Rückblick: Wirtschaft 2013

2013 wurde sichtbar, dass US-Nobelpreisträger Paul Krugman 2009 nicht ganz falsch lag. Er hatte für Riesenwirbel mit seinerAussage gesorgt, dass Österreich in die Pleite schlittern könnte, weil die heimischen Banken zu großzügig Kredite in Osteuropa vergeben haben. Blödsinn? Das abgelaufene Jahr brachte beunruhigende Erkenntnisse: über die Budgetbelastung durch die Wahnsinnsgeschäfte der Hypo Alpe-Adria und über die desaströse Bankenaufsicht. Eine 2009 drohende Pleite der an die Bayern verkauften, aber weiter mit Kärntner Landeshaftung ausgestatteten Bank hätte verheerende Folgen am Balkan, aber auch in Österreich haben können. Ob die Notverstaatlichung samt Millionen aus dem Bankenhilfspaket richtig war und ob die Bayern Österreich über den Tisch gezogen und vorher das Risiko fahrlässig erhöht haben, lässt sich kaum noch klären. Nach den Boomjahren herrscht nun Ernüchterung über die Ostgeschäfte. Österreich droht zwar keine Pleite. Aber in ruhigen Gewässern segeln wir nicht. Und die Hypo wird auch 2014 Thema sein.
- Martina Salomon
Millionenzahlung. Der Siemens-Konzernvorstand in München ist wieder frei von Österreichern: Innerhalb nur weniger Wochen müssen Konzern-Chef Peter Löscher und Personal-Chefin Brigitte Ederer unfreiwillig den Hut nehmen. Der vorzeitige Abgang wird ihnen ordentlich versüßt: Löscher erhält eine Abfertigung von 17 Millionen Euro, Ederer kommt auf 6,5 Millionen.
Krisenjahr. Der Zusammenbruch des Baukonzerns Alpine mit einem Schuldenberg von fast 4 Mrd. Euro ist die größte Pleite seit dem 2. Weltkrieg. Die unmittelbar betroffenen 4.900 Bauarbeiter in Österreich kommen vorerst glimpflich davon. Sie werden von den Firmen, die die Baustellen weiterführen, übernommen. Weniger Chancen auf einen neuen Job haben die 3.300 dayli-Mitarbeiter, die Schlecker-Nachfolgefirma ist imSommer endgültig pleite.
Für die Ende 2009 notverstaatlichte Hypo-Alpe-Adria-Bank wird 2013 zum Katastrophenjahr. Im März beginnt die EU den Druck auf die Bank-Manager zu erhöhen, den Abbau der Hypo zu beschleunigen. Bis Mitte 2015 sollen alle Tochterbanken verkauft sein. Gleichzeitig kommen Politik und Nationalbank mit Horror-Szenarien über die Kosten der Hypo für die Steuerzahler. Bis zu 16 Milliarden Euro könnten es sein, so die OeNB. Finanzministerin Maria Fekter spricht von einem„ Fass ohne Boden“. 700 Millionen Euro pumpt der Staat zum Halbjahr in die Bank, weitere 1,05 Milliarden Euro kommen im Jahresverlauf dazu. Hypo-AufsichtsratschefJohannesDitz tritt im Sommer genervt zurück, kurz darauf gibt auch Vorstand Gottwald Kranebitter auf. Beide können sich mit ihrer Forderung nach einer Bad Bank für die Hypo gegen Fekter nicht durchsetzen. Im Juli bestätigt der OGH die Haftstrafen für die Ex-Hypo-Chefs Kulterer und Striedinger.
381.582 Betroffene. Noch nie gab es so viele Arbeitslose in Österreich: Ende November sind 381.582 Menschen ohne Job, um fast elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die schwache Wirtschaftsentwicklung, eine Reihe von Großpleiten, aber auch die Zuwanderung aus benachbarten EU-Ländern geben den Ausschlag dafür. Die Arbeitslosenquote klettert auf acht Prozent. Gleichzeitig gibt es in Österreich aber auch soviele unselbstständig Beschäftigte wie nie: 3,4Mio. Menschen sind es Ende November, um 0,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Kursaffäre: Harte Urteile für Ex-Chefs der TelekomHaftstrafen. Die Ex-Vorstände der Telekom Austria, Rudolf Fischer und Stefano Colombo, werden wegen Untreue nicht rechtskräftig zu drei bzw. dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, den Kurs der Aktie manipuliert zu haben, damit Boni ans Management ausgezahltwerden konnten.
Chef der Raiffeisen Bank International tritt zurückWohnungskäufe. Herbert Stepic (66), seit 40 Jahren im Raiffeisen-Sektor tätig und zuletzt Chef der börsenotierten Raiffeisen Bank International, erklärt im Mai überraschend seinen Rücktritt. Auslöser ist das Bekanntwerden von umstrittenen Wohnungskäufen in Singapur. Nachfolger ist Karl Sevelda.
Schiefergas-Boom lässt US-Industrie zurückkehrenNeuer Trend. Es ist eine Energiewende von historischer Dimension: Dank der neuen Fördertechnologie für Öl und Gas aus Schiefersand dürften die USA in wenigen Jahren von einem der größten Erdgasimporteure zur Exportnation werden. Das verändert den globalen Öl- und Gasmarkt, aber auch die US-Industrie: Nach fast drei Jahrzehnten, in denen Produktionsunternehmen in Billiglohnländer abgewandert sind, kehrt sich der Trend nun um: Günstige Energiekosten und höhere Löhne in Fernost machen „Made in USA“ plötzlich wieder attraktiv.
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