Salzburg als Treffpunkt europäischer Spitzenköche

Salzburg als Treffpunkt europäischer Spitzenköche
Eine Ehre für Österreichs Gastronomie: der Kongress junger Spitzenköche fand dieses Jahr in Salzburg statt.

Das Wetter war grenzwertig gut, die Stimmung nicht zuletzt deshalb wohl auch. 250 Mitglieder der Jeunes Restaurateurs d'Europe trafen sich in Salzburg. Das Programm: ein Kongress, viel miteinander reden und einander Gutes am Teller und im Glas tun.

Die Jeunes Restaurateurs sind eine honorige Vereinigung von Küchenchefs, die zwar das 45. Lebensjahr noch nicht hinter sich haben, dafür aber schon einiges an Karriere und Erfolg. Viele von ihnen sind mit Hauben und Michelin-Sternen ausgezeichnet. Begonnen hat das Ganze vor 40 Jahren in Frankreich (wo sonst?), wo der Beruf des Küchenchefs traditionell einen besonders hohen Stellenwert genießt.

Der Name daher französisch, was im traditionell von der Liebe zu allerlei Fremdsprachen durchdrungenen Österreich natürlich nicht gerade der Beförderung des Bekanntheitsgrades der Jeunes Restaurateurs d'Europe dient. Jeunes - schön. Schöne Restaurierer?

Die Präsidenten

Immerhin hat Österreich bereits 16 junge Küchenchefs unter den Europäern, ein schöner Erfolg für unser Land. Die beiden Präsidenten der Vereinigung, Andreas Döllerer (Döllerer. Golling) und Thomas Dorfer (Landhaus Bacher, Mautern) haben keine Lust, Präsidenten eines Clubs zu sein, den niemand kennt.

Salzburg als Treffpunkt europäischer Spitzenköche
Also beschlossen sie, den alle zwei Jahre stattfindenden Kongress der jungen Restaurantchefs und Köche diesmal nach Österreich zu holen. Salzburg bot sich an. Festspielstadt. Kulinarisches Zentrum, wenn man sich die Zahl der JRE-Mitglieder im Umfeld ansieht. Und außerdem Firmensitz des Hauptsponsors des Events: Carpe diem.

Große Brötchen

"Ohne deren Unterstützung hätten wir kleinere Brötchen backen müssen", gibt Thomas Dorfer ungeniert zu. Events dieser Art kosten immer Geld. Vor allem, wenn das Programm so ambitioniert ist. Highlight des Treffens war ein Festschmaus für 350 Teilnehmer im ehrwürdigen Karl-Böhm-Saal neben der Felsenreitschule. Dieser wird normalerweise nicht für derartige Veranstaltungen geöffnet.

Auftritt: die Präsidentin

Doch man scheint gute Kontakte zur Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler zu unterhalten (nebst ausgezeichneten Kontakten zu den Wettergöttern). Die sagte nicht nur ja, sondern hielt auch noch eine launige Ansprache vor den Eingeladenen der Gala, in der sie meinte, dass Kultur ohne höchsten Qualitätsanspruch nur eine halbe Sache sei.

Gilt ja auch für die Esskultur.

Salzburg als Treffpunkt europäischer Spitzenköche
Die wurde an diesem Abend ausgiebig zelebriert. Ein Essen für 350 Leute. Zubereitet von den österreichischen Jeunes Restaurateurs-Mitgliedern, die mit Service, Frauen und Mitarbeitern Amuse Bouches und ein viergängiges Menü zauberten. Ovationen gab es dafür und mit Recht. Bluntauer Saibling, gepökeltes Ferkel, Kärntner Kasnudel mit OX-Filet und eine extravagant gute Dessertidee zum Thema Kaffee und Kakao.

2-Hauben-Leberkäsesemmeln

Dass die Österreicher als gute Gastgeber nicht zu Unrecht einen Ruf haben, bewiesen sie dann auch untertags, am Vorabend und am Dienstag nach der Gala, die mit 2-Hauben-Leberkäsesemmeln geendet hatte, die in de Salzburger-Retro-Disko Half Moon weit nach Mitternacht zu Champagner und anderen flüssigen Stärkungen serviert wurden.

Vorher hatte noch ein Sängerensemble mit ein paar Hadern vom Schlage eines Nessun Dorma oder O sole mio im Festspielhaus den Karl-Böhm-Saal zu Kochen gebracht.

Ausgezeichnet

Wie es sich gehört: kein derartiger Kongress ohne die Auszeichnung einiger Mitglieder für ihre Verdienste um die gute und die beste Gastronomie. Einen Preis für Innovation erhielt der deutsche Küchenchef Nils Henkel, der in Bergisch-Gladbach eine konsequente Natur&Gemüse-Linie vorgibt.

Das ganze im Salzburger Gwandhaus mit Blick auf die verschneiten Alpen. Mit Beuschel, Döllerers "Frischen" und Muskatellersekt. Gekonnt.

Ein Interview mit Nils Henkel erscheint demnächst hier.

Ebenso Notizen eines Gesprächs mit Michael Ellis, dem Chef von Michelin International, der extra für das internationale Treffen der jungen Gastronomen nach Salzburg gereist war.

Die Frage, ob er dies getan hat, weil der berühmte rote Führer vielleicht bald wieder in einer Österreich-Ausgabe erscheinen soll, beschäftigte am vergangenen Montag nicht wenige - allerdings ausschließlich jene JREs, die in Österreich am Herd stehen.

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