Rückblick: Kultur 2013

Angeblich wurde 2013 auch intensiv des Geburtstages von Giuseppe Verdi vor 200 Jahren gedacht. Abgesehen von einer (szenisch langweiligen) „Don Carlo“- Eventproduktion in Salzburg hat man aber nicht viel davon mitbekommen. Dass Benjamin Britten vor 100 Jahren geboren wurde, war in der Programmierung der meisten Institutionen auch nur eine Randerscheinung. So war 2013 in erster Linie Richard-Wagner-Jahr, was gut in unsere Zeit passt: Es geht um das Große ,um Gigantomanie. Mit leisen Tönen ist nix mehr zu reißen. Schön (und gleichzeitig überraschend) war, dass die größte Wagner-Produktion, die „Ring“-Premiere bei den Bayreuther Festspielen, so gut funktionierte, weil sich Regisseur Frank Castorf mit Ideologiefragen beschäftigte. Das Riesenevent wurde, wenn man so will, zum Anti-Event. Auch nicht schlecht war 2013, dass der Event-Intendant Alexander Pereira seinen Abschied von Salzburg verkündete. Die Designierung von Markus Hinterhäuser zum Chef ab 2017 war die beste Antwort.
- Von Gert Korentschnig
Film. Oscars für zwei Österreicher: Michael Haneke wird für sein ungewöhnlich liebevolles Sterbedrama „Amour“ mit Emmanuelle Riva, Jean-Louis Trintignant und Isabelle Huppert mit dem Preis für den besten nicht englischsprachigen Film ausgezeichnet. Christoph Waltz erhält seinen zweiten Oscar als bester Nebendarsteller in „Django Unchained“ von Quentin Tarantino.

Er sollte eigentlich bis 2016 bleiben. Aber Alexander Pereira geht als Intendant der Salzburger Festspiele schon 2014 an die Mailänder Scala. Für 2015 und 2016 wird Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf gemeinsam mit Präsidentin Helga Rabl-Stadler interimistisch eingesetzt, die Position des Intendanten ab 1. Oktober 2016 mit Markus Hinterhäuser besetzt. Der Pianist folgt zuerst 2014 als Leiter der Wiener Festwochen auf Luc Bondy, ehe er an die Salzach übersiedeln wird. Michael Schottenberg lässt seinen Vertrag als Direktor des Wiener Volkstheaters nach zehn Jahren mit Ende Juni 2015 auslaufen: Seine Nachfolgerin wird Anna Badora vom Grazer Schauspielhaus. Für einen Knalleffekt sorgt Tobias G.Natter: Der Vorarlberger legt seine Funktion als Museumsleiter nach einem Direktorenstreit imWiener Leopold Museum überraschend zurück – wegen der Doppelfunktion des kaufmännischen Direktors Peter Weinhäupl.
Literarisch. Daniel Kehlmanns neuer Roman „F“ erzählt von drei Brüdern und dem Schicksal. Der Autor geht in der Familiengeschichte der Frage nach: Wie selbstbestimmt können wir eigentlich handeln? Kann man leben ohne (Selbst-)Betrug? Zeitgleich erscheint der Roman „Das größere Wunder“ von Thomas Glavinic: „Eigentlich sind es zwei Geschichten. Während einer Bergtour zum Mount Everest blickt Jonas auf sein bisheriges Leben zurück: seinen behinderten Zwillingsbruder Mike, seine große Liebe Marie und seine Reisen.“
Richard Wagner: Jubiläumsjahr mit „Ring“ in BayreuthUmstritten. Frank Castorfs wild-verwegene „Ring“-Deutung zum 200. Geburtstag Wagners mit Filmteam und Live-Videos auf der Bühne ist die prominenteste Wagner- Neuinszenierung 2013. Es gibt Buhrufe und Pfiffe, aber auch Applaus. Denn der Dirigent Kirill Petrenko leistet hervorragende Arbeit.
Thema Raubkunst: Der Fall Gurlitt – Aufreger des JahresSpektakulär. In der Wohnung von Cornelius Gurlitt, 80, werden 1.400 Bilder von Meistern der klassischen Moderne entdeckt und beschlagnahmt (im Bild: Max Liebermann „Zwei Reiter am Strande“). Nach Kritik an den Behörden scheint eine Rückgabe möglicher „Raubkunst“ gesetzlich sehr schwierig.
Standing Ovations für Neuerfindung des „Jedermann“Umjubelt. Viel Applaus erhält die Neuinszenierung von Hofmannsthals Klassiker „Jedermann“ auf der Domplatz- Bühne bei den Salzburger Festspielen. Für Cornelius Obonya in der Titelrolle und die neue Buhlschaft BrigitteHobmeier gibt es ebenso Standing Ovations wie für die Regisseure Julian Crouch und Brian Mertes. Ihnen ist eine musikalische, bildstarke, pointenreiche Inszenierung gelungen, die das Pathos der Vorlage dosiert einsetzt, um die 102 Jahre alte Geschichte vom Sterben des reichen Mannes für das 21. Jahrhundert zu erzählen.
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