Der Royal Harem spielt Pachisi in einem Palast in Lucknow, Indien, 1835.

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Leben

Spiel mit mir

Das Spiel um Glück und Geschicklichkeit ist Tausende Jahre alt. Jetzt zeigen eine Ausstellung in Salzburg und das Spielefest in Wien, dass die Gesellschaftsspiele von früher noch im Trend sind.

von Florentina Welley

11/12/2013, 11:05 AM

Wie heißt es so schön? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Gott würfelt nicht. Und: Das Hirn ist ein Muskel, der trainiert werden will. Solche Glückskeks-Sprüche sind das Manual für alle, die gerne spielen. Egal, ob Wurfzabel oder Trick Track – betrachtet man die Spiel-Leidenschaft im Wandel der Zeit, wird man feststellen, dass sich bis heute gar nicht so viel geändert hat. Der Spieltrieb ist seit Urzeiten im Menschen verankert und viele Spiele gehen auf Rituale, Mythen und religiöse Kulte zurück. Brettspiele existieren seit mehr als 4.000 Jahren, das Würfeln ist seit über 5.000 Jahren bekannt, wie es archäologische Funde neuerdings belegen. Würfeln ist somit das älteste Glücksspiel der Welt – damals schon war die Summe der gegenüberliegenden Zahlen immer 7, wenn auch der Würfel selbst, aus Knochen, Bronze oder Bergkristall geschnitzt wurde. Im Mittelalter noch verboten, auf Gemälden dieser Zeit ist öfters der Teufel mit den Spielern abgebildet, entscheidet der Würfel bis heute über Glück und Unglück bei den meisten Spielen. Das kirchliche Würfelspiel-Verbot ging übrigens auf die Soldaten zurück, die am Kreuz Christi um seine Kleider losten. Spiele erzählen Geschichten, die die Spieler lernen, wenn der Würfel über das Brett rollt und die Figuren Feld für Feld voranrücken. Viele Spielbretter sind wie eine ewige Zeitung.

Das Spiel ist bis heute beliebt – wir kennen es unter dem Namen „Mensch ärgere dich nicht“.

Es gibt kaum ein historisches Thema oder eine Liebesgeschichte, die nicht als Vorlage dienten – von der Französischen Revolution bis zum beliebten „Wiener Stadtbahn Spiel“. Und militärische Feldzüge waren das Vorbild für die Erfindung des Schachbretts. Manche Spiele wieder sind seit Generationen unverändert, etwa Domino oder Schach, nur der Name wandelt sich manchmal. So wie bei Wurfzabel oder Trick Track, dem heutigen Backgammon, oder bei Pachisi: Das indische Nationalspiel erreichte um die Jahrhundertwende Europa und wurde zum beliebten „Mensch ärgere dich nicht“. In Amerika heißt es übrigens „Frustration“. Eine lustige Variante davon etablierte sich während des Kommunismus: Sämtliche Spielfiguren waren Rot – die Spieler durften mit allen Kegeln ins Ziel wandern, egal von wem sie waren.

Im Spielzeugmuseum Salzburg sind historische Spiele zu sehen, zum Beispiel das „Omnibus-Spiel“, „Der kleine Franzose“, „Telephonspiel“, „SALTA – das Spiel der Sonne, Mond und Sterne“, „Würfelbecher“, „Mikado“, „Wurfspiel“.

Die Ausstellung „Du bist dran . . .“ – Gesellschaftsspiele im Wandel der Zeit“ läuft bis 15. Juni 2014

www.spielzeugmuseum.at

Dass die Spielleidenschaft bis heute ungebrochen ist, zeigen 250 Millionen verkaufte Exemplare von Monopoly – dem meistverkauften Brettspiel der Welt. „Durch Spielen bleibt man geistig rege. Wir stellen 80 Prozent aller Gesellschaftsspiele in Wien her. Manche davon auch zum Thema Logopädie oder Gesundheit“, sagt Ferdinand Piatnik. Über 500 neue Karten- und Brettspiele im Jahr werden hier entwickelt. „Schnapsen liegt in Österreich auf Platz 1, gefolgt im Osten vom Rummy, im Westen vom Jassen und in Tirol vom Watten und Canasta.“ Jährlich werden über 1.500 Brettspiele produziert und das Spiel des Jahres gekürt.

Heuer gewinnt übrigens Piatnik mit „Golden Horn“, in Deutschland als „Hanabi“ bekannt, den Österreichischen Spielepreis: Ziemlich spannend wird es, wenn die Spieler mit dem Schifferl von Venedig nach Konstantinopel fahren und Piraten lauern. Nach DKT, unserem Monopoly, sind Activity, Die Siedler von Catan und Trivial Pursuit die momentanen Topseller. Die neuen Holographic-Brettspiele richten sich an alle, die auch ihre Smartphones mit an den Spieltisch bringen.

„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ – Schillers Zitat – ist der Leitspruch der Sonderausstellung „Du bist dran ... im Salzburger Spielzeug Museum. „Du bist dran“, heißt es auch bald im Wiener Austria Center. 1.500 Spieltische, 5.000 Spiele, über 16.000 Quadratmeter Spielfläche locken zu einem Wochenende des Vergnügens. Bei den „Siedler von Catan“-Spielern, heißt es „Europameister gesucht“, während die „Agricola“-Spieler sogar ihren Weltmeister ermitteln.

Spielefest

Die Topseller der Spiele 2013 in Österreich:

Quartett: Vienna 1900 High Fashion
Brettspiel:Wien – Geschichte einer Weltstadt
Das Spiel des Jahres 2013:Golden Horn. An diesem Spiel erfreut sich die ganze Familie, ab 8 Jahren.
Smartphone: Holograf XKarten: Gregs Tagebuch

Alle: www.piatnik.com

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