Freunde fürs Leben
freizeit: Herr
Corbijn, was war Ihre Motivation, einen Film über
James Dean zu drehen?
Anton Corbijn: Ich habe etliche Parallelen zu meinem Leben gesehen. Auch ich zog mit 24 nach London, um Fotograf zu werden. Außerdem stand der Film unter einem guten Stern, denn Dennis Stock schoss sein berühmtes James-Dean-Foto 1955, im Jahr meiner Geburt. Zudem bin ich ja seit 40 Jahren Fotograf. Mich faszinierte die Persönlichkeit Stock, der interessante, künstlerische Menschen für das Magazin „Life“ fotografiert hat. Das mache ich im Grunde auch. Ich habe mich mit beiden Rollen identifiziert, mit dem Fotografen und dem Fotografierten.
freizeit: Ihre eigene Geschichte begann ja mit dem holländischen Musiker Herman Brod?
Anton Corbijn: Ja, als ich jung war traf ich Brod und hatte eine ähnliche Beziehung zu ihm, wie Stock zu Dean – ein Fotograf will ja immer jemanden fotografieren, der im öffentlichen Fokus ist.
freizeit: Was hat Sie an der Beziehung Dean und Stock interessiert?
Anton Corbijn: Jimmy und Dennis lernten voneinander. Dennis hat am Ende ein besseres Verhältnis zu seinem Sohn. Und für Jimmy war es interessant einen Freund zu haben, der eine eigene Meinung vertritt, denn Ja-Sager waren beide nicht. Dean als Rebell zu zeigen war mir nicht so wichtig, denn er war eigentlich ein netter Kerl, der seine Familie liebte. Es geht darum, wie die beiden voneinander lernen, liebenswertere Personen zu werden und das Leben zu genießen. In „Life“ lernt der Fotograf mehr als der Schauspieler.
freizeit: War das auch das Hauptthema im Film?
Anton Corbijn: Ja, dass man das lernt, was Dean und Stock verbindet: Dankbarkeit.
freizeit: Was ist spannend daran, mit so jungen Schauspielern zu arbeiten?
Anton Corbijn: Junge haben einfach eine andere Energie, wie ich es auch schon früher in „Control“, meinem Film über die Band Joy Division, gezeigt hatte. Sie sind unberechenbarer.
freizeit: Es wird kritisiert, dass Dane DeHaan, der im Film „Life“ James Dean spielt, diesem nicht sehr ähnlich sieht ...
Anton Corbijn: Ich wollte keinen exakten Doppelgänger, sonst hätte ihn ja gleich ein Model spielen können. Man glaubt DeHaan die Rolle, denn er spielt sie wahrhaftig und virtuos, er ist nur kein Zwilling.
freizeit: Wie war, im Gegensatz dazu, ihre frühere Zusammenarbeit mit George Clooney und Philip Seymour Hoffman?
Anton Corbijn: Die Erfahrungen, die ich mit Clooney und Hoffman machte, sind unschlagbar, sie haben mir sehr geholfen. George hat die wunderbare Gabe, durch praktische Einfälle viele Szenen interessanter zu machen. Philip hingegen suchte die Echtheit in der Rolle und gab alles dafür. Das wichtigste ist aber, dass sie wahrhaftig durch ihre Charaktere gehen. Aber egal, ob jung oder alt, ein guter Schauspieler ist enorm wichtig für den Film. Philip war immer auf der Suche und hat sich seiner Rolle voll gewidmet. Wenn man einmal mit Philip Szenen gedreht hatte, konnte man sich niemand anderen mehr in dieser Rolle vorstellen. Er war sehr loyal und wollte authentisch spielen. Ich hatte mit beiden einen wunderbaren Austausch.
freizeit: Sie hatten in Amerika schlechte Kritiken für „Life“, obwohl der Film ein wunderbar berührendes Drama ist. Warum?
Anton Corbijn: In Amerika hat man den Film nicht verstanden, weil erwartet wurde, dass ich wieder ein Biopic mache. Zum Glück sieht man das in Europa anders. Vielleicht auch, weil es ein wärmerer und leichterer Film ist und keine klassische Filmbiografie.
freizeit: Wie wichtig ist Filmmusik für Sie? Sie ließen Herbert Grönemeyer die Musik zu „The American“ und „A Most Wanted Man“ schreiben ...
Anton Corbijn: Oh, sehr wichtig, auch dann, wenn sie fehlt! Ich liebe echte Musik, sie unterstützt den Film. Herbert Grönemeyer machte eine wunderbare Musik. Er fragte mich schon in den 1980ern, ob er für mich arbeiten könnte, 2000 wurden wir dann sogar Nachbarn in London. Für „Life“ wollte ich aber einfache, jazzy Musik, alles was vor 1955 heraus kam.
freizeit: Sie selbst spielten sogar einmal die Drums bei einem Konzert von Depeche Mode. Wäre das eine Karriereoption?
Anton Corbijn: Nein, das war damals schon der Höhepunkt meiner Musikerkarriere. Ich liebe Musik, Jazz der 1950er-Jahre war noch echte Musik. Dafür habe ich jetzt leider keine Zeit mehr. Aber wenn, dann wäre ich Drummer.
freizeit: Was wird Ihr nächster Film?
Anton Corbijn: Oh, darüber darf ich noch nichts sagen. Nur so viel: das Thema werden Rassenkonflikte sein, gedreht wird nächstes Jahr in Amerika. Darüber hinaus mache ich noch zwei Fotoausstellungen, eine davon im November in Berlin.
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