Was können wir gegen weibliche Genitalverstümmelung unternehmen?

Awas Erfahrung hat sie zu einer starken Aktivistin gegen FGM/C in ihrer Gemeinde gemacht. Sie ist fest entschlossen, dass ihre eigenen und andere Kinder nicht den gleichen Schmerz wie sie erleiden sollen. Die 30-jährige Awa aus Burkina Faso ist Mutter von vier Kindern und wurde als junges Mädchen beschnitten. Sie hatte Glück und überlebte den Eingriff. Aber nach der Geburt ihres dritten Kindes wurde sie sehr krank.
Ich war sechs Jahre lang extrem eingeschränkt. Es war schwierig zu sitzen und zu laufen. Ich konnte nicht arbeiten. All das war eine Spätfolge der Beschneidung im Kindesalter
Was ist weibliche Genitalverstümmelung/Beschneidung (FGM/C)?
Circa 200 Millionen Mädchen und Frauen auf der Welt sind von FGM/C betroffen. Unter female genital mutilation and cutting versteht man alle Eingriffe, die an den weiblichen Genitalien vorgenommen werden, die aus kulturellen Zwecken durchgeführt werden, aber keinem medizinischen Zweck dienen. Es geht bei der Praktik vor allem um die Kontrolle und Unterdrückung der weiblichen Sexualität.
Die teilweise oder ganze Beschneidung und Verstümmelung der äußeren weiblichen Genitalien dient dazu, die sexuelle Selbstbestimmtheit von Mädchen zu kontrollieren. Es entspringt dem patriarchalen Rollenverständnis, in dem Männer die sexuelle und reproduktive Kontrolle über Frauen ausüben. In vielen Ländern ist FGM/C Voraussetzung für eine Heirat und es besteht ein Zwang in der Gemeinschaft, zur Bewahrung der Familienehre, aber auch zur Identitätsstiftung und für mehr soziale Akzeptanz als Mitglied der Gemeinschaft. Weibliche Genitalien werden oft als unrein dargestellt.

Da Väter einen entscheidenden Einfluss darauf haben, ob ihre Töchter früh verheiratet werden, ist es wichtig, sie in die Projektaktivitäten einzubeziehen.
Jedes Jahr sind drei Millionen Mädchen gefährdet, beschnitten zu werden. FGM/C wird vor allem in einigen Ländern Afrikas, Asien und des Mittleren Osten praktiziert. Mit der globalen Migration ist diese Tradition jedoch mittlerweile auch in Europa angekommen.
Eine Tradition mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen!
Die Beschneidungen werden oft unter unhygienischen Bedingungen und ohne Narkose durchgeführt und haben sowohl kurzfristig aber auch langfristig schwerwiegende Folgen.
Hierzu zählen heftige Blutungen, Infektionen, Schädigungen der Harnwege sowie der reproduktiven und sexuellen Organe. Später können Komplikationen bei der Geburt und ein höheres Risiko für die Übertragung von HIV hinzukommen. Vielen Mädchen und Frauen, die beschnitten wurden, fehlt der Zugang zu einer angemessenen medizinischen Versorgung.
Welche Formen der weiblichen Genitalverstümmelung gibt es?
Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet zwischen den folgenden vier Hauptkategorien, die von der teilweisen bzw. vollständige Entfernung des äußeren Teils der Klitoris, über Vernähen/Verengen der vaginalen Öffnung mit oder ohne Entfernung eines Teils oder sogar der gesamten äußeren Genitalien.
Weil die Genitalverstümmelung je nach regionalen Bräuchen unterschiedlich durchgeführt wird und die Körper der Mädchen und Frauen alle einzigartig sind, gibt es bei der Umsetzung der Praktik große Unterschiede in Bezug auf Umfang und Methode. Nicht jede Art der FGM/C kann eindeutig den genannten Typen zugeordnet werden.
Was kann man tun gegen FGM/C?
Das Ziel der Kinderrechtsorganisation Plan International ist, dass allen Kindern und Jugendlichen das Recht zugestanden wird, eigenständige und informierte Entscheidungen über ihre sexuelle Gesundheit selber treffen zu können. Hierfür hat Plan International zahlreiche Projekte entwickelt, die in den Familien ansetzen, aber auch die Gemeinden bis hin zu Kommunal- und Regierungsbehörden einbeziehen.
Plan International will Entscheider:innen motivieren, gegen schädliche Normen vorzugehen: mit Aufklärung über die Risiken von weiblicher Genitalverstümmelung, Schulungen von Eltern und Betreuungspersonen zum Thema Sexualität, mit generationsübergreifenden Dialogen sowie Gesprächen mit religiösen Führungspersonen und Gesundheitsdienstleistern.

In Jugendclubs sprechen Mädchen und Buben über sexuelle Gesundheit, FGM/C und Familienplanung
Die Kinderrechtsorganisation Plan International sieht das Recht auf sexuelle und reproduktive Gesundheit als eine der Grundbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben. Das Ziel der Organisation ist es, dass alle Kinder und (jungen) Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen sollen und die Chance haben, alle ihr Rechte wahrnehmen zu dürfen.
Das Recht über den eigenen Körper selbst zu bestimmen, wie Sexualität erlebt wird, ob und wann eine Frau Kinder bekommt und ob sie heiratet, ist für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit. Plan International setzt auf die Ausbildung von sogenannten „Youth Advocates“, mutigen jungen Menschen, die für ihre Rechte eintreten und in Gemeinden und Schulen Vorträge und Schulungen für die Rechte von Mädchen halten. Engagierte Jugend-Botschafter: innen machen gegen Frühverheiratung und Teenagerschwangerschaften mobil. Sie bewirken dabei viel, denn ein Wandel in der Gesellschaft kann nur von innen passieren.

Die sicheren Räume bieten Mädchen und Buben einen geschützten Ort, wie sie etwa mithilfe von Spielen über die negativen Folgen von FGM/C aufklären.
Über fünf Millionen Mädchen profitierten im Jahr 2022 von Verbesserungen im Bereich der sexuellen Gesundheit durch die Programme von Plan International. In Guinea beispielsweise konnte ein Plan-Projekt erreichen, dass 20% weniger Mädchen beschnitten wurden. 3.450 Mädchen haben alternative Initiationsriten durchlaufen und konnten so vor der Beschneidung bewahrt werden.
In Burkina Faso ist FGM/C zwar seit 1998 gesetzlich verboten, doch werden immer noch drei von vier Mädchen an ihren Genitalien verstümmelt. Plan International und die Stiftung Hilfe mit Plan Österreich setzt sich gemeinsam mit der Agentur der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) seit 2018 in der Region Boucle de Mouhoun in Burkina Faso dafür ein, dass in Dialogen und Gesprächsrunden alle Beteiligten davon überzeugt werden, die Praktik FGM/C nicht mehr durchzuführen.
Dazu spricht Plan International sowohl mit Kindern und Jugendlichen, Eltern und Großeltern als auch mit den Dorfvorstehern und den Beschneiderinnen über die negativen Folgen weiblicher Genitalverstümmelung. Vor dem Projektstart war FGM/C noch ein absolutes Tabuthema, das hat sich durch die vielen Film- und Theateraufführungen, Radiosendungen und Diskussionen bereits stark geändert.
Plan International entwickelte auch in gemeinsam Workshops mit Jugendlichen eigene Aufklärungsmaterialien, die jetzt in den Jugendgruppen verwendet werden. Sehr wichtig ist auch die operative und psychosoziale Betreuung von Frauen, die massiv unter den Folgen von FGM/C leiden.

Geschulte Gemeindeberater:innen klären Kinder und Jugendliche auf spielerische Weise über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte auf.
Ägypten hat weltweit eine der höchsten Raten weiblicher Genitalverstümmelung, neun von zehn Mädchen und Frauen sind dort beschnitten. Oberägypten gehört zu den konservativsten und traditionellsten Gebieten des Landes. Plan International arbeitet auch dort gegen die negativen Folgen von schädlichen Praktiken wie FGM/C und Frühverheiratung. Ziel ist es, dass sich Mädchen und Buben für ihre Rechte und die Abschaffung dieser Praktiken einsetzen.
Mit Ihrer Spende helfen Sie Mädchen und jungen Frauen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen! Gemeinsam mit Plan International können Sie sich dafür einsetzen, die grausame Praktik von weiblicher Genitalverstümmelung zu beenden.
JETZT spenden für FGM/C Projekte in Burkina Faso oder Ägypten!