Was nämlich weder bei James Bond noch in einem üblichen Bericht von einer Stippvisite rüberkommt: Das Mischen des Kartenspiels oder der Lauf der Roulettekugel kann ganz schön laut sein, besonders wenn rundherum eine illustre Meute an Glücksrittern dem Ergebnis entgegenfiebert.
Räderwerk von Monte Carlo
Was wurde es nicht schon alles geheißen: Vom „Räderwerk von Monte Carlo“ sprach etwa ganz treffend der rasende Reporter Egon Erwin Kisch; als „Vergnügungsbastion für die Reichen und Mächtigen“ bezeichnen es nüchtern jene, die lange zaudern, ob sie einen Fuß über die Schwelle setzen sollen. Die Spielbank von Monte-Carlo. Oder Le Casino de Monte-Carlo, wie es vornehm in der Landessprache heißt.
Aber bevor wir eintreten, wollen wir diesen Prachtbau der Belle Époque einmal so richtig auf uns wirken lassen. Als berühmtestes Beispiel der klassischen Casino-Kultur wirkt es mit seiner so detailreichen wie verspielten Fassade heute total pompös und fast zu schade für den Umgang mit schnödem Mammon. Kein Wunder, denn dieses Haus mit all seinen Sälen ist für sich ein großes Kunstwerk.
Das Casino ist das Werk des berühmten Architekten Charles Garnier, der auch für die Gestaltung des Opernhauses von Paris verantwortlich war. Eigentlich recht passend, denn Dramen spielten sich in diesem Gemäuer auf einem Felsen im Mittelmeer schon immer ab. Von der exzentrischen französischen Schauspielern Sarah Bernhardt heißt es, dass sie in diesen Räumlichkeiten ihr ganzes Vermögen verspielt und danach dem Glücksspiel frustriert den Rücken gekehrt habe.
Ian Fleming hingegen hat die so durchaus leichtsinnige, verschwenderische, spannende wie auch erotisierende Atmosphäre 1953 zu seinem Ur-James-Bond in „Casino Royal“ und den Filmemacher Steven Soderbergh Jahrzehnte später zu seinem Bravourstück „Ocean's 12“ inspiriert.
Geöffnet hat das Casino von 14 Uhr bis 4 Uhr früh. Täglich. Aber, was heißt da „das Casino“. Im Inneren des Prachtbaus stellt sich heraus, dass es sich dabei um einen ganzen Kosmos an Casinos handelt. Französisches Roulette, englisches Roulette, Trente et quarante, Punto Banco, Black Jack und Ultimate Texas Hold’em (Poker). Schon die Varietät der Tischspiele unter den Kronleuchtern aus böhmischem Kristallglas ist groß. Wer auf einarmige Banditen steht, kann sein Glück in der Salle Renaissance oder in der Salle des Amériques herausfordern. Daneben gibt es Restaurants und Bars. Man muss also nicht unbedingt spielen, um der Faszination Monte Carlo zu erliegen.
Immer gewinnt Blanc
„Manchmal gewinnt Rouge, manchmal Noir – aber immer gewinnt Blanc“, hieß es bald, nachdem 1841 ein gewisser François Blanc mit seinem Zwillingsbruder Louis einen Roulettekessel zum Objekt der Begierde in Bad Homburg gemacht hat. Monsieur Blanc war Mathematiker und hatte die Zahl 0 entwickelt, um der Spielbank einen Vorteil zu garantieren.
1863 erhielt er die Konzession für den Betrieb einer Spielbank in Monaco.
Bald 160 Jahre später wollen wir knapp vor Mitternacht auch endlich unser Glück versuchen. Dort lächelt ein Croupier, hier sind Sessel frei. Wir gehen auf Nummer sicher und setzen von den Jetons, die wir für den Eintritt bekamen, auf Rouge UND Noir – wir sind ja nicht dumm.
Die Kugel rollt. Und rollt. Unsere Spannung steigt. Und steigt. „Madames et Monsieurs“, vermeldet der Croupier. „Zéro. Null.“ Stimmt, Blanc gewinnt immer. Pech, aber dieser Besuch war dennoch ein Gewinn.
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