Frisch, Fröhlich, Zuckerlfarben

Alles dreht sich, alles bewegt sich – um ihr „unten“. Zum Trend der chirurgischen Vaginalverjüngung gesellt sich nun allerlei Neues: Vaginal Steaming – die Dampfreinigung fürs weibliche Genital. Vajazzling – die Behübschung des Venushügels mit Strass. Sowie Vajacial – die „Gesichtsbehandlung“ für die Vagina. Noch Fragen?

Nur so eine Vorstellung: Treffen sich zwei – Damen. Im Fitnesscenter oder bei einem Drink, irgendwo in der Stadt. Sagt die eine: Und, wie geht’s? Strahlt die andere: Herrlich! Komme gerade von der Muschi-Reinigung. Habe mich selten so sauber gefühlt. Ein fiktiver Dialog, klar. Und doch nicht allzusehr von der Realität entfernt. Denn erst vor Kurzem ging eine Meldung hurtig um die virtuelle Welt. Darin wurde berichtet, was die Schauspielerin Gwyneth Paltrow auf ihrer Lifestyle-Website „Goop“ geschrieben hat. Nämlich dass sie sich immer wieder einmal eine Dampfreinigung für die Vagina gönnt. Dabei sitzt Gwyneth auf einer Art WC/Bidet – von unten steigt ein Dampf aus Beifuß/Wermutkraut hoch, der Intimbereich wird weiters mit Infrarotstrahlen aufgewärmt. Ziel der ganzen Prozedur: eine nie dagewesene Tiefenreinigung. Die, so Frau Paltrow, „sogar die Gebärmutter säubert“. Nicht nur: Ganz nebenbei würden „Energien freigesetzt“ werden (hier ist – bitteschön – Raum für eine passende Fantasie). Diverse Spas in den USA – etwa im hippen Santa Monica – bieten die Beauty-Behandlung für das weibliche Souterrain schon länger an. „Vaginal Steam Baths“ (Vaginaldampfbäder) kosten so um die 50 Dollar und gehen auf eine asiatische Praktik zurück, typisch dafür: die Kräuter Wermut und Beifuß. sie sollen entschlacken und die Gesundheit des Urogenitaltrakts fördern. Man kärchert quasi seinen Unterleib. Seither ist das Wort „V-Stream“ – so heißt das Treatment – in fast aller Munde. Das kann man jetzt finden, wie man will. Wenn eine Frau meint, ihr Untenrum hätte nur das Beste vom Besten verdient – warum nicht? Was mir allerdings suspekt wäre: ein Vagina-Kult Richtung supersteril, superstraff und superjung. Was ja – wie hier schon mehrmals geschrieben wurde – gar kein so absurder Gedanke ist. Der Vagina-Behübschungsirrsinn hat längst Europa erreicht – und mündet etwa darin, dass Frauen 35+ eine Stange Geld hinlegen, um unten wieder so auszuschauen wie einst. Frisch, fröhlich, zuckerlfarben, straff – mittels Vaginal Rejuvination, für die der Chirurg alles frisch schnipselt. Und geschmückt wird gerne – beim Vajazzling etwa der Venushügel mit selbstklebenden Kristallen. Voraussetzung für die Glamour-Muschi: die Totalenthaarung mittels Epilation oder Brazilian Waxing. Auch hier hatten Hollywoodstars die Finger im Spiel: Bekannt wurde der Trend im Jahr 2010, als die Schauspielerin Jennifer Love Hewitt in der George Lopez Show über ihr Vajazzling plauschte. Und dann gibt’s auch noch das hier: „The Vajacial“. Quasi die „Gesichtsbehandlung“ für die Vagina. Verschönert wird in mehreren Schritten: Erst kommt die antibakterielle Waschlotion. Dann wird eine Peeling-Paste aufgetragen, die die Poren für nachkommende Haare öffnet und eingewachsenen Haaren vorbeugt. Jetzt folgt die Maske, abgestimmt auf den „Hauttyp“ – gegen Rötungen oder Hautunreinheiten. Abschließend wird eine Bleichcreme aufgetragen, die für den perfekten „Strahle-Teint“ sorgen soll. Das alles um wohlfeile 60 Dollar. Dass es neuerdings Youtube-Clips gibt – in denen Frauen mit ihrer Dings, ähem, Gewichte heben, wundert dann auch nimmer sehr. Zeit für die Petition „Free Vagina!“

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