Dildo-Alarm am Viktualienmarkt

Heute im Sonderangebot: Die sommerliche Presseschau mit so manch pikantem Detail. Was einer Sexkolumnistin im Laufe der Zeit auf keinen Fall entgehen darf. Oder: Wie unterscheide ich die wirklich wichtigen Dinge des Lebens von erotischen Nebenschauplätzen wie „Torben, 27, sucht Sex statt Liebe“? Vorhang auf.

Es gibt – meinen Job als Sexkolumnistin betreffend – allerlei interessante Vorstellungen seitens des Publikums. Die meisten davon beruhen auf Missverständnissen, zu häufigem Fernsehserien-Konsum oder ausufernd vividen Erotik-Fantasien. So viel dazu: Mein Schlafgemach ist weder ein Spiegelkabinett noch verfüge ich über eine Sammlung gebrauchter Herrenunterhosen und deren Träger. Was hingegen schon zu meinem Sexkolumnistinnen-Alltag gehört: die Neuigkeiten aus dem unendlich großen Reich der Erotik und Sexualität zu durchforsten. Woche für Woche, seit zwölf Jahren. Da ist es natürlich praktisch, die Suchmaschinen-Alerts so zu skalieren, dass sie mir täglich Einschlägiges in den elektronischen Postkasten spülen. Das sieht – zugegeben – ein wenig eigenartig aus. Würde sich jemand, in Unkenntnis meiner Profession, in meinen E-Mail-Account hacken – oje. Sähe schwer nach einem pathologischen Sexjunkie aus. Aber nein: Job. Job. Job. Ist Job. Angesichts der meisten Meldungen sage ich dazu nur: Es ist manchmal verdammt hart, eine Sexkolumnistin zu sein. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle daher einmal ein sommerliches Potpourri der kuriosesten Schlagzeilen aus den vergangenen Tagen präsentieren. Das eine oder andere mal garniert mit dem einen oder anderen persönlichen Gedanken. Los geht’s: „Verabredung zum Sex – so bleibt das Liebesleben in Schwung“. Ein Klassiker des „So geht das“-Journalismus. Davon gibt es täglich zuhauf. „So bringen Sie 100 Frauen gleichzeitig zu 1000 Orgasmen“. „So verhüten Sie unauffällig.“ „So müssen Sie essen, damit Sie bis 90 potent bleiben“. Fazit: So wird das trotzdem nix. Daher zur nächsten Schlagzeile: „Tiere können Sex mit Menschen zustimmen, behauptet Betreiber eines Tierbordells“. Ich gebe zu, dass ich mir die Freiheit nahm, diese Meldung nicht näher zu betrachten. Jedenfalls interessant: „Geplanter Sexshop sorgt in München für helle Aufregung. Dildo-Alarm am Viktualienmarkt.“ Nicht auszudenken, würde es sich um eine dunkle Aufregung handeln. Dildos mit Alarmfunktion machen mich hingegen schon wieder neugierig. Ob sie auch eine Weckfunktion haben? Mehr oder minder nahtlos geht es dann so weiter: „Sex, Luft und Currywurst. Die absurdesten Steuern in Deutschland.“ Was mir immer wieder auffällt: Wo viel Sex, da viel No-na. Etwa: „Wenn es beim Sex Probleme gibt, hilft reden.“ Jo, eh. Turnen, malen oder singen werden nix bringen. Etwas Völkerkunde schadet nie, zum Beispiel: „Online Sex und Erotik: Bremen ganz vorne.“ Das sollte man in Hinkunft wohl bedenken, wenn man seinen Kindern die Bremer Stadtmusikanten als Gute-Nacht-Geschichte vorliest. Und sonst? Klerikales: „Sex-Skandal in Österreich: In dieser Kirche wurde ein Porno gedreht. Kulinarisches: „Heiß oder fettig – Paar hat Sex am Dach von Fastfood-Restaurant“. Enthemmtes: „Keine Scham beim Sex-Seminar“. Persönliches: „Torben, 27, sucht Sex statt Liebe“. Prominentes: „Cameron Diaz – Sex mit Drew? Niemals!“ Esoterisches: „Sex im Wasser – das kann „Aqua-Sutra“. Neurologisches: „Porno-Experiment: Was passiert bei Sex-Sucht im Gehirn?“ Und nicht zuletzt: „9 Fakten über die Klitoris“. Wobei ich der Meinung bin: Zehn hätte sie sich eher verdient.

Kommentare