Bauen mit (künstlichem) Verstand

Neben diversen Workshops plant die ZAB auch Pilotprojekte zu starten, die noch praxisnäher KI in der Baubranche veranschaulichen sollen.
Drohnen fliegen über eine Baustelle. Sie machen Fotos und eine Künstliche Intelligenz (KI) wertet diese in sekundenschnelle aus, um Daten zum Bau-Fortschritt an den Baumeister zu schicken. Das ist nur ein Beispiel von vielen, wie die KI künftig in der Baubranche eingesetzt werden kann. „KI-Systeme können in der Planungsphase hunderte Entwurfsvarianten erstellen.
Sie können die gesamten Dokumentation vereinfachen oder KI-Modelle können Bauverzögerungen prognostizieren und empfehlen Gegenmaßnahmen“, erklärt Ing. Georg Hanstein. Er ist Bereichsleiter der Abteilung „Digitalisierung & Innovation“ der Zukunftsagentur Bau (ZAB).
Chancen
Gemeinsam mit Hansteins Team und der Universität für Weiterbildung Krems entstand eine aktuelle Studie zur „Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Baugewerbe“, wie digitale Technologien in der Bauwirtschaft zielgerichtet und gewinnbringend eingesetzt werden können. „Die Studie zeigt klar, dass die Bauwirtschaft im Vergleich zu anderen Branchen ein enormes Aufholpotenzial hat, wenn es um den Einsatz von KI geht. Gerade weil viele Betriebe noch am Anfang stehen, bieten sich große Chancen, vorausgesetzt, die Umsetzung wird strategisch und praxisnah gestaltet“, erklärt Harald Kopececk, ZAB-Geschäftsführer.
Die Studie basiert auf einer umfassenden Literatur- und Technologierecherche sowie einer Fokusgruppendiskussion mit Vertreter*innen der gewerblichen Bauwirtschaft. Als größte Hemmnisse wurden Fachkräftemangel, mangelnde Schnittstellen bei digitalen Tools und fehlende Ressourcen bei KMU identifiziert.
Gleichzeitig zeigen Fallbeispiele, wie durch KI-Baustellen effizienter überwacht, Projektverzögerungen reduziert und Planungsprozesse beschleunigt werden können. Hanstein: „Wir bekommen sehr viele Anfragen von Baubetrieben. Sie wollen wissen, wie die KI sie unterstützen kann, um effizienter zu arbeiten, aber auch um Mitarbeiter zu entlasten und den Fachkräftemangel auszugleichen. Das Interesse ist auf jeden Fall da. Wir sehen aber auch, wie sehr es in der Branche an Wissen fehlt.“

„Wir bekommen sehr viele Anfragen von Baubetrieben. Sie wollen wissen, wie die KI sie unterstützen kann, um effizienter zu arbeiten, aber auch um Mitarbeiter zu entlasten,“ so Ing. Georg Hanstein Zukunftsagentur Bau.
Handeln
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bauwesen weltweit an Dynamik gewinnt – insbesondere in Ländern wie den USA, Japan und den nordischen Staaten, wo großflächige Pilotprojekte, datenbasierte Baustellensteuerung und automatisierte Planungsprozesse bereits Realität sind. Die Studie betont, dass Österreich hier rasch aufholen muss, um den Anschluss nicht zu verlieren.
„Der Blick in andere Länder zeigt, wo Politik, Bildung und Wirtschaft koordiniert handeln, entstehen erfolgreiche KI-Anwendungen. Für den heimischen Bausektor bedeutet das: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Erfahrungen zu sammeln, Netzwerke aufzubauen und zukunftsfähige Lösungen aktiv mitzugestalten“, so Dipl.-Ing. Anton Rieder, Bundesinnungsmeister-Stellvertreter.
Ausbildung
Der erste Schritt, so laut Experten, stellt die Wissensvermittlung dar. „Bau-Unternehmen müssen mehr in Schulungen und Weiterbildungen in den Bereich investieren“, sagt Hanstein. Neben diversen Workshops plant die ZAB auch Pilotprojekte zu starten, die noch praxisnäher KI in der Baubranche veranschaulichen sollen.
Als Ergänzung zur Studie wurde auch ein Leitfaden zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Baugewerbe veröffentlicht. Dieser richtet sich insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen und beantwortet praxisnah Fragen zur Einführung von KI: Wie können erste Pilotprojekte umgesetzt werden? Welche Weiterbildungsangebote sind sinnvoll? Welche rechtlichen Grundlagen sind zu beachten?
Zentrale Empfehlungen im Leitfaden umfassen den Aufbau eines grundlegenden Verständnisses für Künstliche Intelligenz in den Betrieben, die Schaffung einheitlicher Datenstandards sowie die Umsetzung begleiteter Pilotprojekte mit skalierbaren KI-Tools. Darüber hinaus wird die Förderung von Schnittstellenkompetenz zwischen Gewerbe, IT und Planung betont. Rupert Redl, Co-Autor der Studie: „Der Leitfaden bringt die Ergebnisse auf den Punkt: Nicht die größte Lösung zählt, sondern die richtige zur richtigen Zeit. Die Bauwirtschaft braucht keine Visionen aus dem Silicon Valley, sondern Werkzeuge für den Arbeitsalltag.“
Für Unternehmen bietet die KIRA in Kooperation mit der Bauakademie ein Onlinetraining für die unterschiedlichsten KI-Tools an: kira-kurs.eu/bauakademie

KI-Führerschein für die Bauwirtschaft
Die neue EU-Verordnung zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (EU AI Act) bringt klare Regeln für den beruflichen Umgang mit KI-Systemen. Die Schulung „KI-Führerschein für die Bauwirtschaft – Künstliche Intelligenz rechtssicher & praxisnah einsetzen“ vermittelt anschaulich und verständlich, wie Künstliche Intelligenz in der Bauwirtschaft eingesetzt werden kann – und was dabei rechtlich zu beachten ist, damit KI eingesetzt werden darf.
Anhand von konkreten Anwendungsfällen lernen KI-Führerschein für die Bauwirtschaft Teilnehmende in dem Workshop, wie KI-Technologien funktionieren, wo deren Nutzen liegt und wie man das Unternehmen jetzt strategisch vorbereiten kann. Besonderer Fokus liegt dabei auf praktischen Beispielen und Anwendungsfällen, die den Transfer in den eigenen beruflichen Alltag erleichtert.
Anmeldung
Der Workshop ist kostenlos und findet am 19.01.2026 von 13.00-16.30 Uhr statt. Anmeldung zu dem Workshop, aber auch zu anderen Veranstaltungen findet man unter: zukunftbau.at/veranstaltungen

Workshops rund um die KI werden immer gefragter.
Der Leitfaden zur Anwendung von künstlicher Intelligenz im Baugewerbe beleuchtet die zentralen Chancen, die KI für Bau-Unternehmen bietet, wie beispielsweise Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen, geht aber auch auf die damit verbundenen Herausforderungen ein.
Strukturiert um zentrale Leitfragen und basierend auf europäischen Quellen, insbesondere dem EU AI Act, liefert dieser Leitfaden konkrete Handlungsempfehlungen, um den Einsatz von KI im österreichischen Baumeisterbetrieb strategisch zu planen und umzusetzen. Der Leitfaden kann hier abgerufen werden.