Rückblick: Außenpolitik 2013

Die Welt ist schlecht, sagt man gerne. Und Weltpolitik ist auch nicht viel besser: Krisen, Kriege, Katastrophen, Attentate und andere Gemeinheiten – da gibt’s normalerweise nicht viel zu lachen. Umso schöner, wenn in diese global-graue Tristesse eine Enthüllungsaffäre platzt, die alle Farben spielt und Spaß macht. Also: Ed Snowden, der mit seinem Wissen um die Abhörmanie der Amerikaner nach Moskau flüchtete, wirkte ein bisschen blass. Die ertappten Geheimdienste wurden etwas rot. Angela Merkel und andere Belauschte gaben sich vor Ärger purpurrot. Und die Medien, die „Skandal!“ riefen, erwiesen sich als ziemlich grün – hinter den Ohren. Denn dass in Zeiten von Facebook, Google und Onlineshopping alle unsere Daten irgendwo im Netz herumkugeln, genutzt und „abgegriffen“ werden, weiß eh jeder. Datenschutz? Ja, wär’ schön, aber war gestern. Daher hat die ganze Aufregung dann doch niemand wirklich so ernst genommen. Was ein schöner Spaß ist in der sonst so schlechten Welt.
Nelson Mandela, Vater der Regenbogennation Südafrika. (18. Juli 1918 - 5. Dezember 2013)
Spionage-Skandal. Jederzeit und überall auf der Welt können selbst unbescholtene Bürger vom amerikanischen Nachrichtendienst NSA („National Security Agency“) überwacht werden – die Beweise dafür liefert im Juni der geflohene Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden. Der 30-Jährige erhält in Russland vorübergehend Asyl. Immer wieder kommen neue Enthüllungen über die weltweiten Untaten der NSA ans Licht.
Im dritten Jahr des Bürgerkrieges haben bereits über 100.000 Menschen ihr Lebengelassen, fastdreiMillionen Syrer sind außer Landes geflohen, als die Armee von Diktator Assad im August Giftgas einsetzt. Mehr als 1.300 Menschen in mehreren Vororten von Damaskus sterben. Für US-Präsident BarackObamaistdamit „die rote Linie überschritten“. Der Einsatz von C-Waffen gegen Zivilisten könne nicht ungesühnt hingenommen werden, heißt es aus Washington. Als alles auf einen Militärschlag hinausläuft, kommt die überraschende Wende. Auf Vorschlag Russlands stellt Syrien sein gesamtes Chemiewaffen-Arsenal unter die Kontrolle der UNO und gibt es zur Vernichtung frei. Die Gefahr weiterer Giftgasangriffe ist gebannt, doch dem Leiden und Sterben im syrischen Bürgerkrieg ist weiter kein Einhalt geboten. Radikale Islamisten mischen an mehreren Fronten an den immer grausameren Kämpfen mit. Im Land selbst ist ein Drittel der Bevölkerung auf der Flucht.
Aufbruch. Nach dem historischen Rücktritt von Papst Benedikt XVI. (83) überrascht sein Nachfolger die Welt: Jorge Bergoglio wird am 13. März zu Papst Franziskus. Er nimmt das Amt in Demut an, ohne jeden Prunk tritt er auf den Balkon und bittet die Gläubigen, für ihn zu beten. Der 77-Jährige ist ein Papst zum Anfassen, der sich für die Armen und Reformen einsetzt.

Deutschland. Kanzlerin Angela Merkel gewinnt mit ihrer Union die Bundestagswahlen im September haushoch. CDU und CSU kratzen an der absoluten Mehrheit, doch für eine Alleinregierung geht es sich knapp nicht aus. Sondierungsgespräche mit den Grünen scheitern, Merkel nimmt Koalitionsverhandlungen mit der SPD auf, die das zweitschlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte verkraften muss. SPD-Chef Sigmar Gabriel macht Druck durch eine angekündigte Mitgliederbefragung über den Koalitionsvertrag – die zur Zitterpartie für die SPD-Spitze wird.
Irans neuer Präsident kündigt Kurswechsel anAtompolitik. Der überraschende Sieg des Geistlichen Hassan Rohani bei den Präsidentenwahlen im Juni leitet sofort eine Kursänderung im Mullah-Staat ein. Signale einer Liberalisierung werden gesetzt, sogar in seiner umstrittenen Atompolitik geht der Iran erstmals weitgehende Kompromisse ein.
Terror gegen den Boston-Marathon trifft USA ins MarkAttentate. Mit seinem Bruder zündet der 19-jährige Dschochar Zarnajew im April beim Boston-Marathon eine Bombe – und schockiert die ganze USA. Drei Menschen sterben. Die opferreichsten Terrorangriffe des Jahres: im Jänner auf ein Gasfeld in Algerien, im September auf ein Einkaufszentrum in Nairobi.
Ägyptens Militär entmachtet Präsident MursiPutsch. Nur ein Jahr nachseinem Sieg bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen in Ägypten wird Mohammed Mursi nach Massenprotesten gegen seine Politik vom Militär gestürzt. Militärchef al- Sisi übernimmt die Fäden der Macht, Mursi wird an einem unbekannten Ort festgehalten. Seine Anhänger vonden Muslimbrüdern proben den Aufstand. Das Land steht an der Kippe zum Bürgerkrieg. Das Militär schlägt die Massenproteste im August nieder und geht hart gegen die Anführer der Muslimbrüder vor. Prozesse gegen sie und Mursi folgen.
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