"Harmloses kleines Sexstück"
Wenn schon, denn schon. Hedy Kiesler, 1914 in Wien geborene Tochter eines Bankdirektors und einer Konzertpianistin, hörte mit, wie Max Reinhardt am Nebentisch in Superlativen lobte: "Hedy Kiesler ist die schönste Frau der Welt." Wenn man noch keine 18 ist, steigt einem das natürlich zu Kopf. So sehr, dass man dann ablegt. Alles nämlich. Skrupel. Und (Textil-)Stoff.
Diese Szene schrieb Filmgeschichte. Das Gesicht einer Frau in Nahaufnahme und das im Zustand höchster sexueller Erregung. Raffiniert gefilmt von Regisseur Gustav Machaty machten diese Einstellungen die österreichisch-tschechoslowakische Stummfilm-Produktion "Ekstase" zum Skandal-Erfolg des Jahres 1932.
Und die Hauptdarstellerin zum strahlenden Hollywoodstar. Unter dem Namen Hedy Lamarr galt sie bis in die 1950er-Jahre als eine der höchstdotierten Schauspielerinnen. Sie stand mit Spencer Tracy vor der Kamera, mit Clark Gable, James Stewart und mit Charles Boyer. Verfiel dann als Schauspielerin der Vergessenheit, wurde aber hingegen vor Kurzem als Erfinderin wiederentdeckt.
Lady Bluetooth
Gemeinsam mit dem Komponisten George Antheil hatte sie während dem Zweiten Weltkrieg eine Erfindung gemacht, ohne die heute Mobiltelefonie, WLAN oder Bluetooth undenkbar wären - das Frequenzsprungverfahren. Sie erfand es auf der Suche nach einer Möglichkeit, Torpedofunksignale vor feindlichen Störsendern zu schützen.
Als Pre-Opening der am Mittwoch startenden Internationalen Filmfestspiele von Venedig wird heute "Ekstase" in einer originalgetreuen Version gezeigt. Das Resultat gemeinsamer Anstrengungen des Prager Filmarchivs "Narodni Filmovy Archiv" und dem Filmarchiv Austria.
Hedy ohne Ende
Der im Jahr 2000 verstorbenen Erfinderin Hedy Lamarr widmet das Jüdische Museum Wien am Judenplatz vom 27. November bis 10. Mai 2020 die Ausstellung "Lady Bluetooth. Hedy Lamarr". Der besondere Schwerpunkt wird dabei auf ihre Lebensjahre in Wien und in Berlin gesetzt.
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