Mein Partner ist konfliktscheu, wie bringe ich ihn zum Reden?

Ein Paar sitzt Rücken an Rücken im Park und schaut auf ihre Handys.
Was tun, wenn der Partner keine Konflikte austragen kann. Psychotherapeut Christian Beer antwortet.

Leserin Hanna (36) fragt:

Ich bin seit drei Jahren mit meinem Partner zusammen. Wir sind uns meist einig, aber bei Konflikten scheitern wir. Zum Beispiel beim Thema Ordnung: Ich bin ordentlich, er nicht. Spreche ich es an, blockiert er. Dann schweigen wir, tun so, als wäre nichts gewesen.

Dr. Leben antwortet:

Konflikte eskalieren oft, wenn Partner nicht mehr als Partner miteinander sprechen. Laut dem Kommunikationsmodell des deutschen Psychologen Schulz von Thun lohnt es sich, von der Appell-Ebene wegzukommen – also nicht: „Räum dein Geschirr weg“, sondern: „Ich fühle mich unwohl, wenn die Küche unordentlich ist.“ So sprechen Sie den reifen Teil Ihres Partners an, der daran interessiert ist, dass es Ihnen gut geht. Das 4-Ohren-Modell unterscheidet: Inhaltsebene (Was wird gesagt?), Appell (Was soll ich tun?), Beziehung (Was denke ich über dich?) und Selbstoffenbarung (Was sagt das über mich?). Appelle lösen oft Widerstand aus, weil sie elterlich wirken. Auch rationale Argumente helfen selten. Stellen Sie sich vor, Sie begründen den Wunsch nach Nähe sachlich und nicht mit einem Gefühl. In Intimbeziehungen geht es um Gefühle und Resonanz – die erreicht man am besten über die Selbstoffenbarung. Sprechen Sie über sich, nicht über ihn – und beobachten Sie, ob und wie sich der Ton zwischen Ihnen verändern kann.

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