Die Durchstarterinnen des Jahres
Sie sind jung, vielseitig und fantasievoll. Ob Burgschauspielerin, Pop-Sängerin, Sportlerin oder Autorin: Um Österreichs Jungtalente braucht man sich keine großen Sorgen machen. Es gibt nichts, worin sich diese Frauen und Mädchen nicht auf besondere Weise hervortun. Sei es, dass der Spross einer jahrhundertealten Winzer-Dynastie aus dem Weinviertel an einer neuen Art der Weinerzeugung tüftelt. Oder dass eine Forscherin als Kalender-Girl auf sich aufmerksam macht. Und wenn andere Magazine einen Roboter zum „Mensch des Jahres“ küren, weiß so manches Mädchen von heute, dass ein Roboter ohne menschlichen Input gar nichts kann. Magdalena Patzak von der HTL Braunau etwa hat einem Rasenroboter erst so richtig Beine gemacht. Aber lesen Sie weiter ...
Schauspielerin
Eine Kaiserin war sie schon. Wedekinds „Lulu“ auch. Was also soll da noch kommen? Viel, sehr viel, wenn es nach Marie-Luise Stockinger selbst geht. Denn dem jungen, aus Oberösterreich stammenden Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater „wird schnell langweilig“. Und sie liebt es, Dinge zu organisieren. Nach dem Riesenprojekt „Maria Theresia“ (2017) unter Robert Dornhelm steht sie heuer für ein weiteres Großprojekt vor der Kamera: „Raus aus dem Korsett!“, eine ORF/ ZDF-Produktion zu 100 Jahre Frauenwahlrecht. Wir sind gespannt! Überdreht ging es mit Ayckbourns „Schöne Bescherungen“ ins neue Jahr. Nun ist Aufatmen angesagt: „Jetzt habe ich einige Wochen frei!“ Hat sie neben dem Schauspiel Zeit für anderes? „Die muss man finden, sonst ist das ganze witzlos. Und lesen kann man überall.“
Sophie Lindinger
Musikerin
Wow, was für ein Jahr! 2018 tourte die Sängerin des Electro-Pop-Duos Leyya („Sauna“) mit Kompagnon Marco Kleebauer durch 17 Länder zu 70 Konzerten. Die Nachred’ von Nantes bis Island war erstklassig. Deswegen werden die zwei im ersten Halbjahr 2019 etwas leiser treten und sich „auf das Schreiben neuer Musik konzentrieren“. Bis Leyya wieder live zu sehen sind, ist Sophie als Produzentin umtriebig – etwa für die Band „Don’t Go“ und ihr eigenes Solo-Projekt „My Ugly Clementine“. Das aus Eferding stammende Multitalent hält nichts von Geheimniskrämerei. „Wie auch im Vorjahr möchte ich Workshops für angehende Produzentinnen anbieten. Mir ist wichtig, mehr Frauen zu motivieren, weil dieser Job immer noch eher männlich besetzt ist.“
Sarah-Jane Estermann
Forscherin
Sie könnte mit Sheldon Cooper von „The Big Bang Theory“ über Schrödingers Katze debattieren. Gedankenexperimente sind ihr Ding. Aber statt nur zu parlieren, definiert die 26-jährige Absolventin der TU-Wien Projekte. Ihr aktuelles: „Biologische Gewebe mittels 3D-Druck hinsichtlich ihrer mechanischen Eigenschaften zu imitieren.“ Dazu führt sie Labortests am Technopol Krems durch – an der Abteilung Biomechanik der Karl Landsteiner Privatuni für Gesundheitswissenschaften. Als „November Girl“ des NÖ Jungforscherinnen-Kalenders 2019 gibt sie ihrem Fachbereich ein Gesicht. Und vielleicht bald dem Biomedical Engineering eine neue Anwendung.
Magdalena Patzak
Erfinderin
Genau hinhören müsste man. So wie Magdalena Patzak. Die (nicht mit Filmregisseur Peter Patzak verwandte) HTL-Schülerin aus Braunau schnappte auf, wie ein Bekannter darüber klagte, wie umständlich es sei, für den Rasenroboter extra einen Begrenzungsdraht zu verlegen. Mehr war nicht nötig, schon hatte sie mit Mitschüler Stefan Hangler ein Projekt – ein Maturaprojekt. Für das „Local Positioning System For Autonomous Vehicle“ gab’s den HTL-Oscar. Gratuliere! Jetzt studiert Magdalena in Salzburg Humanmedizin. „Ich sehe es als weitere Möglichkeit, meine beiden Leidenschaften Medizin und Technik zu verknüpfen.“
Katharina Baumgartner
Winzerin
Zwei 14-Stunden-Studientage an der WU in Wien, dann ab in die Weinberge ins Weinviertel. Mit 20 Jahren packt Katharina Baumgartner das Leben so an, als hätte sie drei davon. Denn um das „Bürozeugs“ gut hinzukriegen, hat sie auch noch Jus inskribiert. Der Einsatz lohnt sich längst. 2017 wurde sie bei der „New York International Wine Competition“ gleich für zwei ihrer Grünen Veltliner prämiert – mit Doppelgold. Weil dabei noch Fantasie bleibt, macht sie dem Wein auch Töne. Besser gesagt: Im Vorjahr beschallten Roland Baumgartner und José Feliciano die Fässer während der „Batonnage“, heuer ist es Semino Rossi.
Pia Totschnig
Sportlerin
Schwimmen, Radfahren und Laufen gehören zu den liebsten sportlichen Beschäftigungen der Österreicher. Ist ja schön und gut. Aber auch ganz schön hart, wenn man es so angeht wie die 18-jährige Athletin aus Zirl in Tirol. Sie bewältigte die „Super Sprint“-Distanz (500 m Schwimmen, 12 km Radfahren, 3,3 km Laufen) vor zwei Jahren so rasant, dass sie zur Österreichischen Jugend-Meisterin im Triathlon gekürt wurde. Dementsprechend ging es weiter in der Karriere der jungen Sportlerin. „2017 war Bronze bei den ETU Europameisterschaft der Jugend der größte Erfolg.“ Im Vorjahr gab es für Pia Totschnig eine Doppelbelastung zu bewältigen. Einerseits war Schule, andererseits Sport. Leistung und Leidenschaft. Wäre ja gelacht, wenn Pia das nicht zusammenbrächte – mit Abstrichen.
„2018 lief durch die Matura nicht ganz optimal. Trotzdem konnte ich zum vierten Mal einen ETU Europa Cup gewinnen“, sagt sie. Und formuliert ihre nächsten Vorhaben: „Mein Ziel 2019 ist die Europameisterschaft im niederländischen Weert. Langfristig möchte ich auch in der Eliteklasse internationale Erfolge feiern und 2024 bei Olympia in Paris an der Startlinie stehen.“ Die Chancen dafür stehen gut, denn als Heeressportlerin hat sie nun die Möglichkeit, sich ganz dem Triathlonsport zu widmen. Im Moment ist das Trainingslager in Pula aufgeschlagen und Ende
Jänner geht’s für fünf Wochen nach Fuerteventura. Hasta la vista, Pia!
Nadine Mirada
Curvy-Model
Vorgestern Linz, heute Los Angeles. Und dazwischen London und Monte Carlo. Was sich wie der Fiebertraum eines Teenies nach einer Überdosis Jetset-Glamour-Tratsch anhört, ist für das Model mit Marilyn-Monroe-Kurven und den geerdeten Gefühlen seit zwei Jahren Realität. Und wieso? Weil der End-Twen so aussieht, dass man zwei Mal hinsieht. Und weil Nadine Mirada aus Oberösterreich früh erkannte, dass aus Fun auf Instagram auch global ein Geschäft werden kann. Als allererstes Guess-Model Made in Austria geht sie das Jahr 2019 daher hoch-
diszipliniert an. Denn Guess machte schon Claudia Schiffer zum Weltstar. Ihr nächstes Ziel ist durchaus sportlich: „Ich würde es gerne auf das Cover von ,Sports Illustrated’ schaffen.“ Der Bikini-Ausgabe natürlich.
Laura Freudenthaler
Autorin
Ihr Paradies? Ein Schreibzimmer ohne Internet und Telefon. Denn die Ablenkung lauert überall. Und „Schreiben erfordert auch die Verweigerung, den Rückzug“. Laura Freudenthalers erster Roman, „Die Königin schweigt“ (Droschl), wurde im Vorjahr beim „Festival du premier Roman“ im französischen Chambéry als bester deutschsprachiger Debütroman ausgezeichnet. Am 8. Februar kommt das nächste Buch der gebürtigen Salzburgerin heraus: „Geistergeschichte“. Es geht dabei laut Freudenthaler um eine gewisse Verunsicherung ihrer Protagonistin Anne. Was hingegen sicher ist: Spätestens wenn sie diesen Roman am 22. März bei der Leipziger Buchmesse präsentiert, wird er die Bestsellerliste hinaufklettern.
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