"Wie ein Horrorfilm": Hometrainer-Marke erntet Shitstorm für Werbung

Eine Screenshot aus der Werbung der Marke Peleton.
Der Clip, in dem sich eine Frau für ihren Ehemann am Radergometer abstrampelt, kommt im Internet gar nicht gut an.

Zu Weihnachten machen wir unseren Liebsten gerne eine Freude – indem wir ihnen geheime Wünsche von den Augen ablesen oder ihnen unerwartet langgehegte Träume erfüllen. Diesen weihnachtlichen Spirit versuchte kürzlich Radergometer-Hersteller Peloton aufzugreifen. Man ließ sich zu einer neuen Werbung hinreißen – die ordentlich nach hinten losging.

Dabei beginnt der Spot vielversprechend: Mutter und Tochter kommen im Pyjama ins weihnachtlich dekorierte Wohnzimmer. Die Mutter hält sich voller Vorfreude die Augen zu. "Bist du bereit", tönt der Ehemann, "jetzt!". Nur Millisekunden später erblickt die junge Frau einen Hometrainer. "Ein Peleton", ruft sie euphorisch als sie das sperrige schwarze Fitnessgerät erblickt – und die werbliche Talfahrt beginnt.

Im Verlauf des Clips, der allein auf Youtube bisher fast acht Millionen Mal angesehen wurde, strampelt sich die Mutter täglich auf dem Radergometer ab. Frühmorgens, spätabends, wann immer im hektischen Alltag Zeit dafür bleibt – Videobeweise inklusive. Dabei sieht sie nicht immer glücklich aus, im Gegenteil. Streckenweise wirkt sie müde, gequält, gehetzt. Doch sie macht weiter. Nur um ihrem Gatten ein Jahr später das Video ihres Fitnesserfolges zu präsentieren: "Vor einem Jahr hätte ich mir nie gedacht, wie sehr mich das alles verändern würde, danke", haucht sie darin zum Abschluss.

Wir fassen also zusammen: Frauen wünschen sich nichts sehnlicher, als sich dank eines Weihnachtsgeschenks 365 Tage im Jahr selbst zu geißeln.

Für Radergometer-Hersteller Peloton offenbar die perfekte Inszenierung eines Geschenks, "das etwas zurückgibt", im englischen Original lautet der Titel des Videoclips "The Gift That Gives Back".

Unpopulär

Das sehen nicht alle so. Vielmehr sehen es die meisten anders. Das Video sorgt seit seiner Veröffentlichung vor wenigen Wochen im Netz weltweit für schelmisch-erheiterte und wütend-erboste Kommentare. Der Lebenspartnerin einen Radergometer zu schenken und sie täglich darauf schwitzen zu lassen sei bevormundend und sexistisch, so der Tenor.

"Bitte rettet jemand die Frau aus dem Peloton-Spot", titelte die US-Ausgabe des Magazins Harpers Bazaar, "wie ein Horrorfilm" schrieb man beim Online-Portal Buzzfeed. Die Huffington Post wies in einer Schlagzeile darauf hin, dass man sich um "die Frau in der Weihnachtswerbung sorgen" würde.

Die Peloton-Aktien fielen an der Börse sogar zwischenzeitlich um neun Prozentpunkte.

Ironischer Seitenhieb

Den kanadisch-US-amerikanischen Schauspieler Ryan Reynolds inspirierte der Wirbel zu einem eigenen Clip. Vergangenes Wochenende veröffentlichte die Marke Aviation Gin, die Reynolds gehört, ein Video mit der Schauspielerin aus dem Peloton-Clip. Sie sitzt mit Freundinnen in einer Bar. "Hier bist du sicher", versichert ihr eine von ihnen, "du siehst übrigens super aus". Dann stoßen alle drei auf "den Neuanfang an".

Dass der Clip eine Anspielung auf die Peleton-Werbung ist, wird spätestens mit Reynolds Kommentar dazu auf Twitter deutlich: "Fahrrad-Heimtrainer nicht inbegriffen", schrieb er dort.

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