Arbeitskräftemangel in der Gastro? Flüchtlinge werden zu Küchenhilfen ausgebildet

Migrantische Arbeitskräfte mussten zu Dumpinglöhnen in der Systemgastronomie oder als Sicherheitskräfte arbeiten (Sujetbild)
22 Teilnehmer an zehn Standorten werden ein Jahr lang in Theorie und Praxis gelehrt.

Die Wiener Pensionisten-Wohnhäuser versuchen mit einer unkonventionellen Initiative den Arbeitskräftemangel in der Gastronomie zu begegnen. Sie bilden seit kurzem 22 Asylwerber, subsidiär Schutzberechtigte und Flüchtlinge zu Küchenhilfen aus. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern soll damit der Eintritt ins Berufsleben erleichtert werden, wie am Mittwoch bei der Präsentation erläutert wurde.

Die Ausbildung dauert ein Jahr, wobei neben Theorieeinheiten auch 20 Stunden pro Woche Praxis-Erfahrung gesammelt werden. Diese finden in den hauseigenen Großküchen statt. Zehn der insgesamt 30 Standorte des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) nehmen teil, sagte Robert Guschelbauer, Bereichsleiter Gastronomisches Management im KWP, in einer Pressekonferenz.

Leichter Berufseinstieg für alle, deren Asylverfahren nicht abgeschlossen ist

Die Idee dahinter: Menschen, die in einem laufenden Asylverfahren sind, sollen während ihrer Wartezeit eine sinnvolle Qualifikation erfahren und bei einem positiven Bescheid dann leichter ins Berufsleben einsteigen können.

Finanziert wird das Projekt zu je einem Drittel vom Arbeitsmarktservice, dem Fonds Soziales Wien und dem KWP. Die Kosten pro Teilnehmer und Jahr betragen 8.909 Euro, was bei 22 Personen in Summe knapp 200.000 Euro ausmacht. Das Angebot richtet sich an vor allem junge Inhaber der Rot-Weiß-Rot-Karte, subsidiär Schutzberechtigte und Personen in der Grundversorgung mit laufendem Asylverfahren.

Eine Art Lehrgeld zusätzlich zum ohnehin ausbezahlten AMS-Taggeld bzw. zur Grundversorgung gibt es während der Ausbildungszeit nicht. "Es ist uns gesetzlich nicht erlaubt, dafür ein Gehalt zu bezahlen", betonte Guschelbauer.

Auf dem Lehrplan steht auch Ernährungslere und Esskultur

AMS-Wien-Chefin Petra Draxl betonte, dass gerade die Systemgastronomie einen guten und niederschwelligen Weg in den Arbeitsmarkt darstelle - nicht zuletzt wegen des aktuellen Mangels in der Branche. Selbst wenn Schutzberechtigte oder Asylwerberinnen und Asylwerber letztendlich einen negativen Bescheid erhalten sollten, hätten sie mit dieser Grundausbildung auch in anderen Ländern eine gute Ausgangsposition.

Gelehrt werden etwa Ernährungslehre und Warenkunde, Grundlagen der Küchenführung und der Küchentechnologie, der Umgang mit Lebensmitteln sowie Grundrezepte und heimische Esskultur. Durchläuft man das Jahr positiv, gibt es am Ende ein Zeugnis sowie ein Hygienepraxis-Zertifikat.

FSW-Geschäftsführerin Anita Bauer machte darauf aufmerksam, dass in der Küchenhilfe-Ausbildung auch Deutschkurse inkludiert sind. "Da wird auch die Fachsprache und ein bisschen Wienerisch unterrichtet", meinte sie. Die nun aufgenommenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen etwa aus dem Iran, Syrien, dem Kongo oder dem Senegal.

Teilnehmer Ramin Hashemi stammt aus Afghanistan und ist laut eigenen Angaben seit vier Jahren in Österreich. Er wünscht sich, nach dem Abschluss der sogenannten Anlehre einen fixen Arbeitsplatz in einer der Küchen des KWP zu bekommen. Diese Möglichkeit gibt es laut Guschelbauer, obwohl man freilich keine Jobgarantie aussprechen könne. Aber sollten Stellen vakant sein, werde man den Absolventinnen und Absolventen einen Job anbieten.

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