Coco Chanels Rivalin ist zurück: Der Hype um Schiaparelli
Elsa an ihrem Schreibtisch im Jahr 1937, dem Höhepunkt ihres Schaffens.
Es begann mit einem kleinen Skandal in den 1930er-Jahren : Bei einem Kostümball der Pariser High Society erschien Elsa Schiaparelli als Flaschengeist. Coco Chanel kam ohne Verkleidung und bat die neue Designerin zum Tanz – Sekunden später fing Schiaparellis Kostüm Feuer. Chanel, so erzählen es Zeitzeugen, soll sie unauffällig in einen Kerzenständer geschubst haben.
Ob Absicht oder Zufall – die Anekdote passt zu den beiden. Rivalinnen fürs Leben, Gegensätze in Stil und Wesen.
Schiaparelli ihrem engen Freund Salvador Dalí
In der neuen Biografie von Michaela Karl Kluge Frauen bezahlen ihre Kleider selbst: Elsa Schiaparelli. Eine Biografie wird diese Gegenüberstellung zur erzählerischen Achse. Denn während Chanel die Frauen in schlichte Tweedkostüme und schwarze Kleider steckte, erleuchtete Schiaparelli sie mit einem grellen „Shocking Pink“ – jener provokanten Farbe, die sie erfand, um Langeweile zu vertreiben. Ihre Kleider waren nie brav.
Sie ließen Frauen auffallen, statt zu gefallen. Die Italienerin, die als alleinerziehende Mutter in Paris ihr Glück versuchte, wurde innerhalb weniger Jahre zur zentralen Designerin für selbstbewusste Stars wie Marlene Dietrich oder Greta Garbo. Sie sah Modestücke als Kunstwerke.
Wallis Simpson kurz vor ihrer Hochzeit mit Prinz Eduard VIII. im Jahrn1937 für die Vogue: Ein Hummer galt als erotisches Symbol für Salvador Dalí, der das Motiv für dieses Schiaparelli-Kleid zeichnete.
1952: Model in Schiaparelli-Entwurf für ein „Vogue“-Shooting. 1954 muss Elsas Firma Konkurs anmelden.
Saint Laurent schwärmt über Schiaparelli
Unvergleichlich und ohne Grenzen„Chanel wollte, dass alle so aussehen wie sie selbst: uniform, dünn. Schiaparelli dagegen motivierte zur Individualität und dazu, Makel zum Markenzeichen zu machen“, sagt Karl im -Interview.
Sogar Yves Saint Laurent schwärmte von der Aristokratin, die ihr Erbe durch die Behandlung ihrer Tochter (Kinderlähmung) versilbern musste und auch als Nanny tätig war: „Sie trat alles nieder, was alltäglich war. Sie war unvergleichlich. Ihre Vorstellungskraft kannte keine Grenzen.“
Michaela Karl: „Kluge Frauen bezahlen ihre Kleider selbst. Elsa Schiaparelli. Eine Biografie.“ btb Verlag, 448 Seiten, 25 Euro
Chanels ewige Rivalin
Die Begeisterung um „Schiaps“ exzentrische Entwürfe missfiel vor allem Chanel, die sie als „angebliche Künstlerin“ verspottete. „Schiaparelli galt als umgänglich mit großem Freundeskreis. Sie bezahlte ihre Mitarbeiterinnen fair“, schildert Karl.
Chanel dagegen war für ihre Egozentrik bekannt und laut der Biografin auch dafür, Arbeiter schlecht zu entlohnen und zu behandeln. Ihren Models empfahl sie: „Wenn sie Geld brauchen, sollen sie sich einen Liebhaber nehmen.“
Kollektion 2023, Haute Couture
Kollektion Winter 2025, Haute Couture
Kollektion Winter 2025, Ready-to-wear
Insolvenz und das Comeback
Das Duell entschied am Ende Chanel für sich – Elsa musste 1954 ihr Unternehmen schließen, Coco wurde zum Mainstream-Mythos.
Doch seit einigen Jahren erlebt die Marke Schiaparelli ein furioses Comeback: Unter Daniel Roseberry begeistert das Pariser Haus wieder Modekritiker. 2019 startete der Texaner als Kreativdirektor der Marke, der vorher bei Thom Browne tätig war.
Beyoncé, Naomi Watts oder Demi Moore tragen seine skulpturalen Entwürfe, die Kardashians reißen sich um Plätze in der Front Row der Shows. Vielleicht ist dieses Mode-Duell ja doch noch nicht entschieden.
Demi Moore in Schiaparelli
Kendall Jenner in Schiaparelli
Naomi Watts in Schiaparelli
Bella Hadid in Schiaparelli
Daniel Roseberry mit bei der Met Gala 2022 mit Carey Mulligan
Kommentare