Für immer Dein – oder so.
Generation „Illusion“ – das ist, was spontan aufpoppt, wenn man in einer neuen Jugendstudie schmökert. In der steht: „8 von 10 legen viel Wert auf Treue.“ So schön, so romantisch – händchenhaltend in den (Sonnen)untergang, man reiche uns ein Taschentüchlein. Praktisch schaut’s allerdings auch in der Altersgruppe 14+ nicht anders aus als bei ihren Mamis und Papis, nur klingt alles noch ein bissl harmloser (und damit verdaulicher): „Hey, wisst Ihr was? Der Alex hat mit der Nina herumgemacht, obwohl er seit drei Monaten mit der Dana geht – Absturzkind.“ 20 Jahre später kommt das dann so daher: „Habt Ihr schon gehört: Der Alex hat seit Monaten eine Affäre mit Nina – und seine Frau, die Dana, sitzt mit den zwei Kindern daheim?! Arschloch.“ Der Rest ist Drama, Baby, Drama: Dana wird zum Anwalt pirschen und den bösen Alex, der nun schon das zweite Mal fremdvögelt, eine Lektion erteilen, die sein Konto nicht mehr so schnell vergisst. Und den zwei Kindern wird es wie so vielen Kindern dieser Generationen gehen: Sie werden den Papi nur mehr jedes zweite Wochenende sehen. Oder gar nicht. Womit die Frage im Raum steht: Geht’s auch anders – muss Untreue automatisch zur Trennung führen? Muss sie nicht. Um das zu begreifen, ist es zunächst wichtig, sich des Monogamie-Dilemmas bewusst zu werden. Auch wenn es viele nicht hören wollen: Es ist ist und bleibt schwierig – weil das Konzept der ewigen Treue nicht in der menschlichen Natur verankert ist. Das zu behirnen, ist ein guter Schritt Richtung Realität. Kein Freibrief, permanent fremdzugehen – aber ein Plädoyer für Weitsicht. Doch was tun, wenn’s so weit ist und sie Augenzeugin einer einschlägigen Whats-App-Nachricht wird oder er erfährt, dass das Wellnesswochenende seiner Frau eine 3-Tages-Saftkur mit dem nicht unfeschen Fitnesstrainer war. Tut weh, eh klar. Aber in der Sekunde davonrennen? Nun, wenn’s ihre vierte Saftkur mit dem achten Typen war und der Gatte ein Lexikon mit Whats-App-Schweinereien diverser Stundenhotel-Dates füllen könnte, dann: Raus aus der Beziehungsruine! Doch sonst kann’s in Langzeitbeziehungen durchaus passieren, dass jemand einer tiefen, inneren Sehnsucht folgt und woanders lustwandelt. Abgesehen davon, dass es am elegantesten wäre, sich dabei nicht erwischen zu lassen, ist das „Wie“ ein zentraler Aspekt. Ulrich Clement, bekannter Sexualtherapeut und Autor des Buches „Wenn Liebe fremdgeht“, spricht etwa von „respektvollem Fremdgehen“ – in dessen Rahmen eine Form von Loyalität gewahrt bleibt. Was in dem Kontext ein bissl wild klingt, aber folgendes heißt: Auch wenn ich mich in den Armen jemandes anderen zum Orgamus hechle, befolge ich Regeln. Ich mache das nicht daheim, im Ehebett. Ich mache den Partner nicht schlecht und ich verrate keine Paar-Geheimnisse. Ich verliere mich nicht gänzlich im Neuen – bin „beziehungspräsent“. Dort ist dort, da ist da. Vor allem aber: Die Sache hat ein Ablaufdatum. Trotzdem: Es schmerzt, den anderen dabei zu erwischen – aber gerade jetzt lohnt es sich, innezuhalten, nachzudenken, hinzufühlen und versuchen, zu bleiben. Wie das gehen kann, lesen Sie nächste Woche.
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