Natürlichkeit und Nähe: Neues vom Fotokünstler Patrick Demarchelier

Angelina Jolie für Talk Magazine 1999, Pigment Print auf Aluminium
"Ich habe zusammen mit dem Team der Berliner Galerie CAMERA WORK über 40 Arbeiten aus der gesamten Karriere meines Vaters zusammengestellt“, erzählt Victor Demarchelier, Sohn des berühmten französischen Fotokünstlers Patrick Demarchelier der freizeit. Die Ausstellung basiert auf dem neuen Rizzoli-Buch, das vor kurzem erschienen ist und Patricks „ikonische Porträts, berühmteste Modefotos und bislang unveröffentlichte Fotografien zeigt“.

Dieses Bild ging um die Welt: „Christy and Mouse“, 1999, Silver Print auf Aluminium, 133,6 x 114,4 cm. Begleitend zur Ausstellung erschien das Fotobuch „Patrick Demarchelier – Fashion Photographs Seen and Unseen“, bei Rizzoli
Für Galerien und Museen wird es immer wichtiger, dass nach dem Tod eines Künstlers der künstlerische Nachlass von Familienmitgliedern aufgearbeitet wird. Sie haben den besten Einblick in das Schaffen und die persönliche Dimension der Werke. Im Fall von Demarcheliers Sohn kommt hinzu, dass er selbst renommierter Modefotograf ist und für Modehäuser wie Ralph Lauren, D&G, Calvin Klein, Dior, H&M und Lancôme sowie die internationale Vogue arbeitet. In der Ausstellung ist auch „Christy mit Maus“ zu sehen – eines der bekanntesten Bilder des Starfotografen.

Patrick Demarchelier vermittelte mit seinen Porträts eine besondere Nähe zu den Stars.
Julia Roberts 1997, Silverprint, 60 x 50 cm
„Es war mir aus vielen Gründen sehr wichtig, dieses Bild auch auf dem Buchcover zu zeigen“, so Victor. „Es ist ein fantastisches Bild und eine großartige Aufnahme von Christy, mit der mein Vater im Laufe seiner Karriere so oft zusammenarbeitete. Das Bild entstand auch auf dem Höhepunkt seiner Karriere und ist eine Hommage an Liz Tilberis, die ehemalige Leiterin des Harper’s Bazaar-Magazins, die maßgeblich zu Patricks Erfolg beigetragen hat.“

Demi Moore 1997, Silver Print, 50x40 cm
Auch Victor Demarcheliers Stil ist unverwechselbar. „Ich verbrachte endlose Stunden in der Dunkelkammer meines Vaters, schaute mir seine Arbeiten an. Er war mein Mentor“, erinnert er sich. Die Begabung des Vaters bekam er offenbar mit: „Ich begann gleich nach meinem College-Abschluss mit meinem Vater zu arbeiten, war damals 20 und wusste noch nicht, was ich machen wollte. Ich liebte Kunst, Malen, Zeichnen und verliebte mich schnell in die Fotografie.“

Anthony Hopkins 1998, Silverprint, 60 x 50 cm
Wie der Vater so der Sohn
Star-Fotograf Patrick Demarchelier (1943–2022) sagte vor zehn Jahren in einem Interview. „Ich habe nie an eine Karriere gedacht. Ich habe es nicht geplant. Sie kam von selbst.“ Und sie kam rasant. Seit den 1970er-Jahren erschienen seine Arbeiten in den besten Modemagazinen.
Dabei hatte sich Demarchelier als junger Autodidakt alles selbst beigebracht. Mit einer Kamera, die ihm sein Stiefvater schenkte, als er 17 war. Erst arbeitete er in einem Fotolabor, dann fotografierte er auf Hochzeiten. Mit 20 Jahren zog er nach Paris und wurde beim Schweizer Fotografen und Vogue-Autoren Hans Feurer Assistent. Die Kunden: französische Modemagazine wie Elle oder Marie Claire. Mit 32 übersiedelte er nach New York, begann, für die amerikanische Vogue zu fotografieren, 1977 erschien sein erstes Cover.

Wirkt nah und natürlich: Glenn Close New York, 1989, 60 x 50 cm
Später, in den 1980er-Jahren, wurde Demarchelier einer der Hauptfotografen der US Vogue und arbeitete eng mit Chefredakteurin Anna Wintour zusammen, die dort ab 1988 die Leitung übernahm. Und als dann kurz darauf die Redaktion der britischen Vogue nach einem neuen, jungen Fotografen für Lady Diana suchte, wurde er der persönliche Porträtist der Prinzessin von Wales, die seine Arbeiten auf einem Cover der Vogue entdeckt hatte. Der Franzose war der erste Nicht-Brite, der offizieller königlicher Hoffotograf wurde. Bereits 1989 war Demarchelier durch seine Arbeiten für Modemagazine wie die Vogue Paris bekannt sowie für sein legendäres Madonna-Cover aus demselben Jahr.

Paul Newman, Beacon, 1993, Silverprint, 50 x 40 cm
Die Filmwelt setzte ihm 2006 ein Denkmal und verhalf ihm damit zu Weltruhm: In „Der Teufel trägt Prada“ rief Meryl Streep als Miranda Priestly während eines Shootings „Get me Demarchelier!“, „Holt mir Demarchelier“ – als Synonym für seine perfekte Bildsprache. Seine Porträts offenbaren Natürlichkeit und Nähe, die Körper werden zu Kompositionen aus Licht und Bewegung.

Yves Saint Laurent & Pierre Bergé Paris, 2003, Pigmet Print, 60x50 cm
Genau wie für Patrick Demarchelier ist auch für seinen Sohn Victor das Motiv, also die Person, die fotografiert wird, das Wichtigste; „Ich kann seinem Einfluss auf meine Arbeit nicht entgehen. Er arbeitete mit einer Leichtigkeit und ließ Frauen so schön aussehen, seine Beleuchtung war unglaublich. All das versuche ich nachzuahmen. Auch ich möchte, dass jede Person ihre Individualität zur Geltung bringt.“
In der Ausstellung seines Vaters sind unter anderem Porträts von Julia Roberts, Angelina Jolie und Anthony Hopkins zu sehen. Victor: „Ich war bei vielen Shootings mit Angelina Jolie dabei, es war unglaublich, ihr zuzusehen. Sie liebte es, fotografiert zu werden, und die Kamera liebte sie. Jolie ist sehr verspielt und stark zugleich.“
Zu sehen in der Ausstellung Patrick Demarchlier der Berliner Galerie CAMERA WORK bis 15. November 2025
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