Wie man eine Scheidung ohne Rosenkrieg meistert

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Scheiden tut weh, aber wie lässt sich eine Trennungsphase möglichst glimpflich über die Bühne bringen? Ein neuer Ratgeber hilft, Rosenkriege zu vermeiden.

Die schwarze Weihnachtskomödie „Single Bells“ zeigt es Jahr für Jahr: In den Wochen vor dem sogenannten Fest der Liebe geraten viele Paare an ihre Grenzen – und nicht wenige entscheiden sich, mit Beginn des neuen Jahres getrennte Wege zu gehen (siehe unten).

Welche Fragen und Emotionen während dieses Prozesses – nicht nur zur Weihnachtszeit – bei allen Beteiligten auftauchen, weiß Daniela Davidovits. Sie hat Jus studiert und als Journalistin für den KURIER jahrelang über Bildungs- und Familienthemen berichtet, bevor sie psychosoziale Beraterin wurde. In dieser Funktion unterstützt sie heute Familien in schwierigen Lebensphasen, darunter auch bei Trennungen.

„Mich beschäftigen Scheidungen schon lange, weil ich immer wieder sehe, wie eine Negativspirale in einer Familie losgehen kann und wie belastend das für die Kinder ist“, sagt Davidovits. Ihre Erfahrungen und Recherchen hat die dreifache Mutter im Ratgeber „Scheidung, aber richtig“ gebündelt, der soeben im Linde Verlag erschienen ist. 100 Fragen werden darin beantwortet, aus juristischer und psychologischer Perspektive.

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Daniela Davidovits ist psychosoziale Beraterin.

Die Autorin ist überzeugt: Eltern könnten viel eher das Wohl ihrer Kinder im Blick behalten, wenn sie sich bei einer Scheidung auch emotional begleiten lassen. „Eine Scheidung bricht oft wie eine Welle über einen herein und man ist total überfordert. Obwohl sie statistisch häufig vorkommt, ist sie für jede Familie eine Krise.“

Zum ausführlichen KURIER Talk mit Autorin Davidovits und Rechtsanwalt Heinke

Und diese Krise trifft meist das ganze „System“: Großeltern, Freunde, Lehrerinnen und Lehrer. Sie alle sollen sich von dem Ratgeber angesprochen fühlen, sagt Davidovits. „Es braucht die Unterstützung von allen Seiten. Und keine Großeltern oder Freunde, die sagen: Ich hab’s mir immer schon gedacht.“

Promi-Vorbilder

Wie eine Trennung auch ohne Rosenkrieg funktionieren kann, haben prominente Ex-Paare wie Gwyneth Paltrow und Chris Martin gezeigt. Auf Instagram sieht man sie trotz neuer Partner immer wieder gemeinsam mit ihren Kindern – an Geburtstagen oder sogar auf Reisen.

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Daniela Davidovits: „Scheidung, aber richtig“ Linde Verlag. 256 Seiten. 29 Euro 

Ein vorbildlicher Umgang, auch wenn es nicht gleich ein gemeinsamer Urlaub sein muss. „Wichtig ist, dem Kind zu vermitteln: Wir sind kein Paar mehr, aber wir bleiben deine Eltern“, erklärt die Expertin. „Ein Rosenkrieg entsteht dann, wenn die Eltern zu sehr mit sich selbst und ihren eigenen Gefühlen und Ängsten beschäftigt sind.“ Eine hilfreiche Übung sei es, sich die spätere Hochzeit des Kindes vorzustellen: Wird es sich freuen, wenn beide Eltern anwesend sind – oder Angst haben? Muss es sich womöglich entscheiden, wer überhaupt kommen darf? „Dabei wird vielen erst bewusst, was sie anrichten, wenn sie ihr Kind in einen Loyalitätskonflikt bringen.“

Gestärkte Beziehungen

Wissenschaft und Praxis sind sich darin einig, dass für Kinder häufig nicht die Scheidung selbst den größten Einschnitt darstellt, sondern die Phase, die ihr vorausgeht. Eine räumliche Trennung kann dazu beitragen, dass sich die Familiensysteme stabilisieren, beruhigt Davidovits. Durch das zunehmend verbreitete Wechselmodell – bei dem das Kind abwechselnd bei beiden Elternteilen lebt – werde die Beziehung zu beiden oft gestärkt. „Gerade Väter, die zuvor weniger präsent waren, übernehmen dann mehr Verantwortung“, beobachtet die Beraterin. „Immer wieder hört man von Müttern: Jetzt ist er der Vater geworden, von dem ich immer wollte, dass er es ist.“

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