Hallo, du!
Zuletzt hier der Ausflug zum ersten virtuellen Vagina-Museum, das eine österreichische Künstlerin erfunden hat. Und nun gleich die Leser-Reaktionen darauf – zusammengefasst: Eh recht herzig, aber ehrlich: braucht’s das? Auf den ersten Blick natürlich nicht. Die Welt würde auch ohne Vagina-Museum nicht ins Trudeln geraten (im Übrigen auch ohne das weitaus berühmtere Penis-Museum nicht). Aber, ehrlich: Das ist doch gar nicht das Thema. Thema ist vielmehr, dass wir zwar in einer Welt leben, wo die Menschen Perversionen jeder Art und Geschlechtsteile in allen Lebenslagen googeln können, aber wie es um den eigenen Körper in allen seinen intimen Details ganz konkret bestellt ist: Wie bitte? Mag sein, dass Sie an dieser Stelle den Kopf schütteln und sagen: Hallo, hallo, was will die jetzt von mir? Ist doch alles klar. Und ich werde darauf antworten: Eh nix, keine Angst. Aber, unter uns Schwestern – wann haben Sie zuletzt einen interessierten oder gar liebevollen, neugierigen, offenen Blick zwischen Ihre Beine geworfen? Oder lässt sich Madame ihr Souterrain lieber aus berufenem Munde – also aus zweiter Hand – schildern? Na, eben. Denn sooo genau muss man „das“ ja dann doch wieder nicht wissen. Aber Hauptsache, es ist klar, wie viele Nasenhärchen wir zupfen müssen. Tatsache ist, dass das Gros der Vaginabesitzerinnen zwar stets schaut, dass „da untenrum“ alles picobello duftig, fesch und fein beinander ist, aber das Gesicht (der Bauch, die rechte Hand, die große Zehe) ist uns um einiges mehr vertraut als dieser Ort potenziellen Vergnügens. Weil’s, hm, schöner ausschaut. Weil wir das so gelernt haben. Weil es peinlich ist. Oder aber, weil man diesen Körperbereich erst gar nicht dem Bewusstsein erschließen möchte, außer einer steckt drin. Und ja, es gibt Frauen, die sehen das so: „Die Vagina sieht sehr viel besser aus, wenn ein Penis in ihr geparkt ist.“ Aber solo? Non, merci. Gründe fürs Wegschauen gibt es viele. Wie etwa der YouTube-Hit „Frauen sehen erstmals ihre Vagina“- anschaulich zeigt. Mit derzeit 1,8 Millionen Klicks ist der Clip nicht nur sehenswert, sondern macht auch nachdenklich. So kam es dazu: Mit einer Kleinannonce per craiglist.com suchte ein Mann Frauen diverser Altersklassen, die noch niemals einen Blick auf ihre Scheide geworfen hatten. In der Tat: Es melden sich Interessierte. Wie sich zeigte, haben Frauen viele Beweggründe fürs Wegschauen: Eine hatte aus religiösen Gründen einen distanzierten Blick auf ihr Frau-sein. Eine andere Frau fühlte sich zu dick, der Bauch verdecke alles. Eine sehr junge Frau erinnerte sich an ihren ersten Freund, der meinte ,,ihre Vagina sei hässlich“. Eine weitere Teilnehmerin hat das Trauma einer Vergewaltigung nicht überwunden. Davey Wavey, eine Art YouTube-Guru, bastelte für das Experiment eine Kabine, in der sich die Freiwilligen untenrum ausziehen konnten. Dazu reichte er einen Spiegel. Die Kamera filmte nur die Gesichter der „Neuentdeckerinnen“ und deren wunderbare Reaktionen: Vom Wow! bis zum kindlichen Kichern. „Sie schaut sehr glücklich aus“, sagte eine Frau. Die andere flippte aus: „Wuhuuu. Ich bin irgendwie stolz auf sie.“ Prädikat: wertvoll.
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