Das Kommt Davon

In der Medizin ist er eine Rarität, die Aufmerksamkeit erregt: Wenn ein Mensch mit einem Dauerorgasmus in die Notaufnahme eines Spitals kommt, dann sitzen die Protagonisten bald darauf in einer Talkshow, zumindest ist aber davon zu lesen. Etwa so: "Ja. Ja. Ja. Frau mit 12-Stunden-Orgasmus hielt Notärzte auf Trab!" Ein Höhepunkt, der nicht aufhören möchte, klingt auf den ersten Blick nach: "Jö, das will ich auch." Wo doch der Orgasmus immer zu kurz scheint. Doch mehrere Stunden "Kommen" sind, wie man von "Opfern" hört, kein Vergnügen, sondern schmerzende Qual. Erst vor Kurzem kam es in den USA wieder zu so einer Non-stop-Erregung: Das betroffene Paar outete sich in der TV-Show "Sex Sent Me to the ER" zum Thema "sexuelle Missgeschicke". Liz schilderte, wie sie wegen ihres Superorgasmus ins Krankenhaus musste. Begonnen hat alles mit normalem Sex – morgens, vor der Arbeit. Während Liz’ Partner schon bereit fürs Büro war, lag die gute Frau in der Dauerwelle. Trotz Herumhüpfens, Weintrinkens, Ablenkens dauerte ihr Höhepunkt insgesamt drei Stunden.
Warum das so kam, weiß niemand genau. Fakt ist: Ein Orgasmus funktioniert wie ein Reflex, ähnlich wie etwa Niesen. Und es soll ja bekanntlich Menschen mit Dauer-Niesanfällen geben. Dennoch: Der beste aller Reflexe ist nach wie vor seltsam rätselhaft. Der Mensch kann zwar chirurgische Eingriffe in den Tiefen des Gehirns vornehmen und Gesichter transplantieren, doch das Geheimnis des Orgasmus ist nach wie vor nicht entschlüsselt. Zwei neue Fakten gibt es nun dennoch – zum Orgasmus der Frau. 1.) Vaginal oder klitoral? Lange gab’s zu diesem Thema Debatten. Diskutiert wurde, ob der Höhepunkt, abhängig von der Art der Stimuli (Eindringen oder Klitorisbespaßung), anders empfunden wird. Forscher aus Seattle haben nun per Ultraschall-Scans im Epizentrum des Vergnügens nachgesehen – das Ergebnis: Es gibt ihn, den feinen Unterschied. Weil die Klitoris ja nicht nur ein "Gupferl" im Schritt ist, sondern weit verzweigt in die Tiefen des Beckens reicht, reagiert sie – nach Art des Reizes – unterschiedlich. Und das wird von den Frauen anders empfunden. 2.) Echt oder falsch? Auch hier existieren interessante neue Erkenntnisse. Bisher hieß es: Frauen schummeln beim Orgasmus des "Commitments" wegen, um den Partner nicht zu enttäuschen. Oder aber, um den Akt elegant und zügig zu beenden. Forscher an der Temple University and Kenyon College befragten nun 481 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 20. Im Rahmen einer "Gespielten-Orgasmus-Skala" konnten sie sehr differenziert ihre Gründe für das Schauspiel darlegen. Natürlich tun sie es oft aus altruistischen Gründen – sie gibt Ekstase vor, um den Partner zu "belohnen" bzw. nicht zu verletzen. Für manche ist der gespielte Höhepunkt ein Mittel, um der Angst und Unsicherheit zu entfliehen, die bei starker sexueller Erregung entstehen könnte. An dritter Stelle kommt ein neues, bisher eher unbekanntes Argument: Frauen simulieren, um selbst Spaß zu haben und ihre Erregung zu steigern.
Die sexuelle Form des "positiven Denkens", bei dem es ja heißt: Ein bewusst eingesetztes Lächeln bewirkt gute Laune. So betrachtet: besser gespielt, als gar nix.
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