Multiple Sklerose: Vorstellungskraft stärkt Mobilität

Frau mit Kopfhörer in Natur
Eine neue Studie zeigt: Geführte Natur-Imaginationen verbessern kurzfristig das Gehen und Gleichgewicht von Menschen mit Multipler Sklerose.

Alles nur im Kopf

Ein Waldweg, Vogelstimmen, das Knirschen von Kies unter den Füßen – alles nur im Kopf: Für Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose (MS) kann eine mentale Reise spürbare körperliche Effekte haben. Das belegt eine kürzlich veröffentlichte iranische Studie, in der eine 15-minütige naturbasierte Imagination deutliche Verbesserungen der Gehfähigkeit und des Gleichgewichts bewirkte.

Bewegung verbessert sich durch Vorstellungskraft

Untersucht wurden 66 MS-Betroffene, gleichmäßig auf zwei Gruppen aufgeteilt: 33 Personen waren in der Interventionsgruppe, die andere Hälfte in der Kontrollgruppe ohne Intervention.

Eingeschlossen wurden Personen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren, bei denen eine schubförmig remittierende (RRMS), primär progrediente (PPMS) oder sekundär progrediente (SPMS) Multiple Sklerose vorlag. Voraussetzung war außerdem ein ausreichendes Hör- und Sprachvermögen, um Anweisungen und Audiodateien klar verstehen zu können. Darüber hinaus mussten die Teilnehmenden in der Lage sein, im 6-Minuten-Gehtest mit ihren üblichen Gehhilfen (z. B. Gehstock oder Rollator) mindestens 50 Meter zurückzulegen. Ausgeschlossen wurden Personen mit zusätzlichen Erkrankungen, die die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigen konnten. Zudem durften sie in den letzten zwei Monaten nicht an einem Rehabilitationsprogramm oder an körperlichen Aktivitäten teilgenommen haben, die die Erkrankung beeinflussen, und ihre Behandlung durfte in diesem Zeitraum nicht in einer Weise verändert worden sein, die die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt. Auch durfte im letzten Monat keine hochdosierte Steroidtherapie erfolgt sein.

15 Minuten Audioaufnahme

Die 33 Teilnehmer der Interventionsgruppe hörten vor den Bewegungstests eine Audioaufnahme, die sie gedanklich durch eine Naturlandschaft führte. Die Kontrollgruppe hingegen ruhte lediglich 15 Minuten.

Die Effekte waren messbar: Im 6-Minuten-Gehtest legte die Imaginationsgruppe im Schnitt rund 30 Meter mehr zurück als zuvor, während sich in der Kontrollgruppe kaum etwas veränderte. Auch im 25-Fuß-Gehtest war die Gehgeschwindigkeit nach der mentalen Übung deutlich erhöht. Zudem verbesserte sich das Gleichgewicht messbar – der Wert auf der Berg-Balance-Skala stieg um durchschnittlich 5 Punkte. Statistische Auswertungen zeigten: Die positiven Effekte waren nicht zufällig. Die Intervention hatte eine hohe Effektstärke auf Gehfähigkeit (71,5%) und Balance (75%).

Schneller, stabiler, sicherer

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass mentale Trainingsmethoden wie geführte Imaginationen eine einfache und nebenwirkungsfreie Ergänzung zu klassischen Rehabilitationsverfahren darstellen könnten – gerade bei einer Krankheit wie MS, die körperliche Bewegung zunehmend erschwert. Die Studie wurde 2023 durchgeführt und 2025 veröffentlicht. 

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