Rein in den Job

In der Wiener Gebäudereinigungsakademie trafen sich Unternehmen und Bewerber zum Job Day
Was wäre Wien ohne ihre Heldinnen und Helden im Hintergrund? Vom Bürokomplex über Museen und Verwaltungsgebäude bis hin zu Krankenhäusern – tagtäglich sorgen mehr als 25.000 Reinigungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter für Sauberkeit und Hygiene – und somit auch für die Gesundheit aller Wienerinnen und Wiener. Obwohl es in der systemrelevanten Branche dringenden Bedarf an neuen Arbeitskräften gibt, herrscht ein Personalmangel. Das brachte Gerhard Komarek, Innungsmeister der Landesinnung Wien der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger, auf eine Idee: In Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) entwickelte die Gebäudereinigungsakademie seiner Landesinnung daraufhin einen maßgeschneiderten Kurs, der Asylberechtigte zu Sonderreinigern ausbildet.

Pilotprojekt als Win-Win-Win-Situation
Die Bilanz nach dem ersten Durchgang der zweiwöchigen kostenlosen Ausbildungen kann sich sehen lassen: Mittlerweile haben schon über 130 Teilnehmer den Kurs zum Sonderreiniger erfolgreich absolviert. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist das eine tolle Chance für die Asylberechtigten selbst, die Betriebe und den Staat: Wir versuchen, mit solchen Maßnahmen Win-Win-Win-Situationen zu schaffen“, erklärt Komarek. Besonders stolz ist der Branchenvertreter auf die hohe Anzahl an Teilnehmern, die im Anschluss in der Branche Fuß fassen konnten.
„Aktuell liegt die Quote der Teilnehmer, die nun als Sonderreiniger beschäftigt sind, bei rund 51 Prozent. Das ist außergewöhnlich für solche Projekte, da sind wir wirklich stolz auf unsere Ausbilderinnen und Ausbilder in der Gebäudereinigungsakademie und die engagierten Teilnehmer“, so der Innungsmeister. „Jeder Kurs ist auf eine ganz eigene Art und Weise unterschiedlich. Aber wir arbeiten daran, das Lehrprogramm und unsere Methoden stetig anzupassen und zu verbessern, das ist sicher Teil unseres Erfolgsgeheimnisses“, gibt Kurt Gabriel, Kursleiter in der Gebäudereinigungsakademie, auf die letzten Kurse zurück. „Mit jedem neuen Kurs werden wir effizienter – wir freuen uns, diesen Weg weiterzugehen“, so Gabriel.

Altaan Abdullmenim mit Kursleiter Kurt Gabriel
Job Day – Abschluss mit Urkunde und neuem Job
Ein besonderes Highlight nach Absolvierung der Kurse ist der Job Day in der Gebäudereinigungsakademie. Dort haben die Absolventen die Möglichkeit, sich direkt vor Ort mit potenziellen Arbeitgebern auszutauschen.
Am 19. September 2025 nutzten rund 15 Unternehmen diese Gelegenheit, um die frischausgebildeten Arbeitskräfte persönlich kennenzulernen und für ihre Teams zu gewinnen. „Wir haben bereits sehr gute Erfahrungen mit den Bewerbern und dem Format gemacht, daher sind wir auch jetzt wieder vor Ort. Zwei ehemalige Bewerber arbeiten mittlerweile in unserem Betrieb.
Hoffentlich werden es auch nach heute wieder mehr“, schildert ein Reinigungsunternehmer vor Ort seine positiven Erfahrungen. Im besten Fall können sich die Kursabsolventen bei dem Job Day nicht nur über ihre Kursurkunden, sondern gleich auch über eine neue Stelle in Aussicht freuen. Beim AMS führt man den Erfolg des Projekts auf die Niederschwelligkeit zurück:
Die effiziente Ausbildung und das persönliche Kennenlernen beim Job Day sind eine große Unterstützung für die Asylberechtigten – und für viele Bewerber und Unternehmen einfacher umzusetzen als langwierige, komplizierte Bewerbungsprozesse.
Auch eine Delegation des Arbeitsministeriums war vor Ort, um sich über das Projekt zu informieren. Innungsmeister Gerhard Komarek hofft auf eine weitere erfolgreiche Zukunft – mit September begann bereits die zweite Reihe an Kursen – und will auch andere Branchen zur Eigeninitiative motivieren. „Wir wollen mit dem Projekt auch als Leuchtturm und Ideengeber für andere Branchen fungieren. Wer einen Arbeitskräftebedarf hat, kann proaktiv etwas dafür tun“, so Komarek.

Christoph Guserl (GRAG-GF), Katharina Luger (AMS), Gerhard Pils (BMASGPK), Innungsmeister Gerhard Komarek und Milica Tomic-Schwingenschlögl (AMS).
Wo Sauberkeit Beruf(ung) wird
Expertin oder Experte für Sauberkeit wird man aber nicht einfach so, hier braucht es eine professionelle Ausbildung. Mitten in Liesing, dem 23. Wiener Gemeindebezirk, bietet die Landesinnung der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger Interessierten umfassende Möglichkeiten dafür an – in der Wiener Gebäudereinigungsakademie.

Hochkarätige Schulungsprogramme für Auszubildende
Modernste Ausbildung in Europa
Auf über 1.600 Quadratmetern lässt die modernste Ausbildungsstätte Europas in Sachen Reinigungstechnik keine Wünsche offen. In dem von außen unscheinbaren Firmengebäude können die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer Theorie und Praxis in realistischen Situationen kombinieren. Vom OP-Saal über eine Großküche, einen Aufzug oder gar einen U-Bahn-Waggon – in den vielfältigen Settings lassen sich die verschiedensten Szenarien erproben.
1.000 Teilnehmende pro Jahr
„Wir sind sehr stolz auf die vielen Möglichkeiten, die wir den Auszubildenden in unserer Akademie zum Lernen bieten können“, bekräftigt Christoph Guserl, Geschäftsführer der Wiener Gebäudereinigungsakademie. Von der Basisausbildung bis hin zur Meisterprüfung kann man das Handwerk in Liesing von der Pike auf lernen.
Insgesamt werden 15 verschiedene Kurse angeboten, die das breite Spektrum der Reinigungsbranche abbilden. Rund tausend Menschen absolvieren im Schnitt pro Jahr einen dieser Kurse – im Rekordjahr 2017 waren es sogar 1.400.
