Mit ihren Modellen aber, die mitunter den charmanten Charakter von Puppenhäusern haben, kann sie auch Blinden Formen, Dimensionen und Raumgefühl gut erklären. „So erfassen diese Menschen schnell, wie etwas dimensioniert ist und wo etwas platziert wird", sagt die Tischlermeisterin, die, bevor sie den Betrieb von ihrem Vater übernommen hat, eine HTL für Möbelbau und Innenraumgestaltung absolviert hat.
Fachkenntnis und Empathie
Die Tischlerei in Reichenthal im oberen Mühlviertel ist alteingesessen. Sie besteht seit 1860. Seit jeher breit aufgestellt, gestaltet der Fachbetrieb vom Zirbenstüberl bis zur hochweiß-glänzenden Küche alles, was gewünscht wird. Die Spezialisierung auf sehbehinderte Menschen, heute eine gut etablierte Extraschiene des Einrichtungsteams, hat sich aus einer konkreten Situation ergeben. Vor gut 20 Jahren war Katzmaier mit ihrem Vater auf Kundenbesuch bei einem blinden Menschen. Anfangs mit der Situation überfordert, hat sie dazumal aber erkannt, wie essenziell das Thema Wohnen für Behinderte grundsätzlich ist. Das hat sowohl mit praktischen Details zu tun, aber auch mit Haptik und Sensorik. Dazu braucht es, abseits von fachlichem Können, eine Menge Empathie. Und die haben Katzmaier und ihr Team.
"Wir sind von der Homepage bis hin zur Bemusterung auf die Bedürfnisse Sehbehinderter eingestellt und bieten passende Lösungen an“, sagt die Firmenchefin und überreicht eine Visitenkarte in Brailleschrift. Um auch ihren Mitarbeiter ein Gefühl und besseres Verständnis für blinde Menschen zu vermitteln, lädt die Unternehmerin die Mannschaft auch mal zu ganz besonderen Events ein, etwa zu einem Erlebnisabend wie "Dialog im Dunklen" im Wiener Schottenstift.
Herzensangelegenheit
Zurück in der Werkstatt. In der praktischen Umsetzung für die spezielle Klientel geht es vor allem um kluge Materialien, die eine ausgeprägte Oberflächen-Struktur, somit eine gute Haptik aufweisen. Holz ist der Favorit.
Daneben spielen auch Farben, Licht und Textilien eine Rolle. „Blinde können durch ihre ausgeprägten sensorischen Fähigkeiten Atmosphäre extrem gut wahrnehmen“, sagt die Expertin. Zu ihrer Beratung gehören deshalb auch Accessoires wie Teppiche und Bilder, die sie gerne auch gemeinsam mit ihren Kunden aussucht. „Es liegt mir sehr am Herzen, blinde Menschen davor zu bewahren, in falsche Hände zu geraten“, unterstreicht Katzmaier ihre Motivation für das Thema, das ihr große Freude macht. Zweifellos leistet sie auf diesem Gebiet Pionierarbeit. Blinde Menschen bringen ihr dafür im besten Sinn des Wortes „blindes Vertrauen“ entgegen. www.einrichtungsteam.at
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