Das Kaffeehaus der Millennials feiert Geburtstag

Das Kaffeehaus der Millennials feiert Geburtstag
Starbucks hat die Café-Branche weltweit revolutioniert. Auch in Wien. Morgen feiert man den 50. Geburtstag.

Was war das für eine Aufregung, als 2001 der erste Starbucks in der Wiener Kärntnerstrasse eröffnete. Die US-Kaffeehauskette hatte sich zum Ziel gesetzt in den kommenden fünf Jahren bundesweit jeden Monat einen weiteren Standort zu eröffnen, in Summe also 60 Starbucks-Shops.

Damals war die Kette bereits 30 Jahre alt. Morgen feiert sie ihren 50er: Mit knapp 33.000 Filialen ist Starbucks die mit Abstand größte Café-Kette der Welt, doch es begann alles ganz klein. Drei Studienfreunde, die ihre Vorliebe für guten Kaffee verband, eröffneten am 30. März 1971 ein kleines Ladengeschäft in Seattle. Sie schufen so - ganz unbewusst - die Basis für ein Unternehmen, das der US-Geschäftsmann Howard Schultz zu einem globalen Café-Imperium aufbauen sollte. Fünf Jahrzehnte später ist Starbucks eine der bekanntesten Marken weltweit und in fast jeder Großstadt zu finden.

Corona-Krise

Allerdings setzt die Corona-Krise dem US-Konzern schwer zu - ausgerechnet zum 50. Jubiläum blickt Starbucks auf eines der schwierigsten Jahre seiner Geschichte zurück. Pandemiebedingte Filialschließungen und Verkaufseinbußen hinterließen tiefe Spuren in der Bilanz.

Inzwischen sieht Starbucks-Chef Kevin Johnson das Schlimmste jedoch überstanden. Dauerhaft geschadet habe die Krise nicht - im Gegenteil: In der Pandemie entpuppten sich Abholschalter für Autofahrer als großer Trumpf.

Schultz war über Jahrzehnte Starbucks' Galionsfigur, er revolutionierte mit dem Unternehmen die US-Gastronomie, baute es mit Espresso, Eiskaffee, Latte Macchiato und Snacks von einer Lokalgröße zu einer fast weltumspannenden Kette mit milliardenschweren Jahresumsätzen aus. Schultz stieß erstmals 1982 zu Starbucks, er heuerte im Alter von 29 als Marketingdirektor an. Eine Geschäftsreise nach Mailand öffnete ihm damals die Augen. Beeindruckt von den italienischen Espresso-Bars versuchte er, die Starbucks-Besitzer in Seattle von einer ähnlichen Idee zu überzeugen - jedoch vergeblich.

Rasante Expansion

Die Starbucks-Gründer Jerry Baldwin, Zev Siegl und Gordon Bowker teilten seine Vision nicht, woraufhin Schultz zunächst seine eigene Kette Il Giornale aufmachte, die Espresso und Eiscreme nach italienischem Vorbild verkaufte. Doch nur wenige Jahre später, 1987, stellten die drei Kaffeeliebhaber, die sich aus ihrer Studienzeit in San Francisco kannten, Starbucks zum Verkauf. Schultz ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen. Es folgte eine rasante Expansion.

Schultz brachte frischen Wind in die Branche, indem er das Konzept und die Qualität europäischer Cafés mit der auf Masse und Effizienz getrimmten Infrastruktur von US-Schnellrestaurants verband, ohne jedoch deren Franchise-Modelle zu übernehmen. Er schaffte es, Starbucks in Amerika zu einer Art Qualitätsstandard zu machen und den Becher Kaffee in einem Land, das beim Heißgetränk bis dahin keine großen Raffinessen und sehr günstige Preise gewohnt war, für vier Dollar und mehr zu verkaufen. Der Beruf des Barista ist heute - nicht zuletzt dank Starbucks - ein fester Begriff in der Arbeitswelt.

Und Wien

Es gibt ja sogar Stimmen, die behaupten, die US-Konkurrenz hätte dem Wiener Kaffeehaus gut getan: Um Geld zu sparen, wurde in Prä-Starbucks-Zeiten oft der günstigste, industriell geröstete Robusta-Kaffee verwendet, den man in Maschinen zubereitet, die nicht fachgerecht gepflegt wurden.

In der Post-Starbuck-Zeit merkte man dann, dass Kaffee mehr sein kann als ein bitteres Heißgetränk – etwas, das sorgfältig zubereitet und serviert wird, von Leuten, die keine grantigen Ober sind, sondern als Barista ausgebildet. Dass man in Wien wieder guten Kaffee bekommt, dass es kleine Röstereien und edle Kaffeebars gibt – das liege also auch am globalen Konzern.

Kommentare