Wo sind wir überhaupt?
Der Schneisenfeger startet auf der Högalm und ist damit nur eine Seilbahnlänge entfernt von Serfaus. Gemeinsam mit den Orten Fiss und Ladis ruht dieses pittoreske Bergdorf auf einem mehr als 1.000 Meter hoch gelegenen Plateau, das sich sanft hinunter zum Inn neigt.
Schon die Römer wussten um das Besondere, das diesem Ort innewohnt. An der Via Claudia Augusta gelegen, richteten sie hier eine Raststation ein. War es wegen des spektakulären Ausblicks auf die Samnaungruppe und die Ötztaler Alpen (jetzt kommen die Berge ins Spiel)? Wer weiß das schon. Aber 2.000 gemessene Sonnenstunden im Jahr sind ein Argument. Immer schon gewesen.
Bis heute scheinen die drei beschaulichen Dörfer mit ihren eng beisammenstehenden, mit Fresken verzierten und teils Hunderte Jahre alten Bauernhäusern ein wenig aus der Zeit gefallen. Im Sommer wie im Winter. Und genau das ist es auch, was Touristen seit Jahrzehnten fasziniert.
Wobei es mit der Beschaulichkeit nicht getan ist. Denn die historische Substanz, all die alten Mauern und Brunnen an den Wegkreuzungen im Dorf, sie stehen im spannenden Gegensatz zu den technischen Finessen, die diese Familienregion zu allen Jahreszeiten bietet.
Eine der augenscheinlichsten ist die U-Bahn. Man will es nicht glauben. Eine U-Bahn? Hier oben?
Tatsache: Um den Verkehr im Ort zu beruhigen und den flanierenden Wanderern, Radfahrern und Skitouristen eine Entschleunigung zu ermöglichen, gibt es in Serfaus die weltweit nicht nur kleinste, sondern auch höchstgelegene Untergrundbahn mit vier Stationen: Parkplatz, Kirche, Zentrum, Seilbahn. Die ersten drei erschließen sich von selbst. Die vierte ist gleichermaßen das Tor zur spektakulären Berglandschaft, die am ganzen Plateau allgegenwärtig ist: vom Bürkelkopf zur Wildspitze, vom Schweizer Muttler bis zum Gsallkopf.Wenn eingangs von der Högalm die Rede war, so ist das nur ein Steinchen im großen Urlaubsmosaik. Fünfhundert Kilometer an ausgeschilderten Wanderwegen werden das ganze Jahr über betreut. Dass man angesichts von zweiundfünfzig Loipenkilometern prächtig Langlaufen kann, ist ebenso selbstverständlich wie all die anderen Sportarten, denen man hier vorzüglich nachgehen kann – ob Schneeschuhwandern, Skitourgehen, Klettern, Canyoning, Schwimmen oder Rafting.
Nicht ganz so selbstverständlich ist, dass mancher Höhenwanderweg auch im Winter speziell für Kinderwagen präpariert wird – nicht nur die Skisportler sollen auf ihre Kosten kommen. Das ist, wenn man so will, das Spezielle an dieser Region: Wer mit Kindern unterwegs sein möchte, marschiert nicht nur auf kinderfreundlichen Wanderwegen, sondern findet ganzjährlich Abenteuer- und Suchspiele – kein Geringerer als Erfolgsautor Thomas Brezina hat sich verewigt.
Zum Rasten warten – ebenfalls zu allen Jahreszeiten – Hängematten oder „Relax-Bänke“ am Wegrand. Im Sommer tun es auch Baumstümpfe oder die von der Sonne gewärmten Steine neben den Bergbächen.
Zu allen Jahreszeiten bringen insgesamt elf Anlagen die Naturliebhaber in die Gipfelnähe. Die Gondeln der Waldbahn sind so konzipiert, dass in den wärmeren Monaten Fahrräder mitgenommen werden können. Passionierte Mountainbiker können sich auf den Singletrails und Mountainbike-Strecken austoben. Und weil sich die Downhill-Strecken und der Bikepark (es gibt sogar eine Mountainbike-Waschanlage) mitsamt der angeschlossenen Bike-Schule längst über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht haben, ist auch die Infrastruktur für E-Bikes besser als anderswo: An überraschend vielen und entlegenen Plätzen finden sich Ladestationen.
Unabhängig von der Jahreszeit sind zwei Konstanten mit „K“. Das eine ist die Kulinarik. Ob die Genusswanderer im Sommer, die Grill-Fans auf der Schöngampalm oder die Gourmets beim „Crystal Cube“ hoch oben auf 2.600 Metern Seehöhe: Allerorten wird geschlemmt und weitgehend authentische Hausmannskost kredenzt; dass im Winter der „klassische“ Germknödel, das Gröstl oder der Kaiserschmarrn nicht fehlen dürfen, versteht sich beinahe von selbst.
Die zweite Konstante ist Kinderfreundlichkeit. Abgesehen davon, dass man sich in den Seilbahnen und den Unterkünften seit jeher besonders um Familien bemüht, ist auch die Infrastruktur zur Kinderbetreuung großzügig und professionell: Für all jene, die einmal ein paar Stunden brauchen, um allein eine Skitour, Wanderung oder etwas Zeit im Wellness-Bereich zu verbringen, bieten die Dörfer ausreichende Kinderclubs. Die Kinder werden nicht verwahrt oder versorgt, sondern gerne verwöhnt. Sei es bei Ausflügen auf den Berg, bei Erkundungstouren in die Mythenwelt Ladis, dem Murmliwasser mit den echten Murmeltieren, dem Kinderbergwerk am Fisser Joch, dem Waldseilpark – oder bei einer Fahrt mit dem Schneisenfeger.
Es heißt, dass manche Kinder allein wegen dieser Attraktion immer wieder kommen wollen. Vielleicht ist das übertrieben. Aber zumindest zwei sind dem Autor namentlich bekannt.
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