Gegangen, um zu kommen
Vergiss nicht, Sex ist wie ein Abendessen beim Chinesen. Es ist nicht vorbei, bis beide ihren Glückskeks erhalten haben.“ (Alec Baldwin, Schauspieler). Ein bissl blöd ist nur, dass nicht jeder Chinese ums Eck zum Dessert einen Glückskeks reicht. Was wiederum bedeutet: Fix ist in Sachen Orgasmus meist nix. Das betrifft – wie hinlänglich bekannt – vor allem Frauen. Es ist folglich kein Zufall, dass eine Frau zum Thema „Höhepunkt“ jetzt ein neues Buch geschrieben hat. Das hat den ansprechenden Titel „Achtung ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt.“ Die Frau heißt Henriette Hell, ist 29 Jahre alt, schreibt einen Sexblog namens „Hellrot“ und lebt in Hamburg. Von dort brach sie eines Tages auf, um sich – gewissermaßen – rund um den Globus zu vögeln. Daraus entstand ein „turbulenter Roadtrip durch die Betten vieler Länder – Klappentext: „ Henriette Hell räumt ihr Konto leer und begibt sich auf eine Reise rund um die Welt. Der Plan: In jedem Land mit einem Einheimischen schlafen, um herauszufinden: Kommt man in anderen Ländern entspannter? Und ist der Orgasmusstress am Ende ein rein deutsches Problem?“ Gute Frage – und ein kurzer persönlicher Gedanke: Ich hätte das auch ohne so eine Reise beantworten können, aber mit ist es sicher lustiger – speziell für eine 29-Jährige. Fix ist, dass so manches auf einen ersten Blick woanders, also in fremden Gefilden, reizvoller erscheinen – doch beim zweiten und dritten Blick (oder Fick?) ist Sex am Ende auch wieder nur Sex (weil abhängig von den jeweiligen Protagonisten). Mag sein, dass so ein knackiger Typ aus Jamaika megageil auf der weiblichen Klaviatur klimpern kann und es einfach verlockender ist, leicht bekifft im Schatten der karibischen Sonne gebumst zu werden ... aber! Aber am Ende liegt das Kommen in den eigenen Händen. Hell bringt das sehr gut auf den Punkt, indem sie das „Ziel“ ihres Buches definiert – nämlich die „dauerhafte Befreiung des weiblichen Orgasmus, der nicht mehr vorgetäuscht oder erzwungen werden, sondern die Freiheit genießen soll, dann zu kommen, wann, wie und mit wem es ihm passt“. Herrlich! Wenn die Realität nicht so anders wäre: Denn längst ist auch das Kommen zu einer Art „Leistungsschau“ verkommen, weil das „Nicht-Kommen in unserer sexualisierten Gesellschaft als ein Tabu oder Makel begriffen wird“, so Hell. Ende gut, Orgasmus gut. Nach 20 Liebesabenteuern auf vier Kontinenten fand Hell, was sie suchte. Mit durchaus interessanten Zwischenstationen – etwa Sex in einer indischen Berghöhle, wo sie lernte, dass der weibliche Orgasmus in Indien gar nicht existiert. Oder die Nummer mit einem charmanten Rafi in Kambodscha, der ebenfalls in die Orgasmusfalle tappte: Er simulierte den Höhepunkt, weil auch Männer meinen, das Kommen sei ein Leistungsnachweis. Erst in Istanbul – also fast am Ende der Mission – wird’s so richtig heiß. Die Autorin stürzt sich „in die wildeste Nacht ihres Lebens“ um schließlich festzustellen: Jeder elfte Mann ist ein Treffer. Hoffnung macht Hells Resümee: „Das Endergebnis meiner Mission Orgasmus war fantastisch. Ich hatte endlich das nötige (sexuelle) Selbstbewusstsein und die mentale Reife erlangt, um ganz entspannt kommen zu können.“ Willkommen im Leben – und Lieben.
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