Russland-Sanktionen bedrohen Gewürz-Produzenten Kotanyi

Russland-Sanktionen bedrohen Gewürz-Produzenten Kotanyi
Die niederösterreichische Firma macht in Russland mehr als ein Fünftel des Umsatzes.

Der niederösterreichische Kräuter- und Gewürzproduzent Kotanyi blickt derzeit mit Sorge nach Russland. Die von den USA verhängten Sanktionen gegen russische Firmen, Regierungsmitglieder und Putin-nahe Oligarchen sorgen seit Tagen für massive Verluste an der Moskauer Börse und eine Talfahrt des Rubel. Russland ist für Kotanyi der wichtigste Einzelmarkt abgesehen von Österreich.

Die Firma macht bereits mehr als ein Fünftel des Gesamtumsatzes in Russland, 2017 waren es 35 Mio. Euro. "Wenn die Währung so runtergeht, das hat für uns natürlich schon massive Auswirkungen", sagte Kotanyi-Chef und -Eigentümer Erwin Kotanyi.

"Wir schauen uns das jetzt an, ob das eine Panikreaktion ist oder wie stark sich das wirtschaftlich auswirkt", so Kotanyi. Gerade am empfindlichen osteuropäischen Markt könne man die Preise nicht einfach erhöhen. Markenkäufer würden sich dann abwenden und stattdessen Billigprodukte kaufen.

300 Gewürze werden in mehr als 20 Länder geliefert

Russland-Sanktionen bedrohen Gewürz-Produzenten Kotanyi

Der Gewürzproduzent hat im vergangenen Jahr mit knapp 600 Mitarbeitern 157 Millionen Euro umgesetzt, nach 150 Millionen Euro im Jahr 2016. Wachstumstreiber war Russland. Die Umsätze stiegen dort von 30 auf 35 Millionen Euro. Kotanyi sei großflächig im Lebensmittelhandel gelistet und wachse mit den russischen Supermarktketten mit.

Kotanyi macht 70 Prozent seines Geschäfts im Ausland - vorwiegend in Osteuropa. Die Gewürzmühlen verkaufen die Niederösterreicher auch in Brasilien, Taiwan oder Südkorea. Die Palette umfasst bis zu 300 verschiedene Gewürze, die in über 20 Länder geliefert werden. Weißrussland und Kasachstan sollen heuer neu dazukommen.

Nach Jahren der steigenden Rohstoffpreise habe sich die Situation 2017 etwas entspannt, sagte Kotanyi. Einzig bei Knoblauchgranulat und Vanille gebe es derzeit noch Probleme. "Es gibt kaum noch Vanille am Markt", so der Firmenchef. Inzwischen koste 1 Kilo Vanille 700 Euro, 2015 waren es noch 100 Euro. Grund sind Ernteausfälle aufgrund eines Wirbelsturms im Hauptanbauland Madagaskar.

Mengenmäßig fällt Vanille aber nicht so ins Gewicht wie etwa Pfeffer. Am Standort in Wolkersdorf verarbeitet Kotanyi jährlich über 10.000 Tonnen Rohwaren, am meisten Pfeffer (2.000 Tonnen), Paprika (1.500 Tonnen) und Knoblauchgranulat (800 Tonnen).

Händler profitiert von "jeder Kochsendung"

Firmenchef Kotanyi freut sich, dass die große "Convenience"-Welle vorbei ist und stattdessen wieder mehr selbst gekocht wird. "Jede Kochsendung und insgesamt der Trend zu mehr Natürlichkeit beim Essen hilft uns", sagte Kotanyi. Der Gewürzhersteller experimentiert derzeit mit speziellen Gewürzen für vegetarische Gerichte und will mehr im Bio-Segment anbieten. Dort haben die Eigenmarken der Händler und Sonnentor die Nase vorne. "Bio ist ein komplett anderes Business", räumte Kotanyi ein. Er wolle aber zumindest ein Grundsortiment anbieten.

Auch der Onlinehandel sei ein Geschäft, wo man zwar dabei sein müsse, man sich aber keine großen Sprünge erwarten dürfe, sagte Kotanyi. Das Hauptgeschäft macht der Gewürzhersteller in Österreich im Lebensmittelhandel (70 Prozent des Umsatzes), gefolgt von Gastronomie (27 Prozent) und Lebensmittelindustrie (3 Prozent).

Demnächst will die Firma auch am Verpackungsdesign arbeiten. Zu "hip" könne man aber nicht werden: "Wir sind daran, etwas zu ändern. Unsere Zielgruppe ist aber sehr breit, wir können nicht nur 20- bis 25-Jährige ansprechen", so Kotanyi mit Blick auf Gewürzfirmen wie das Düsseldorfer Start-up Just Spices. Heuer will Kotanyi in Niederösterreich 4 Millionen Euro in den Bau einer Rohwarenhalle sowie in eine Flachbeutelanlage und eine Abpackanlage zu investieren.

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