Burgenland: Radfahren zwischen See und Steppe
Diese Weite! Wasser bis zum Horizont. Und Landschaft auch. Die findet man in Österreich sonst so nicht. Puszta, „unbebautes Land“, so haben Ungarn und Slawen diese Gegend genannt. Gleich neben dem Weg Steinröschen, Schwarzwurz, Strohblumen und das vom Wind so schneidig frisierte Federgras, über das eigentlich jeden Moment ein Reiter im vollen Galopp dahergedonnert kommen sollte. Jedenfalls würde es einen nicht wundern, wenn.
Wobei, auf einem Drahtesel passt man eigentlich auch sehr gut ins Bild. Felder und goldener Steppenrasen fliegen förmlich an einem vorbei, und dann öffnet sich die riesige Wassermasse des Sees vor einem, das Schilf schwankt elegant, die kleinen Wellen an der Mole glitzern verheißungsvoll. So schön kann das Leben sein!
Man kann sich natürlich auch einigermaßen verfransen. So im Hinterland, wo zwischen goldgelb wehenden Gräsern die weite Welt sich selbst nach jeder Abzweigung doch immer wieder ziemlich ähnlich sieht. Fragen Sie bitte nicht, woher ich das weiß. Und natürlich strengt die Sache mit dem Drahtesel ein wenig mehr an, als wenn ein feuriges Pferd für den Antrieb sorgte.
Unter einer hoch stehenden Sonne kommt man in der immer endloser scheinenden Weite auch nur schleppend voran. Die legendären Steppenreiter hätten auf Fahrrädern wohl für weniger Eindruck gesorgt, mag man dann erschöpft als Erkenntnis mitnehmen, während wahrscheinlich völlig unbegründete Sorgen den überhitzten Kopf bedrängen: Hätten wir mehr Wasser mitnehmen müssen? Führe ich meine Familie ins Verderben?
Der zehnjährige Sohn mag nicht mehr radeln, dafür will er ein Eis. Die beste aller Ehefrauen will sich im See erfrischen. Jetzt. Sofort. Nur, wo ist der? Nach gefühlten Stunden kommt man schließlich an einem Schild vorbei, das zumindest eine „Lacke“ kennzeichnet, nur befindet sich dort nicht ein Tropfen Wasser. Der Sohn bockt inzwischen ernsthaft, er will ein Eis, eine Cola, eine Taucherbrille, ein Elektroauto und eine eigene Kreditkarte. Die beste aller Ehefrauen stellt die dringliche Anfrage, warum man unbedingt NICHT eine der vielen Neusiedler See-Touren machen wollte, sondern auf eigene Faust ins Blaue fahren musste, und will einen per Misstrauensantrag aus der Regierung pushen. Nein, fragen Sie bitte wirklich nicht, woher ich das alles weiß ...
Jedenfalls schadet es überhaupt nicht, wenn man sich vor einer Radtour zum größten Steppensee Mitteleuropas ein wenig schlaumacht. Es gibt herrliche Routen, die sowohl durchs einzigartige Land und dann auch den See entlang führen. 40 davon sind auf der Homepage des Neusiedler Sees beschrieben. Für 1.000 Kilometer Fahrvergnügen. Und jede Menge Ermäßigungen gibt’s mit der Neusiedler See-Card und der Burgenland Card.
www.neusiedlersee.com, www. burgenland.info
Top3-Radtouren
Seeüberquerung
Start & Ziel: Neusiedl am See
Länge: 74 km / ca. 6 h
Schwierigkeit: leicht
Besonders für Familien geeignet, minimale Steigung zwischen Oggau und Mörbisch. Von dort geht’s ganz beschaulich mit der Fähre nach Illmitz.
Lackenradweg
Start & Ziel: Podersdorf
Länge: 52,1 km / 4 h
Schwierigkeit: leicht
300 Vogelarten, viel Natur, jede Mengen Lacken – die flachen, salzhaltigen Seen des Burgenlands. Die Wege sind oft nur
geschottert, also besser mit dem Gelände-Bike!
Neusiedler See-Rundweg
Start & Ziel: Neusiedl am See
Länge: 184 km / 10 h
Schwierigkeit: mittel
Die Königs-Tour, rund um den kompletten Neusiedler See. Man sollte unbedingt eine Übernachtung einplanen. Mindestens. Es lohnt sich.
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