Moderne Medizinprodukte: Können sie alle Wunden heilen?

Ein Verband wird gewechselt.
Zwischen Forschung, Entwicklung und praktischer Anwendung. Wundheilung ist Teamwork zwischen Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften, Betroffenen und ihren Angehörigen sowie der Medizinproduktebranche.

Eine kleine Schramme, ein Schnitt oder eine Blase am Fuß heilen oft nach kurzer Zeit ganz von selbst. Doch immer mehr Menschen sind von Wunden betroffen, die schlechter heilen, Schmerzen verursachen und den Alltag zum Teil deutlich einschränken. Diese sogenannten chronischen Wunden erfordern eine professionelle Wundversorgung, die weit mehr bedeutet, als nur ein Pflaster aufkleben oder einen Verband zu wechseln.

Nach Schätzungen der „Initiative Wund? Gesund! leiden rund 250 000 Menschen in Österreich an einer oder mehreren chronischen Wunden. Noch nicht mitgerechnet sind dabei jene, die in Spitälern oder Pflegeeinrichtungen versorgt werden „Die Zahl der Betroffenen steigt rasant an und wir vermuten, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher ist, sagt Mag. Martina Laschet, Sprecherin der Initiative. 

Von einer chronischen Wunde spricht man, wenn eine Verletzung trotz Behandlung auch nach mehreren Wochen nicht abheilt. Besonders häufig sind es offene Beine, die meist durch Durchblutungsstörungen oder Venenerkrankungen entstehen, sowie Wunden an Füßen, die häufig bei Menschen mit Diabetes auftreten. Auch Druckgeschwüre – in der Fachsprache Dekubitus – zählen zu den typischen chronischen Wunden und treten oft bei bettlägerigen Personen auf.

Eine Frau mit roten Haaren

Mag. Martina Laschet, Sprecherin der „Initiative Wund? Gesund!“

Innovative Produkte und ihre Anwender

„Früher hatten Verbandsmaterialien oder Hautersatzprodukte die primäre Aufgabe, die Wunde lediglich abzudecken. Heute unterstützen moderne Medizinprodukte auch aktiv die Heilung. Sie tragen dazu bei, den Versorgungsaufwand für Ärzte und Pflegekräfte zu reduzieren, wenn beispielsweise Materialien mehrere Tage auf der Wunde belassen werden können. Das spart Arbeitszeit, Kosten und reduziert gleichzeitig schmerzhafte Verbandswechsel für Betroffene. Auf diese Weise können sowohl die Qualität der Behandlung als auch der Komfort deutlich erhöht werden“, bringt Univ.-Prof. Dr. Lars-Peter Kamolz, MSc., Leiter der Klinischen Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, Universitätsklinik für Chrirugie, des LKH-Universitätsklinikum Graz und der Medizinischen Universität Graz, die Vorteile von Innovationen auf den Punkt.

Univ.-Prof.Dr. Lars-Peter Kamolz,MSc., Leiter der Klinischen Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, Universitätsklinik für Chrirugie, des LKH-Universitätsklinikum Graz und der Medizinischen Universität Graz

Univ.-Prof.Dr. Lars-Peter Kamolz,MSc., Leiter der Klinischen Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie, Universitätsklinik für Chrirugie, des LKH-Universitätsklinikum Graz und der Medizinischen Universität Graz

Der Mediziner betont auch, wie wichtig ein besseres Verständnis davon ist, was in einer Wunde tatsächlich passiert. „Die Zukunft wird dahin gehen, die Wundheilung noch gezielter zu beeinflussen, nicht nur im Hinblick auf den Heilungsprozess, sondern auch auf Faktoren wie die Narbenbildung. Verbände können heute bereits die Heilung steuern, Komplikationen verhindert und die Regeneration optimieren.“

Derzeit forschen Kamolz und sein Team intensiv an modernen Verbandsmaterialien, die zum Beispiel ihre Farbe verändern, wenn ein Infekt oder eine Chronifizierung droht. Die Zusammenarbeit mit der Industrie ist für ihn absolut entscheidend, denn: „Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Medizinprodukte werden immer strenger. Firmen müssen viel genauer belegen, wie ihre Produkte wirken, und nur gemeinsam können wir innovative und neue Ergebnisse aus der Forschung und Entwicklung zu den Patienten bringen.“

Gemeinsam für bessere Wundheilung

Um die Versorgung zu optimieren, braucht es daher Teamwork, denn nur im multiprofessionellen und multidisziplinären Team kann die optimale Versorgung von Wundpatienten gelingen. Medizinisches und pflegerisches Personal mit hoher Expertise in der Wundversorgung ist von der Diagnose über die Auswahl und Verordnung der Produkte, der Verlaufskontrolle bis hin zur Dokumentation von Veränderungen und der Beratung von Betroffenen und ihre Angehörigen gefragt. Und schließlich sind es die Unternehmen der Medizinproduktebranche, die dazu beitragen, dass innovative Produkte und Materialien entwickelt werden und auf den Markt sowie zu den Patienten kommen.

„Gerade wenn es um hochinnovative und oft auch kostenintensive Materialien geht, beginnt deren Einsatz meist in großen Kliniken oder Universitätskliniken, wo die Expertise vorhanden ist. Von dort aus finden sie dann den Weg in die Ordinationen. Das ist ein Prozess, der von Anfang an mit der Aus- und Weiterbildung der Ärzteschaft und Pflege begleitet werden muss“, sagt Kamolz.

KommRatMag. AlexanderHayn, MBA, Obmann für den Medizinproduktehandel in der Wirtschaftskammer Wien

KommRatMag. AlexanderHayn, MBA, Obmann für den Medizinproduktehandel in der Wirtschaftskammer Wien

„Die Medizinproduktebetriebe und -händler sorgen auch dafür, dass die Produkte nicht nur höchsten Standards entsprechen, sondern immer vorrätig sind“, beschreibt KommRat Mag. Alexander Hayn, MBA, Obmann für den Medizinproduktehandel in der Wirtschaftskammer Wien, den Markt. Eine wichtige Rolle spielen die Medizinprodukteberater, die helfen, aus der Vielfalt der Produkte jene für die optimale Therapie zu finden. Es ist daher nicht die Zeit, die sprichwörtlich alle Wunden heilt, sondern professionelles Teamwork – und moderne Medizinprodukte sind ein Teil davon!

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