögl-Aringer, Präsidentin der Österreichischen Schmerzgesellschaft.

Wie häufig sind chronische Schmerzen?

Rund 20 Prozent der Erwachsenen leiden an chronischen Schmerzen, am häufigsten sind Rückenschmerzen. Einem großen Teil von ihnen kann durch angemessene medikamentöse und / oder nichtmedikamentöse Maßnahmen (z. B. Physiotherapie, Stressbewältigungsprogramme) gut geholfen werden.

Allerdings haben sich bei rund 20 Prozent der Menschen, die unter chronischen Schmerzen leiden, die Beschwerden zu einer eigenständigen Schmerzkrankheit verselbstständigt. Die Betroffenen leiden dann unter komplexen, körperlichen, seelischen und sozialen Beeinträchtigungen. Hier muss eine multimodale Therapie biologische, psychische und soziale Aspekte umfassen.

Was bedeutet das?

Primär muss durch schmerzstillende Medikamente und physikalische Therapiemaßnahmen eine ausreichende Schmerzlinderung erreicht werden, damit die Betroffenen in der Lage sind, an einer genau auf sie abgestimmten Bewegungstherapie teilnehmen zu können.

Weitere Bestandteile der multimodalen Behandlung sind unter anderem Entspannungstechniken, Stressmanagement sowie psychologische und / oder psychotherapeutische Begleitung. Auch Soziales wie die private und berufliche Situation muss angesprochen werden.

Entscheidend ist, dass alle beteiligten Berufsgruppen – etwa Ärzte, Physiotherapeuten, Psychologen, Psychotherapeuten, Ergotherapeuten und andere – regelmäßig zusammenkommen, um gemeinsam die Therapie zu planen und zu bewerten.

So ein umfassendes Angebot unter einem Dach gibt es derzeit nur im Zentrum für interdisziplinäre Schmerztherapie am Klinikum Klagenfurt sowie in Wien im Gesundheitszentrum Andreasgasse für Personen mit chronischen  Nacken- und Rückenschmerzen.

Welche Möglichkeiten haben Patienten in anderen Bundesländern?

In Österreich existiert leider keine strukturierte, flächendeckende Versorgung für Patienten mit chronischem Schmerz. Eine Anlaufstelle sind öffentliche Schmerzambulanzen (siehe Liste unter  www.oesg.at). Allerdings wurden mehrere Ambulanzen in den vergangenen Jahren geschlossen, andere mussten ihren Betrieb aus Ressourcenmangel stark reduzieren. Deshalb gibt es – unzumutbare – Wartezeiten von zwei bis vier Monaten.

Im niedergelassenen Bereich haben zwar rund 900 Ärzte verschiedener Fachrichtungen das Ärztekammer-Zusatzdiplom „Spezielle Schmerztherapie“, aber der hohe zeitliche Aufwand für die Schmerz-Diagnostik und -Therapie wird von den Krankenkassen nicht annähernd abgegolten.

Welchen Rat geben Sie Patienten?

Akut auftretende Schmerzen, die sich nicht innerhalb kürzester Zeit zurück bilden, müssen so rasch wie möglich abgeklärt werden. Auf keinen Fall dürfen sie auf eigene Faust mit rezeptfreien, aber nicht nebenwirkungsfreien schmerzstillenden Medikamenten behandelt werden. Das kann fatale Folgen haben.

Patienten mit chronischen Schmerzen müssen sich aktiv in die Behandlung einbringen und dürfen sich nicht nur auf verordnete Medikamente oder passive Therapiemaßnahmen verlassen.

Oberärztin Gabriele Grögl-Aringer am Telefon (01 / 526 57 60):

Donnerstag, 25. 04., 11 bis 12 Uhr.

Anfrage per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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