Als Glasfasern nicht schnelles Internet brachten, sondern Mode machten
Heute denken wir, wenn wir "Glasfaser" hören sofort an "schnelles Internet". Vor gut hundert Jahren war das Material aber ein besonderes Highlight in der Modewelt: Versierte Glasbläser schufen für Prinzessinnen und Schauspielerinnen Kleider, deren gläserne Fasern für schillernde und funkelnde Lichtreflexe sorgten.
Zum ersten Mal seit 1893 ist nun im Deutschen Museum das Glasfaserkleid der spanischen Prinzessin Eulalia in der Sonderausstellung „Dresscode Glasfaser“ zu sehen; sie soll es damals zur Weltausstellung in Chicago getragen haben.
Das fragile und seltene Kleidungsstück kam 1924 über die Schwester der spanischen Prinzessin, der Ehefrau von Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern in die Sammlung des Museums.
Von 2015 bis 2020 hatte die Restauratorin Charlotte Holzer es im Promotionsprojekt erforscht und restauriert. Angenehm zu tragen war die glitzernde Robe nicht: Bewegen ging nur mit Vorsicht, Hinsetzen gar nicht, wie Holzer während der Restaurierung berichtete. „Die Glasfasern sind spröde. Wenn man sich hinsetzt, dann brechen sie.“
Pinsel-Reinigung
Mit feinen Pinseln und Spezialsauger beseitigte sie in monatelanger Feinstarbeit den Schmutz. „Die Glasfasern sind bei Punktbelastung sehr brüchig und reagieren auch empfindlich auf Feuchtigkeit“, sagt Holzer. „Das Kleid war stark verschmutzt, das Seidenfutter teils zersetzt und im Glasfasergewebe gab es zahlreiche Risse und Löcher.“ Holzer vermutet, dass der schlechte Zustand auf Bombenschäden aus dem Zweiten Weltkrieg zurückzuführen ist, als die Lagerstätte des Kleides auch als Luftschutzkeller diente.
Nach Holzers Recherchen wurde die Abendrobe von der Libbey Glass Company aus Toledo im US-Bundesstaat Ohio hergestellt. Die Firma habe das Kleid damals der spanischen Infantin Eulalia geschenkt.
Kommentare