Spass für – 1, 2 oder 3

„Transformer“ heißt ein neues Sexspielzeug, das als „erstes genderneutrales Sextoy“ angepriesen wird. Es erinnert optisch an ein sehr modernes Designer-Headset, mit dem man Milchkaffee aufschäumen könnte, gedacht ist es natürlich für das variable Genital-Vergnügen. Auch eine Frage ist: Wer denkt sich das alles aus?

Keine Ahnung, ob die Welt darauf gewartet hat, aber so übel ist die Idee auch wieder nicht: PicoBong – ein Unternehmen, das auf genitales Spielzeug spezialisiert ist, hat vor Kurzem das erste „genderneutrale“ Sextoy auf den Markt gebracht. Mit dem bunten Orgasmus-Quirl namens „Transformer“ sollen – je nach akutem Bedarf – Frau und Mann spielen. Damit Sie sich darunter ein bisschen etwas vorstellen können: Ähneln tut das doppelte Sex-Flottchen einem Headset mit zwei Mikros – nur sind die Enden, die wie Mikros ausschauen gar keine Mikros, sondern lustig vibrierende Köpfchen. Der die beiden Glücksbringer verbindende Teil ist flexibel und lässt sich nach Bedarf in jede Richtung biegen, was natürlich bei der Anwendung mit unbekannten Variablen zwingend notwendig ist. Sollte der Trieb allerdings in Ruhestand gegangen sein, dürfte sich der Unisex-Vibrator mühelos in einen Milchschäumer umfunktionieren lassen. Mit dem man zwei Latte gleichzeitig aufsprudeln kann. Mauricio Garcia, Marketingchef von PicoBong, sagte in einem Interview dazu: „Es gibt Toys für Singles, für Paare, für Männer und für Frauen – aber es hat noch niemand eines für jedermann entwickelt.“ Zentrales Verkaufsargument: Der Transformer stehe symbolisch dafür, wie Sex heutzutage verstanden werden sollte – nämlich losgelöst von allzu engen Denkweisen bezüglich sexueller Orientierung und anderen Konzepten. Garcia: „Unser Produkt ist für alle gemacht und kann immer und überall verwendet werden. Es urteilt nicht.“ Hauptsache, schön ist’s und gut tut’s. Feine Idee. Und das um 99 Euro – im Idealfall teilt man sich’s durch zwei. Oder – warum nicht? – drei, vier, fünf. Ich bewundere ja Menschen, die irgendwo in ihren Think Tanks hocken und sich solche Dinge ausdenken. Vermutlich habe ich das an dieser Stelle schon mehrmals geschrieben: Sextoy-Entwicklerin wäre ich sehr gerne, das stelle ich mir sehr lustig vor. Wobei es ja so ist, dass speziell Vibratoren zunehmend in einem stromlinienförmigen, total reduzierten Einheitsdesign daherkommen. Der angesagte Lust-Look ähnelt Küchenwerkzeugen, die von italienischen Avantgarde-Künstlern entworfen wurden. Oder wie diese Dinger von Bang & Olufsen, die man sich zur Beschallung an die Wand knallt. Gott sei Dank – wo ich mich doch noch an meine ersten Besuche im Erotik-Shop erinnern kann und an die genitale Überhöhung, die seinerzeit Mode war: Jeder Vibrator kam als gigantische, fleischfarbene Supernudel daher. Industriell erzeugte Symbole der „Der Herr im Haus bin ich“-Ära. Okay, solche Modelle gibt es zwar immer noch – aber sie sind rar geworden. Noch lustiger fände ich es übrigens, mir Namen für die Spielkameraden auszudenken. Dass der Gender-Vibie Transformer heißt, mag zwar rein thematisch logisch erscheinen, ich persönlich hätte mir was anderes ausgedacht. Auch die anderen Brüder und Schwestern haben dort komische Namen – wie Kiki, Honi oder Zizo. Klingt ein bissl nach Teletubbies. Da sind mir fast schon wieder die alten fleischfarbenen Dinger lieber. Bei einem, der Tassilo, Angelo oder Muschiking heißt, gibt’s nämlich keine offene Frage.

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