Des wärrad mir scho schaffa

Ein Paar kurz vor dem Kuss.
Wenn es um die Erotik des Akzents bzw. von Sprachen geht, dachte zumindest ich: Vive la France! Doch laut einer aktuellen Umfrage goutiert man dann doch eher das Britische. What a surprise. Ein guter Moment, sich ein wenig umzuhören – was hat das Zeug zum Verbal-Viagra und was geht wirklich gar nicht?

Sprache – geschrieben – kann so herrlich animierend sein, siehe etwa Joachim Ringelnatz: „Ich wollte, ich wäre ein Malzbonbon. Und du, du würdest mich lutschen.“ Oder Rainer Maria Rilke: „Heiter steigt mein Samen wie ein Kind.“ Bei der gesprochenen Sprache sieht die Sache schon eine Nuance anders aus – da kommt es dann schon sehr auf die Person an, die die Worte in den Mund nimmt. Auf deren Art und Weise des Lautmalens, auf die Sprache per se – und natürlich auf Dialekt bzw. Akzent. Womit sich die Frage stellt: Welcher Akzent hat den größten Sex-Appeal, bei welchem Dialekt werden wir schwach? Erst vor kurzem wurde rund um dieses Thema eine Umfrage veröffentlicht – mit recht erstaunlichem Ergebnis. Denn nein, nicht das rasch zwischen zwei Glaserln Vin rouge leicht guttural hingehauchte „Ahhhhh ouiiiii, je t’adore“ sorgt für akutes Aquaplaning im (Herren & Damen-)Schritt, sondern der feine „Five-o’Clock-Tea“-Akzent der Briten – in etwa so: „I’m going to seduce you any minute, my dear“. Dann wird am Earl Grey genippt und vielleicht noch irgendein feines Sprach-Juwel aus dem Reich der Idiome in den Raum gehaucht: „Yes indeed, Honey, I’m as nutty as a fruitcake.“ Zugegeben, für mich persönlich nicht gerade der ultimative Stoff, aus dem die Mind Fucks bestehen, aber bitte, wie sagt der Franzose so fesch: „Chacun à son goût.“ Denn immerhin mehr als 25 Prozent von insgesamt 11.000 befragten Menschen gaben ihr Faible für den britischen Akzent an – besonders beliebt ist er in Paris, New York und Sydney. Übrigens: Mein persönlich präferiertes Französisch landete bei dieser Umfrage nur auf Platz 5. Merde! Dabei gibt es ja kaum etwas Geschmeidigeres als einen südfranzösischen Poolboy, der sich an der deutschen Sprache entlang hantelt: „Darf isch das Badetüsch der wünderbaren Madame un peu anders draper? Ünd vielleischt nehmen wir eine petit Pastis au Bar?“ Wobei – in der Causa „Sprach-Empfinden“ ist ja so manches ein bisserl fragwürdig. Bei der Recherche zum Thema stolperte ich etwa über eine weitere Umfrage einer Partnerbörse, und in der kam das Norddeutsche als Verbal-Viagra zu Ehren. Ich sage nur: Moin, moin, mon amour. Dass hingegen das Schwäbische nicht wahnsinnig prickelnd rüberkommt – ja, Heilig’s Blechle – ist nachvollziehbar. Nicht auszudenken, würde sich ein Schwabe auf der Dame mit den Worten „Des wärrad mir scho schaffa“ abmühen, um schließlich zu sagen: „Hallöle, jetzt bin ich aba heftisch komma.“ Doch bleiben wir im Lande – unlängst belauschte ich zwei Damen, die über ihre Affären mit Steirer-Män plauschten. Die eine sagte: „Und der Dialekt – so siaß. Obwoi: Er is jo eher der hoate Typ.“ Ich hatte dann leider ein ganz komisches Bild im Kopf, in dem ich dem Herrn Steira-Män beim Dominieren zuhörte. Und in diesem Bild sprach er folgende Worte: „Weiwaleit, die bei mia net fulgn, kriagn oans auf die Lousa“ (übersetzt: „Frauen, die bei mir nicht folgen, bekommen eine auf die Ohren“). Vielleicht noch ein Ausflug ins Schweizerdeutsche, dessen Sprachmelodei auch nicht gerade in den Top 10 der Lustmacher rangiert. Aus folgenden Gründen: „Luschtgrotte“ oder „Samäbank“ steht da für Vagina. Und „Schnäbispiss“ für den Penis.

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