Pensionsvorsorge für Frauen: Vorsprung statt Lücke

Junge Frauen denken selten an die Pension, doch frühzeitige Vorsorge ist wichtig für die finanzielle Sicherheit im Alter.
Frauen in Österreich stehen im Alter deutlich schlechter da als Männer. Der Equal Pension Day 2025 fiel österreichweit bereits auf den 7. August: Ab diesem Tag haben Männer rechnerisch so viel Pension erhalten, wie Frauen erst bis Jahresende bekommen. Die Differenz beträgt rund ein Drittel – das sind durchschnittlich 727 Euro brutto weniger pro Monat. Die Botschaft bleibt gleich: Ohne zusätzliche Vorsorge wird der gewohnte Lebensstandard im Alter für viele Frauen schwer zu halten sein. „Der Gender Pay Gap von heute ist die Pensionslücke von morgen – und das betrifft fast jede Frau“, warnt Sonja Brandtmayer, Generaldirektor-Stv. der Wiener Städtischen.
Ursachen klar
Die Gründe liegen weniger bei den einzelnen Frauen, sondern vielmehr in den strukturellen Rahmenbedingungen: Teilzeit, Care-Arbeit, Branchen mit niedrigen Einkommen. Diese Muster prägen weibliche Erwerbsbiografien und schlagen sich direkt in den Pensionskonten nieder. Ein Blick auf das Pensionskonto zeigt die Dimension: Eine 30-jährige Frau hat durchschnittlich 326 Euro brutto gutgeschrieben, eine 45-Jährige 735 Euro, eine 55-Jährige 1.075 Euro. Diese Zahlen machen die Differenz zum letzten Einkommen sichtbar. Frauen sind also dreimal so oft von Altersarmut betroffen wie Männer.
Viele Frauen verlassen sich darauf, dass Partner oder Familie im Alter unterstützen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Trennungen, Scheidungen oder Pflegefälle verändern Lebensläufe abrupt. Allein in Österreich endet mehr als jede dritte Ehe in einer Scheidung. Wer dann keine eigene Vorsorge aufgebaut hat, gerät leicht in Abhängigkeit. Finanzielle Selbstbestimmung muss daher aktiv gestaltet werden. Verschärfend kommt hinzu, dass Frauen im Schnitt fast fünf Jahre länger leben als Männer – und damit länger mit einer ohnehin niedrigeren Pension auskommen müssen. Die Notwendigkeit privater Vorsorge wird damit unübersehbar.
Jetzt handeln
Wer spät beginnt, muss deutlich mehr einzahlen, um aufzuholen. Umso wichtiger ist es, Vorsorge nicht aufzuschieben. „Je früher Frauen aktiv werden, desto größer ist der Effekt. Jeder Euro von heute ist ein Stück Freiheit von morgen“, fasst Brandtmayer zusammen.
Welche Form der Vorsorge sinnvoll ist, hängt von Lebensphase, Risikoneigung und Budget ab. Jüngere Frauen können stärker auf Fonds setzen, später gewinnen Sicherheit und Garantien an Gewicht. Selbst kurz vor der Pension lassen sich mit Einmalerlägen noch Zusatzpensionen schaffen. Entscheidend ist nicht die perfekte Lösung, sondern ein tragfähiger Plan. Vorsorge bleibt ein dynamischer Prozess: Gehaltserhöhungen oder Lebensereignisse sind gute Momente, die Prämie zu erhöhen. Ein regelmäßiger Check alle ein bis zwei Jahre stellt sicher, dass man auf Kurs bleibt.
Beratung nutzen
Erfahrene Beraterinnen und Berater helfen, eine individuelle Vorsorgestrategie zu entwickeln und sie regelmäßig zu überprüfen. Ebenso wichtig ist es, Frauen stärker für die Tragweite finanzieller Weichenstellungen zu sensibilisieren. Wer über Möglichkeiten und Konsequenzen informiert ist, handelt mit mehr Selbstvertrauen und Weitblick im Alltag wie in der Zukunft. „Vorsorge ist nicht nur ein Instrument persönlicher Sicherheit, sondern auch ein Beitrag zur Gleichstellung und ein Motor gesellschaftlichen Fortschritts“, betont Brandtmayer.