Wir leben Landwirtschaft: Pflanzenschutz am Beispiel Erdäpfelkäfer

Ein Kartoffelkäfer sitzt auf einem Blatt einer Pflanze.
Diese Folge von „Wir leben Landwirtschaft“, eine Serie der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, zeigt, dass bäuerliche Betriebe durch zunehmende gesetzliche Einschränkungen beim Pflanzenschutz in immer größere Schwierigkeiten geraten.

Mit Schädlingen hatte man in der Landwirtschaft schon immer zu kämpfen. Um die Ernte zu sichern, wurden neben anderen Maßnahmen wirksame Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Da die Anzahl der zugelassenen Mittel jedoch abnimmt, haben heimische Bäuerinnen und Bauern immer weniger Möglichkeiten, ihre Pflanzen zu schützen. Dies hat zur Folge, dass der Erdäpfelkäfer wieder zu einer Plage auf dem Feld geworden ist.

Die Populationen dieses Schädlings sind in den letzten Jahren geradezu explodiert und machen sich nicht nur über die Erdäpfel auf den Anbauflächen der Landwirtschaft her, sondern dringen mittlerweile vermehrt auch in private Gärten ein, wo sie das dort angebaute Gemüse fressen.

Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.

Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, schlägt Alarm, denn immer mehr effektive Pflanzenschutzmittel verlören ihre Zulassung, wodurch die Arbeit auf dem Feld enorm erschwert werde. Man laufe Gefahr, die Produktion von Lebensmitteln in Österreich und Europa nicht mehr aufrecht erhalten zu können und in der Folge auf Importe aus Ländern angewiesen zu sein, wo eben jene Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kämen, die heimischen Betrieben verboten seien. 

Erdäpfelanbau in der Krise: Weniger Schutz, mehr Schädlinge – eine gefährliche Entwicklung

Anita Kamptner von der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau

Anita Kamptner von der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau

Eine zusätzliche Erschwernis beim Anbau heimischer Erdäpfel spricht Anita Kamptner von der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau an. So seien die derzeit noch zugelassenen Pflanzenschutzmittel nicht nur insgesamt weniger geworden, sondern auch qualitativ deutlich weniger potent als früher. Vor zehn Jahren habe man über den Erdäpfelkäfer gar nicht viel diskutiert, weil man ihn ganz gut im Griff gehabt habe. Heute stellt sich die Lage ganz anders dar.

Michael Bachl, Landwirt in Streitdorf

Michael Bachl, Landwirt in Streitdorf.

Michael Bachl, Landwirt in Streitdorf, bringt das Dilemma so auf den Punkt: „Einerseits haben wir weniger Mittel, andererseits mehr Erdäpfelkäfer. Das ist eine sehr schlechte Kombination.“ Habe früher ein einmaliger Einsatz der Pflanzenschutzmittel auf dem Feld genügt, um den Schädling wirksam zu bekämpfen, so wäre dafür heute der zwei- bis dreifache Aufwand nötig. Auch sei es viel wichtiger geworden, beim Einsatz der Mittel den richtigen Zeitpunkt genau zu erwischen, da man sonst den entstandenen Schaden über das ganze restliche Jahr mittziehen müsse.

Gefährdete Ernte: Wie fehlender Pflanzenschutz heimische Lebensmittel und Bäuerinnen und Bauern unter Druck setzt

Noch ein wichtiger Aspekt ist zu bedenken: Durch die Verminderung der zugelassenen Wirkstoffe in den Mitteln ist auch deren abwechslungsreicher Einsatz zunehmend schwieriger, wodurch sich die Käfer viel schneller anpassen und Resistenzen entwickeln können. Die erwünschte Schutzwirkung für eine erfolgreiche Ernte nimmt dadurch weiter ab. 

Der Gesetzgeber ist also dringend gefordert, für faire Wettbewerbsbedingungen und die gesicherte Versorgung mit Grundnahrungsmitteln zu sorgen, denn die ersten Gemüsearten sind schon aus der heimischen Produktion verschwunden. Kohlsprossen etwa können wegen fehlenden effektiven Pflanzenschutzmöglichkeiten kaum noch angebaut werden. 

Wenn nicht rasch gehandelt wird, steht bald beides auf dem Spiel: die wirtschaftliche Existenz von Bäuerinnen und Bauern und die Versorgung mit gesunden heimischen Lebensmitteln in ganz Österreich.

Hier sehen Sie: Folge 15 der Serie „Wir leben Landwirtschaft“ der Landwirtschaftskammer Niederösterreich

Pflanzenschutz am Beispiel Erdäpfelkäfer