Sommer der freizeit-Leser

Drei Kinder in Badekleidung sitzen auf einer Bank vor einem Haus.
Eine Wanderung in den Bergen, ein Tag im Strandbad, besondere Stimmungen, Gerüche oder Erlebnisse ... Wir haben unsere Leser gebeten, ihre liebsten Sommer-Erinnerungen zu schicken – aus der Kindheit oder aus diesem Sommer – und unzählige Einsendungen bekommen. Die schönsten davon sehen Sie hier!

Sommerduft
Als wir uns im Thermalbad Bad Fischau langsam auf die verwitterten, heißen Bretter der breiten Holzpritschen gleich neben dem „Damenbecken“ niedersinken lassen, ist er wieder da, der Duft der Sommer der Kindheit (siehe Bild oben). Grau, feucht und warm ist er. Und er steigt unmittelbar auf, wenn man sich triefend nass bäuchlings auf die von der Sonne aufgeheizten Holzbretter legt. Wir atmeten diesen Duft viele Sommer lang, Tag für Tag, im Mannersdorfer Bad. Wir pressten Wange, Handflächen, Arme, Brust, Bauch und Beine auf die wärmende Unterlage, bis die trocknende Haut auf dem Rücken zu spannen begann. Dann drehten wir uns auf die Seite und angelten nach dem stets bereit liegenden Buch. „Gulla hält Wort“, „Gulla auf dem Herrenhof“, „Schwere Zeit für Gulla“. Oder wir fraßen uns glücklich Band für Band durch Else Urys „Professors Zwillinge“. Heute schmerzen Nacken, Rücken und Hüfte, sobald wir versuchen, auf der Seite liegend, den Kopf in die Hand gestützt, auf der harten Pritsche längere Zeit zu lesen. Außerdem ist jetzt der Abstand zum Buch einfach zu kurz um einen Text entziffern zu können, die Buchstaben tanzen, die Zeilen verschwimmen. Die Brille? Die ist in der Badetasche vergraben. Also lassen wir uns einfach wieder niedersinken und atmen den Duft der Sommer der Kindheit. Grau, feucht und warm.

Eva Schreiber, Winden am See

Zu den Murmeltieren
Wenn es in tieferen Lagen drückend heiß wird, gibt es zwei Möglichkeiten: Das kühle Nass aufzusuchen oder sich in höher gelegene Gefilde zu begeben. Dort oben beim Wandern genießt man die Ruhe schlechthin, erfreut sich am gewaltigen Ausblick, am Wetter und wenn man Glück hat, entdeckt man vielleicht sogar ein scheues Manggei, besser bekannt als Murmeltier. Meist kommt es allerdings anders. Der jüngere gelangweilte Bruder erzählt in der Idylle des Gebirges die 97. Geschichte über sein aufgemotztes Moped, während alle anderen außer Atem sind. Ausnahmsweise sichten wir tatsächlich einen schüchternen Gebirgsbewohner! Und in pflichtbewusstem Eifer lässt die Mutter diesem eine Karotte zu Nahrungszwecken zukommen. Leider unterschätzt sie aber ihre plötzlich aufgekommene Zielgenauigkeit und trifft das Manggei am Kopf, das so schnell wie es aufgetaucht war mit einem schrillen Pfiff wieder verschwindet. Schlussendlich sitzt man dann gemütlich auf der Hütte bei Brettljaus'n und Buttermilch (und/oder Bier) und lässt die Seele baumeln. Es riecht nach Natur, Kräutern, Gras, Wald, ein bisschen auch nach Kuhfladen. Die Luft wird jedoch zunehmend drückend, und schon ziehen die ersten dunklen Wolken heran. Passenderweise steht noch eine Stunde Fußmarsch bevor. Schnell brechen wir auf und erreichen das Ziel, bevor der erste Tropfen fällt. Oder wir werden waschelnass. Das ist Sommer in den Bergen, unberechenbar und wunderschön. Genau deshalb ist das Wandern meine schönste Sommererinnerung. Das Foto (l.) wurde in den Schladminger Tauern, bei der Querung von den Giglachseen über den Murspitzsattel auf den Duisitzkarsee, gemacht.

Elisabeth Frieberger

DAMALS
Noch ein paar Atemzüge, die Luft in der Schule, sie roch eigentümlich und doch so vertraut. Aber jetzt mit großem Geplapper und den Zeugnissen durch den Gang in die Aula und in die Freiheit der Ferien. Verabschiedung, alles Gute für die nächsten Wochen, ein kurzer Blick zurück und dann mit zielstrebigen Schritten nach Hause. Schon in der Bahn die Vorfreude auf der Großeltern Garten, auf den süßen Ribiselsaft, aufgespritzt mit Soda aus der altertümlichen Siphonflasche, die Jause mit Großvater, die Hollywoodschaukel, die Bücher, das rote 3-Gang-Bananensattel-Fahrrad.
Touren nächst den sonnenüberfluteten Feldern, der Geruch von aufgeplatzter trockener Erde. Pause in einem Landgasthof, Eis musste sein, wobei der Kaugummi im Becher das Beste daran war … habe ich da nicht ein paar Töne aus der Juke-Box gehört, Singleplatten und Monolautsprecher, Männer mit Arbeitshosen an der Theke, ein Seidl in der Hand. Die große Nachmittagshitze verbringen wir öfter
vor dem Schwarz-Weiß-Fernsehgerät, mit Libellenantenne und einem (!) Programm, nach einem Sommergewitter mit bösen Blitzen und Donnergrollen hinaus auf die Wiese und wo war doch gleich der Regenbogen zu erblicken? Sommer – damals …

Michael Maringer
Wien 14

FLOWER POWER
Auch wenn Scott McKenzie leider kürzlich verstorben ist – sein Hit „ If You're Going to San Francisco “ wird meinen Mann und mich immer begleiten. Ein heißer Sommer – in den Flower-Power-Jahren 1967. Jung, sorglos, verliebt bis über beide Ohren, bestückten wir die Musikbox bis zum Es-geht-nicht-Mehr – nur mit dieser Platte. Damals 1 Schilling per Scheibe – nur glaube ich, wir hätten uns mit den „Einwürfen“ selbst einen Wurlitzer kaufen können. Also: Die Liebe hat diesen Sommer überdauert, Herbst und Winter auch, im nächsten Jahr wurde geheiratet – UND – wir sind noch immer ein Paar, mit Hang zu: „ If Your’re Going...“

Magdalene Ilse Schell
Spittal an der Drau

GENUSS am WÖRTHERSEE
Unsere Urlaube am Wörthersee: Seit ich ein kleines Kind war, waren wir fast jedes Jahr dort. Am Wörthersee habe ich schwimmen gelernt, durfte bei irgendwelchen Ortsfesten meine ersten Feuerwerke ansehen oder bin schon im Volksschulalter auf dem später berühmten Golf-GTI-Monument in Reifnitz herumgeklettert (lange vor dem GTI-Treffen-Hype, an dem ich als Erwachsener dafür nie teilgenommen habe). Das Bild zeigt meinen Lieblingsplatz am Wörthersee, Velden, wo ich auch jetzt immer wieder diesen wunderschönen Sonnenaufgang am See genieße.

Markus Jerko
Wien 23

Wie Pippi Langstrumpf
Der schier endlose blaue Himmel erstreckt sich über die saftig grünen Wiesen und Wälder und spiegelt sich im kühlen See. Bunt und heimelig wirken die rot und weiß gestrichenen Holzhäuser im strahlenden Sonnenlicht. Das fröhliche Lachen stammt nicht von Pippi, Thomas und Annika oder den Kindern von Bullerbü, die man hier hinter jeder Ecke erwartet. Der braungebrannte Blondschopf ist unser Sohn und die anderen seine Freunde und Cousins. Sie erleben einen Sommer, wie er für Kinder erschaffen ist, voll Abenteuer und Entdeckerlust! Die Freude, wenn sie sich auf Schatzsuche in die Wälder begeben, das Strahlen in den Augen, wenn ein Fisch angebissen hat, den sie selbst zum Abendessen grillen, all das lässt unser Herz höher schlagen.
Wir Erwachsenen scheinen zunächst nur Zuschauer in diesem natürlichen Paradies. Schnell aber werden wir mit hineingezogen, jauchzen, wenn wir vom Steg ins erfrischende Wasser springen und mit dem Boot über den See gleiten. Auf der Suche nach Blaubeeren und Eierschwammerln sind wir im tiefen Moos mindestens genauso aufgeregt, wie die Kinder und auch bei uns landen mehr Beeren im Mund als im Korb.
Es ist der Sommer 2014 – aber für uns ist es auch die Erinnerung an viele Sommer davor, als wir barfüßig im Wald eine Holzhütte gezimmert haben oder im alten Ruderboot Piratenabenteuer erlebt haben. Ein Sommer, der nicht nur Urlaub, sondern Ferien ist! Und in vielen Jahren wird sich hoffentlich auch unser kleiner Pirat an diese unbeschwerten Sommer zurückerinnern.

Claudia Källqvist

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