Ein Mann und seine Mission: die Schönheit.
Sie zu zeigen, glaubt man, kann doch keine große Sache sein, wenn einem Stars und Models vom Format und der Gestalt einer Charlize Theron oder einer Milla Jovovich vor der Linse herumtanzen. Na, ganz so schaut es auch wieder nicht aus. Das Wichtigste, was ein Celebrity-Fotograf wie Vincent Peters braucht, ist nämlich Zeit. Besser gesagt, nicht unbedingt er benötigt diese – sondern die Stars und Models.
Denn je prominenter, desto gefüllter der Terminkalender. Anders formuliert: Je schöner, desto stressiger das Leben. Aber auch: desto zickiger.
Vincent Peters kann, wenn schon keine Arie, so zumindest ein Lied davon singen. Wir schreiben das Jahr 2008. Nach wochenlangen Verhandlungen und ausführlichen Telefonaten hatte der Schwarzweiß-Experte aus Bremen Hollywood-Star
Charlize Theron endlich so weit, dass sie für ihn posieren wollte. Ein paar Jahre zuvor war die südafrikanische Schauspielerin für ihre Darstellung einer Serienmörderin in „Monster“ mit dem Oscar ausgezeichnet worden. Der Auftakt zu einer beispiellosen Karriere: 2007 war Theron vom Magazin „Esquire“ zur „Sexiest Woman Alive“ gekürt worden, 2008 sogar zur UN-Friedensbotschafterin. Das Shooting war also megawichtig, mehr noch für den Fotografen als für den Star, versteht sich. Ein New Yorker U-Bahnhof war gemietet und für die Zeit der Fotoaufnahmen gesperrt. Der Kosten wegen jedoch nicht in Manhattan, sondern im gleich angrenzenden Bezirk Brooklyn. Alle waren ready. Alle bis auf Miss Theron. „Charlize geht grundsätzlich nicht nach Brooklyn“, flötete ihr Assistent einem völlig überraschten Vincent Peters aufs Handy. Der war eben erst auf dem John-F.-Kennedy-Airport in New York gelandet und hätte nie damit gerechnet, dass in letzter Sekunde alles über den Haufen geworfen werden sollte.

Ein Mix aus beherzter Courage und spontaner Kreativität bescherte uns dennoch eine Aufnahme von Charlize Theron, die ihresgleichen sucht. Überhastet hatte Vincent Peters ein Studio in Manhattan gebucht, für eine wohlige Raumtemperatur und Lichtdimmung gesorgt. Doch irgendein Extra fehlte noch. Etwas, dass für ein Foto mehr aus Charlize Theron herausholt, als Charlize Theron pur ergeben könnte. Stichwort Überraschung! Vincent Peters: „Ich habe sie dann eben in das Bettlaken aus meinem Hotel gehüllt.“
Und das saß! Obwohl sie darauf vergleichsweise wenig Haut zeigt, erregte Charlize Theron auf diese Weise umso größeres Aufsehen. Ein wenig geplant war die Sache mit dem Stofftuch doch, gibt Peters zu. Denn: „Ich habe zwar immer eine Idee von dem Bild, das ich machen will. Aber man sollte auch den Mut zur Spontaneität zeigen.“
Wenn dann nicht doch jemand einen Strich durch die Rechnung macht. So wie im Fall der Aufnahmen mit der als einigermaßen anstrengend geltenden US-Sängerin Mariah Carey. Angesichts von Vincent Peters wärmte sie zwar immer mehr auf, legte für die Kamera sogar immer knappere Bikinis an. Zum Schluss, so der Fotograf, „war dann es quasi ein
Tesafilm“. Bis ein zackiger PR-Mann alles verdarb. Er ging dazwischen und bestimmte laut und unmissverständlich „No!“. Für das Foto machte es kaum einen Unterschied. Eine halbnackte Mariah Carey ist auch nicht schlechter als eine fast nackte.
Die fast 40 Werke umfassende Einzelausstellung ist noch bis 20. Mai in Berlin zu sehen. Die Schau in der Galerie CAMERA WORK in der Kantstraße 149 ist bei freiem Eintritt zu besichtigen; Di-Sa 11-18 Uhr