Wiener Seife – Eine Fusion aus Alt und Neu

Wiener Seife – Eine Fusion aus Alt und Neu
Die Seife begleitet den Menschen bereits seit Hunderten von Jahren in vielfältiger Hinsicht: Neben dem besonderen Hautgefühl genießt manch einer den betörenden Duft von edlen Duftessenzen und auch der haptische Sinn beim Aufschäumen des Seifenstücks auf der Haut wird angesprochen.

Spätestens seit der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen „Zuhause-Bleiben“ genießt das traditionelle Stück Seife wieder mehr Präsenz in unseren Köpfen - und das nicht nur aufgrund des Reinigungsaspekts. Die Vielfalt an Herstellungsmöglichkeiten hat schon den ein oder anderen Hobby-Bastler kreativ werden lassen. Viel mehr als nur ein temporärer Zeitvertreib sind die Geschäfte „Wiener Seife“ von Sonja Baldauf, die bereits seit 2006 mit liebevoller Hand und persönlicher Beratung in Wien geführt werden.

Handwerkskunst, die lange währt

Erstmals erwähnt vor 5000 Jahren im südlichen Mesopotamien, erkannte das Volk der Sumerer durch zufälliges Vermengen von Ölen mit Asche besondere Eigenschaften – die eigentliche reinigende Wirkung wurde jedoch erst von den Römern festgestellt. Und so begann die Geschichte der Seife durch alle Kulturen unserer Welt. Ob es bei den Ägyptern, Griechen oder Römern war, die Seife war immer dabei und Bestandteil des täglichen Lebens. Zeitweise wurde die Seife auch als Heilmittel verwendet, bevor ihre Verwendung im Mittelalter wieder ins Stocken geriet. Die Ansicht, dass Wasser nicht zum Waschen da sei, sowie ein grundlegender Rückgang der Körperhygiene begünstigten den Ausbruch von Pest und Cholera. Dieser Tiefschlaf hielt bis zum 17. Jahrhundert an.

Mit zunehmendem Wissen über medizinische und chemische Zusammenhänge und der bald darauf einsetzenden Industrialisierung erlebte die Seife ihr Comeback.
In ganz Europa schossen hunderte Seifensiedereien aus dem Boden und buhlten mit innovativen Ideen und Herstellungsverfahren um die Gunst der immer größer werdenden Kundschaft. Aber bereits Ende des 19. Jahrhunderts setzte der Prozess ein, der die kleinen Hersteller verschwinden und die Großen immer größer werden ließ. So führte ökonomischer Druck dazu, dass Großanlagen das Geschäft übernahmen und wir heute vor schier endlosen Regalen mit farbenfrohen Plastikflaschen stehen.

Zurück zu den Wurzeln

Bei  der „Wiener Seife“ von Sonja Baldauf wird auf den Erhalt des traditionellen Handwerks gesetzt. Unter Verwendung einer geheimen Rezeptur, überliefert vom letzten Wiener Seifensieder Friedrich Weiss, werden die Seifen nach dem schonenden Kaltrührverfahren in sorgfältiger Handarbeit hergestellt.
Seifensieder Christoph Hegglin, der Sonja Baldauf auch privat seit drei Jahrzehnten begleitet, nutzt dieses schonende, jedoch arbeitsaufwendige Verfahren, damit die Wirkung der  Inhaltsstoffe in der Seife erhalten bleibt. 
Als Basis für alle Rezepturen dient Kokosöl in Bio-Qualität. Dieses wird mit der Lauge vereint, der Verseifungsprozess beginnt.

Unter Einsatz von hochwertigen Rohstoffen wie pflegenden Ölen, Duftessenzen oder Pflanzenextrakten sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Bei der Herstellung verzichtet die Manufaktur komplett auf chemische Zusätze, Mineralöle, Emulgatoren oder Konservierungsstoffe. Dafür finden Schätze aus der Natur wie z.B. Heilerde, Salz oder Safranblüten, möglichst aus kontrolliert biologischem Anbau, ihren Weg in die Wiener Seife und sorgen so für ein Erlebnis für alle Sinne. Nicht nur die Hände, sondern auch der Körper, das Gesicht und die Haare können so gereinigt werden. Selbst Zähneputzen ist möglich.

Wiener Seife – Eine Fusion aus Alt und Neu

Die fertige Seifenmasse wird in Holzkisten gegossen, reift mehrere Tage darin und wird anschließend auf einer über 130-jährigen gusseisernen Schneidemaschine von Hand in Form geschnitten. Ein Kleid aus Pergamentpapier und eine klassische, elegante Banderole zieren die Seifenstücke. So steckt neben viel Handarbeit auch viel Wiener Charme in jedem Stück Wiener Seife.

Einige nicht wegzudenkende Sorten des legendären Friedrich Weiss führt die Wiener Seife weiter, z.B. Weihrauch und Sisi Veilchen. Andere Sorten hat das Familienunternehmen  selbst entwickelt und zählt mittlerweile über 70 kunstvoll zusammengesetzte Seifensorten in seinem Portfolio.
Wer beispielsweise ein besonderes Geschenk oder eine Sonderanfertigung sucht, kann sich vertrauensvoll an die Seifenmanufaktur wenden. So kann die Seife mit einem Logo versehen oder die Banderole individuell gestaltet werden. Kundenwünsche bleiben keine offen.

Wiener Seife breit gefächert – auch in der Schweiz

Neben einem Besuch in der Herrengasse im ersten Wiener Gemeindebezirk, freut sich das Team um Sonja Baldauf auch über einen Besuch am Hauptstandort in der Hintzerstraße 2 im dritten Bezirk – erst kürzlich wurde das dortige Seifengeschäft um eine eigene Greisslerei erweitert. Hier findet man eine Ergänzung des Sortiments und kann „alles, was zur Seife gehört“ erwerben.

Die Wiener Seife ist zudem seit 2017 in einer kleinen, charmanten Boutique in Arth am See in der Schweiz zu finden. Das Geschäft steht unter der Leitung von Tochter Caroline Baldauf, die auch die Gründerin der Wiener Seife Schweiz GmbH ist. Neben ihrer sorgfältigen Beratung vor Ort kümmert sich Caroline Baldauf um das Qualitätsmanagement und die Weiterentwicklung des Familienunternehmens.

Auch ein Besuch in der Seifenmanufaktur im 10. Bezirk lohnt sich, zum Beispiel im Werksladen, der jeden ersten Samstag im Monat geöffnet hat und wechselnde Angebote und Aktionen bietet. Und wer gerne einmal hinter die Kulissen der Seifenherstellung schauen möchte, kann sogar die Seifenmanufaktur nach Anmeldung besuchen. Hier erlebt man auf einer Fläche von über 1000 m² exklusive Einblicke in die Kunst des Seifensiedens.
Ein anschließender Besuch im hauseigenen Museum rundet das Erlebnis ab und lässt keine Fragen zur Geschichte der Seife unbeantwortet.

Wiener Seife – Eine Fusion aus Alt und Neu

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